Für Schalke-Coach Jens Keller war die 0:4-Niederlage beim FC Bayern die zweite Pleite in Folge
Für Schalke-Coach Jens Keller war die 0:4-Niederlage beim FC Bayern die zweite Pleite in Folge

Kriselnde Keller-Kinder

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München - Am Ende mussten die Schalker auch noch den Spott der Bayern-Anhänger ertragen. Das Nullvier, das sowohl im Vereinswappen als auch auf der Anzeigetafel prangte, lud förmlich dazu ein, dem angeschlagenen Konkurrenten auch noch zu verunglimpfen.

Pleiten, Pech und Pannen

Dabei waren die Verbalinjurien des Gegners nur der finale Tiefpunkt einer äußerst unglücklichen Woche. Schon vor der blassen Vorstellung der "Knappen" bei der war schiefgegangen, was nur schiefgehen konnte.



Es fing bereits am vergangenen Spieltag an, als sich Christian Fuchs seine fünfte Gelbe Karte holte und gegen den Rekordmeister gesperrt war. Unter der Woche ereilte Cheftrainer Jens Keller eine Hiobsbotschaft nach der anderen, als sich zunächst Klaas-Jan Huntelaar mit einer Augenverletzung abmeldete, und dann auch noch Julian Draxler krank vom Länderspiel zurückkam.

Die Pleiten-Pech-und-Pannen-Woche kulminierte am Freitag, als Jefferson Farfan am Flughafen von Caracas festsaß, weil er unverschuldet den Check-in für den Folgeflug nach Europa versäumt hatte. Der Peruaner schaffte es zwar gerade noch rechtzeitig für das Spiel am Samstagabend, doch Keller verzichtete zunächst auf seine müde Offensivkraft und brachte Farfan erst, als die Entscheidung bereits feststand.

Als Ausrede für die schwache Vorstellung wollten die "Königsblauen" die Personalsorgen allerdings nur bedingt geltend machen: "Es ist ja Wahnsinn, was die Bayern auf der Bank sitzen haben und was die nachschieben können. Für uns ist es schwer zu kompensieren, wenn wir solche Ausfälle haben. Aber wir sollten uns nicht mit den Bayern messen, sondern gucken was dahinter passiert und fighten."

"Zum Schluss hat man sich ergeben"



Den Kampf annehmen wollten Schalke auch in der Allianz Arena - doch das Vorhaben endete praktisch mit dem Elfmeterpfiff, der den frühen Rückstand durch David Alaba in der 19. Minute besiegelte. Spielten die Gelsenkirchener am Anfang noch beherzt gegen die Angriffsmaschinerie der Bayern, so wirkte der Gegentreffer bereits als Genickbruch im Spiel der Gäste.

"Irgendwann fehlt die Entschlossenheit, sich zur Wehr zu setzen", beschreibt Benedikt Höwedes die angeknackste Schalker Moral. "Zum Schluss hat man sich ein bisschen dem Gegner ergeben. Das darf natürlich nicht passieren", gestand der Kapitän. Auch Keller haderte mit der Einstellung seiner Schützlinge, die sich spätestens nach dem 0:2 ihrem Schicksal ergaben und nur noch auf Schadensbegrenzung aus waren. "Man hat gesehen, dass der Mut gefehlt hat, nach vorne zu spielen und die Bayern vor Probleme zu stellen."

Keller nicht in der Diskussion



In Zahlen ausgedrückt sah die Schalker Unterlegenheit so aus: 4:15 Torschüsse, 46,3 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 34,6 Prozent Ballbesitz und eine Fehlpassquote von 21,2 Prozent sprechen Bände (). Zumeist rannten die "Knappen" ihren Gegenspielern hinterher - und das bei einer Gesamtstrecke von 112,0 Kilometer, was bestenfalls Durchschnitt darstellt.

Dennoch stellt sich auf Schalke die Trainerfrage nicht. Manager Horst Heldt nimmt stattdessen die Spieler in die Pflicht: "Ich erwarte, dass die Mannschaft jetzt die Kräfte bündelt und sich wehrt." Doch trotz der Unterstützung aus der Schalker Vorstandsetage dürfte die Arbeit des Stevens-Nachfolger nicht leichter werden. "Ob der Druck noch größer werden kann als er ohnehin schon ist, weiß ich nicht. Von daher gehe ich ganz normal weiter damit um. Ich muss das annehmen", sagt Keller.

Ob die "Knappen" die Negativspirale am kommenden Spieltag in Mainz durchbrechen können, müssen sie nun beweisen. Gegen den direkten Konkurrenten um einen Platz im internationalen Geschäft wäre ein Sieg von großer Bedeutung. Ausgerechnet beim Debüt von Keller als Cheftrainer kurz vor der Winterpause kassierte Schalke im Pokalspiel gegen Mainz eine Niederlage - für Keller also immerhin die Chance, sich für den verpatzten ersten Eindruck zu revanchieren.

Aus der Allianz Arena berichtet Johannes Fischer