Wie Julian Nagelsmann aus der TSG ein Top-Team machte

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Sinsheim - Als Julian Nagelsmann die TSG 1899 Hoffenheim im Februar 2016 übernahm, waren die Kraichgauer Tabellenvorletzter. Nicht einmal anderthalb Jahre später hat der Trainerjungspund den Club nach Europa geführt.

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Als Nagelsmann mit dem Mikrofon in der Hand zu den Fans schritt, nahm die Hoffenheimer Europapokal-Sause Fahrt auf. Lauthals stimmte der Coach am Ende einer "richtig geilen" Rekordsaison die obligatorische Humba an, auf dem Rasen betanzten seine Spieler ausgelassen die anstehende Premiere im internationalen Geschäft. Ganz sicher Europa, vielleicht sogar Champions League - Nagelsmann war im verdienten Partymodus.

"Es ist wirklich außergewöhnlich, was wir erreicht haben. Ich bin unheimlich stolz", sagte der 29-Jährige, der die Spielzeit mit seiner Mannschaft durch das 0:0 gegen den FC Augsburg auf dem vierten Rang beendete. Im August müssen die Hoffenheimer deshalb in den Play-offs für die Champions League ran, Gegner wie der FC Liverpool oder der FC Sevilla stehen an. Namhafte Teams also, die dem Erfolgscoach aber keine Angst einflößen.

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Hoffenheim bricht Rekorde

Der bisherige Punkterekord (55 Zähler aus der Saison 2008/09) ist ebenfalls Geschichte und im 18. Anlauf gelang auch endlich ein Sieg gegen den FC Bayern München (1:0 am 4. April). "Wir haben Mut bewiesen, einem so jungen Kerl das Vertrauen zu schenken", sagte Hopp dem Clubmagazin: "Jetzt wird dieser Mut belohnt. Natürlich liegt die gute Saison auch am Trainer."

Einem, der nach eigener Aussage keinen Karriereplan im Kopf hat. "Das habe ich noch nie gemacht. 2016 will ich eine Profimannschaft, 2020 Bayern München, 2025 Real Madrid und dann kaufe ich mir einen Bauernhof: Das ist nicht mein Ding", sagte der jüngste Chefcoach der Bundesliga-Historie im vergangenen Sommer dem kicker und ergänzte: "Mein Leben ist nicht ruiniert, wenn ich mal nicht mehr Bundesliga trainiere. In diesem Business sich etwas auszumalen, birgt ohnehin immer die Gefahr der Enttäuschung."

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Trainer des Jahres

Seine Erfolgsrezepte sind unter anderem Transparenz und Selbstkritik. Nach jeder Partie gibt es bei den Hoffenheimern eine Runde, in der er als Trainer jeden Spieler vor der Mannschaft kritisiert. Am Ende ist aber auch Nagelsmann selbst an der Reihe.  "Dann sage ich auch, was ich gut oder schlecht gemacht habe. Da haben sie anfangs gestaunt und wahrscheinlich gedacht, jetzt dreht er durch und kritisiert sich schon selbst", erläuterte er: "Mich einzubeziehen, bedeutet für mich eher, Stärke zu zeigen."

In der kommenden Saison wird Nagelsmann, der vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Trainer des Jahres ausgezeichnet wurde, sein Können wieder beweisen müssen. In Sebastian Rudy und Niklas Süle wechseln zwei Leistungsträger nach München, hinzu kommt durch die Europacup-Qualifikation erstmals die Dreifachbelastung.

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- © DFL DEUTSCHE FUSSBALL LIGA / Alexander Scheuber/Getty Images