19.04. 18:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 16:30
21.04. 13:30
21.04. 15:30
21.04. 17:30
Mario Balotelli (l.) erzielte den 2:0-Endstand im Spiel gegen die Iren
Mario Balotelli (l.) erzielte den 2:0-Endstand im Spiel gegen die Iren

Kollektives Aufatmen in Italien

xwhatsappmailcopy-link

Poznan - Zwei Minuten lang kauten die "Azzurri" an der Seitenlinie Fingernägel, dann spurteten sie unter Freudenschreien mit hochgerissenen Armen quer über den Platz zu ihren Fans. "Wir mussten sogar noch nach dem Abpfiff lange leiden und zittern. Aber jetzt hat das Turnier für uns richtig begonnen - wir haben erst unser Minimalziel erreicht", sagte der überglückliche Kapitän Gianluigi Buffon nach dem Einzug der italienischen Nationalmannschaft ins EM-Viertelfinale.

"Als Coach noch nie so gelitten"

Der Torwart der "Squadra Azzurra" hatte am lautesten gejubelt, als endlich die erlösende Nachricht vom 1:0-Sieg der Spanier im Parallel-Spiel gegen Kroatien in Posen eingetroffen war. Damit war klar, dass das 2:0 des viermaligen Weltmeisters gegen die bereits ausgeschiedenen Iren gereicht hatte. Exakt 725 Tage nach dem "Disastro von Johannesburg", dem Vorrunden-Aus des damaligen Titelverteidigers bei der WM 2010, blieb Italien eine Fußball-Katastrophe ähnlichen Ausmaßes erspart.



Stattdessen dürfen die Tifosi vom zweiten EM-Triumph nach 1968 träumen. Als Zweiter der Vorrundengruppe C hinter Weltmeister und Titelverteidiger Spanien müssen die Italiener am Sonntag gegen den Sieger der Gruppe D antreten. "Wir müssen mit Herz spielen, und wir müssen uns weiter steigern. Wenn uns das gelingt, können wir weit kommen", sagte Trainer Cesare Prandelli im Anschluss an die härteste Prüfung seiner Laufbahn.

"Ich habe als Coach noch nie so gelitten wie in der letzten Viertelstunde - und dann noch bis zum Abpfiff des Spanien-Spiels. Aber wenn Italiener etwas können, dann leiden", sagte der erleichterte 54-Jährige, der im Falle eines Scheiterns seinen Job wahrscheinlich los gewesen wäre. Prandelli wusste deshalb genau, bei wem er sich zu bedanken hatte: "Mein Beitrag ist nicht allzu groß. Die Spieler haben die Qualität - und sie haben die richtige Mentalität."

Die richtige Mentalität zeigten endlich auch die zuletzt stark kritisierten Skandalstürmer Antonio Cassano und Mario Balotelli. Cassano, der zuletzt wegen schwulenfeindlicher Äußerungen negativ aufgefallen war, brachte die Italiener in Führung (35.). Der eingewechselte Balotelli setzte vor 38.794 Zuschauern den Schlusspunkt (90.).

Erleichterung nach dem Schlusspfiff



"Auf Mario lasten große Erwartungen. Mit diesem Druck muss er umgehen. Er muss verstehen, dass er nicht für sich spielt, sondern dass er der Mannschaft helfen kann. Das hat er getan", sagte Prandelli nach dem ersten Sieg der Italiener seit dem 11. November 2011. Cassano, dem "Mann des Spiels", stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben: "Ich konnte den Schlusspfiff des Spanien-Spiels kaum abwarten."

Kaum abwarten konnte Buffon die ersten Treffer der beiden Stürmer. "Für uns ist das ein gutes Zeichen - wir brauchen sie", sagte Buffon. Ähnlich sah es Prandelli. "Jetzt haben alle Stürmer getroffen, das gibt uns viel Zuversicht", sagte der Coach, der gegenüber den beiden Unentschieden gegen Spanien und Kroatien (jeweils 1:1) von einer Dreier- auf eine Viererkette in der Abwehr umgestellt hatte. "Unsere Abwehr war hervorragend. Dennoch weiß ich nicht, ob ich bei diesem System bleibe. Das hängt auch immer vom Gegner ab."

Heimische Presse versöhnt



Vor den Kontrahenten muss sich Italien allerdings nicht fürchten - zumindest sah das der irische Trainer Giovanni Trapattoni nach dem Wiedersehen mit seinen Landsleuten so. "Die Italiener sind nun voller Selbstvertrauen. Sie wissen um ihre Stärke. Sie können es schaffen, sie können den Titel holen", sagte der Mister.

Ob Giorgio Chiellini dabei helfen kann, ist allerdings fraglich. Der Abwehrspieler erlitt eine Knieverletzung und musste ausgewechselt werden. Prandelli zeigt sich aber optimistisch: "Wir haben eine gute medizinische Abteilung. Ich hoffe, dass er wieder spielen kann."

Hoffnung herrscht auch wieder in der heimischen Presse. "Es lebe Italien", schrieb "Tuttosport" fast schon euphorisch. Auch der "Corriere dello Sport" hatte "ein Italien zum Lieben" gesehen. Kritisch zeigte sich dagegen die Gazzetta dello Sport: "Wir haben das schöne Spiel verloren, doch Italien schafft die Qualifikation."