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Kein Halten mehr: Jürgen Klopp stürmt nach Schlusspfiff jubelnd über den Rasen
Kein Halten mehr: Jürgen Klopp stürmt nach Schlusspfiff jubelnd über den Rasen

Kollektive Ekstase: "So war es viel geiler!"

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Dortmund - Seine Gesichtsmaske hatte sich Marcel Schmelzer vom Kopf gerissen und achtlos auf dem Boden geworfen. Der Nasenbeinbruch war in diesem Moment gefühlt so weit weg wie das Halbfinale der Champions League für Malaga. In dem steht der BVB - und Schmelzer stand mit der ganzen Mannschaft oben auf dem Zaun vor der Südtribüne und feierte. Ausnahmezustand in Schwarz und Gelb!

Klopp: "Wahnsinn, dieses Spiel werde ich nie vergessen"

Purer Wahnsinn war das, was sich im Viertelfinal-Rückspiel in Dortmund abspielte. Und doch beschreiben diese zwei Worte die Stimmung nach dem Abpfiff des 3:2-Siegs über den FC Malaga kaum ansatzweise. Kollektive Ekstase herrschte auf dem Rasen und den Rängen gleichermaßen.



Emotionen brachen sich Bahn wie eine Dampfwalze. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen, brüllten ihre Freude in den dunklen Nachthimmel hinaus. Lauter kann ein Sieg nicht dröhnen. Es sind jene Momente, in denen erwachsene Männer hemmungslos weinen.

Oder wie Jürgen Klopp und seine Jungs mit dem Abpfiff ziellos über den Rasen stürmen. Einfach laufen, irgendwohin mit diesen explodierenden Emotionen. Und dann übereinander herfallen, tanzen, singen, la Ola mit der Südtribüne feiern und nach der Ehrenrunde zum Diver ansetzen. "Wahnsinn, dieses Spiel werde ich nie vergessen - und das ist echt cool", versuchte Jürgen Klopp einen irrwitzigen Abend in Worte zu fassen, für den es keine Worte gibt.

Zwei Tore in der Nachspielzeit hatte es in einem Fußballspiel auf großer Bühne erst einmal gegeben, als die Bayern 1999 das Finale der Champions League gegen Manchester United verloren. Dieses Mal drehten die Dortmunder eine Partie, die nach 90 Minuten noch einen anderen Sieger gehabt hätte. 69 wahnwitzige Sekunden aber und zwei Tore von Marco Reus und Felipe Santana stellten alles auf den Kopf.

Ungewohnte Fehler



Und ließen Ilkay Gündogan mit etwas Abstand schelmisch schmunzeln. Natürlich hätte man vieles besser machen können gegen Malaga, befand der Regisseur treffend. "Aber im Nachhinein ist es gut, dass wir es nicht gemacht haben - so war es viel geiler!"

Dass am Ende auch eine Portion Glück im Spiel war, wollte niemand auf Seiten der Borussia leugnen. Dazu hatte der BVB dieses Mal über weite Strecken zu viele ungewohnte Probleme offenbart. "Vielleicht haben wir in dieser Partie irgendwie doch den Druck gespürt", mutmaßte Robert Lewandowski nach einem Spiel, in dem die Dortmunder dieses Mal die Favoritenbürde tragen mussten und zum ersten Mal Nerven zeigten.

Auch am Führungstor der Spanier hatte die Mannschaft ganz offensichtlich stark zu knabbern. Kaum Spielfluss, wenig gute Szenen, dazu nervös und bisweilen fast mutlos: "Das Beste an der ersten Halbzeit war, dass sie vorbei war", hatte Jürgen Klopp zur Pause ernüchtert festgestellt. "Wir waren nicht locker-flockig, nicht flexibel, nicht kreativ und hatten zu wenig Ruhe im Spiel."

Hochkarätige Chancen erspielte sein Team sich erst spät in der Partie, musste auf der anderen Seite aber auch einmal mehr auf die Weltklasse-Reflexe von Roman Weidenfeller vertrauen.
Dann setzte Malaga in der 82. Minute den Konter und Jürgen Klopp kramte Plan C aus der Tasche und ließ den eingewechselten Hummels von hinten lange Bälle in die Spitze schlagen, wo Subotic und Santana lauerten. Und bescherte Sportdirektor Michael Zorc so "die aufregendsten 120 Sekunden meines Lebens" und Felipe Santana einen Moment, der "einfach total crazy" war.

Sahin: "Keiner wird sich uns als Gegner wünschen"



Die Notlösung Marke Brechstange erwies sich als Allheilmittel, doch der eigentliche Schlüssel zum Erfolg lag im mentalen Bereich. "Mit unserem unbändigen Willen haben wir dieses Spiel noch gedreht. Am Ende haben wir uns dafür belohnt, dass wir nie aufgegeben haben. Da haben wir einen Riesen-Charakter gezeigt. Und wir haben Fußball-Geschichte geschrieben", lobte Roman Weidenfeller.

Satt aber sind die Dortmunder deswegen noch lange nicht. Im Gegenteil - im Halbfinale der Champions League "sind wir im Vergleich zu den anderen Teams eher der Außenseiter, also sollten wir auch ohne Druck spielen können", kündigte Robert Lewandowski schon einmal zwei Spiele an, in denen der unbekümmerte Offensivfußball wieder zum Markenzeichen der Schwarz-Gelben werden soll.

Und auch Jürgen Klopp ist überzeugt, dass "diese Mannschaft richtig Lust auf Fußball hat. Wir wollen die Saison komplett ausreizen". Oder um es mit den Worten von Nuri Sahin zu sagen: "Ich glaube fest daran, dass wir den Pokal holen können. Von den Namen her sind wir vielleicht die Schwächsten im Halbfinale. Aber keiner wird sich uns als Gegner wünschen."

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte