"Goldjunge" Zeller wurde in Peking Olympiasieger mit seinem Team
"Goldjunge" Zeller wurde in Peking Olympiasieger mit seinem Team

"Könnte mich daran gewöhnen, vor 50.000 zu spielen"

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Christopher Zeller gewann mit der deutschen Nationalmannschaft sowohl die Hockey-Weltmeisterschaft (2006) als auch Olympisches Gold 2008 in Peking.

Im Finale erzielte er beim 1:0-Sieg gegen Spanien das Goldene Tor. 2006 wurde der Stürmer zudem zum U-23-Welthockeyspieler des Jahres gewählt. Im Jahr 2007 wechselte der gebürtige Münchener zusammen mit fünf weiteren Nationalspielern, darunter sein älterer Bruder Philipp, zum damaligen Zweitligisten Rot-Weiß Köln.

Der Verein schaffte den Aufstieg und will in dieser Saison auch die deutsche Meisterschaft gewinnen. Im Gegensatz zum rasanten Aufstieg von 1899 Hoffenheim in der Fußball-Bundesliga kommt der Höhenflug der Kölner Hockeyspieler nicht überraschend. Wie er die Hinrunde der Bundesliga gesehen hat, verriet Christoper Zeller bundesliga.de im exklusiven Gespräch.

bundesliga.de: Nach dem Gold bei den Olympischen Spielen hat Sie der Liga-Alltag wieder. Wie läuft es bei Rot-Weiß Köln?

Christopher Zeller: Im Verein läuft es momentan sehr gut. Wir sind im Feld und in der Halle jeweils auf Platz 1. Mehr geht also derzeit nicht. In der Feldrunde haben wir alle Spiele gewonnen und jetzt in der Hallensaison auch alle bis auf eins. Ende Januar findet dann die Endrunde in der Halle statt. Wir wollen natürlich die Titel holen. Der Verein hat große Ziele und viele Weltmeister und Olympiasieger geholt.

bundesliga.de: Wie gut können Sie mit der großen Kugel umgehen?

Zeller: Schon ganz gut. Ich habe in meiner Jugend selbst zwei Jahre, im Alter von 12 bis 14, im Verein gespielt. Das war bei einem kleinen Münchener Club, beim TSV Forstenried. Da habe ich eine klassische "10" gespielt.

bundesliga.de: Haben Sie einen Lieblingsverein in der Bundesliga?

Zeller: Seit ich mich für Fußball interessiere, bin ich als gebürtige Münchener Fan des FC Bayern. Ich habe aber auch nichts gegen 1860 München und bin kein so eingefleischter Bayern-Fan, dass ich den Sechzigern nichts gönne. In meiner Jugend war ich auch zwischendurch einmal großer Fan vom damaligen Nationaltorwart Andy Köpke und habe mich dann auch für seine Vereine Nürnberg und Frankfurt begeistert.

bundesliga.de: Hatten Sie die Zeit, sich in der Hinrunde auch ein Spiel der Bundesliga anzuschauen?

Zeller: Ja. Nach den Olympischen Spielen hat der 1. FC Köln die Olympiasieger und Spieler von Rot-Weiß Köln ausgerechnet zum Spiel gegen Bayern München eingeladen. Die wussten wahrscheinlich nicht, dass ich Bayern-Fan bin. (lacht) Aber wir haben ja auch viele FC-Fans in der Mannschaft. Wir wurden dann geehrt. Das war ein tolles Gefühl, da könnte ich mich auch daran gewöhnen. Es ist ja schon ein Unterschied, ob man vor 50.000 Zuschauern steht oder vor 15.000.

bundesliga.de: Wie viele Besucher kommen zum Hockey?

Zeller: Bei gutem Wetter vielleicht um die 1.000. Das ist dann bei Liga-Spielen das Höchste der Gefühle. Die größte Kulisse, vor der ich gespielt habe, war in Mönchengladbach bei der Hockey-WM und einmal in Indien. Da hatten wir jeweils 15.000 Zuschauer. Bei Olympia in Peking waren es 10.000 Besucher.

bundesliga.de: Waren Sie denn auch bei einem Heimspiel des FC Bayern?

Zeller: Ja, wenn es sich ergibt, schaue ich mir auch Spiele in der Allianz Arena an, aber da ist die Stimmung nicht so gut wie in Köln. Es war schon eine tolle Atmosphäre als Poldi von den Kölner Fans gefeiert wurde. Da muss man den Hut ziehen. Das Spiel selbst war jetzt nicht das spektakulärste.

bundesliga.de: Welches war für Sie das beste Spiel der Vorrunde?

Zeller: Das war schon das Spiel Bayern gegen Hoffenheim. Sogar die Stimmung war großartig, die Dramaturgie. Es war unglaublich spannend.

bundesliga.de: Wie sehr interessiert Sie die Bundesliga, und wie schätzen Sie die Qualität der Liga auch im internationalen Vergleich ein?

Zeller: Ich bin generell Fußball-interessiert. Ich schaue mir auch die Topspiele der Premier League an. Aber die Bundesliga ist ja unsere nationale Liga, dafür interessiere ich mich am meisten. Ich war auch bei zwei Spielen bei Ajax Amsterdam. Das war eine schöne Abwechslung, auch wenn das Niveau nicht so hoch war und nicht mit der Bundesliga zu vergleichen ist. Aber das hatte seinen eigenen Charme, die Stimmung, die Gesänge. Ich denke aber, die Bundesliga ist international auf jeden Fall konkurrenzfähig.

bundesliga.de: Was hat Ihnen an der Vorrunde am besten gefallen?

Zeller: Der Zweikampf Bayern gegen Hoffenheim. Die Liga ist sehr spannend, kein Team konnte sich bis jetzt absetzen. Die ersten fünf Mannschaften sind dicht beieinander. Ich hoffe, das bleibt auch so.

bundesliga.de: Was hat Sie in der Hinrunde am meisten erstaunt?

Zeller: Dass sich Hoffenheim so gut geschlagen hat. Man darf aber auch nicht vergessen, dass die erste Saison für einen Aufsteiger die leichteste ist. Das hat man vor zehn Jahren auch bei Kaiserslautern gesehen. Es wird für sie schon nach der Winterpause schwerer werden. Sehr überrascht bin ich von Hertha BSC. Und Leverkusen spielt einen Super-Fußball. Ich hätte auch nicht erwartet, dass der 1. FC Köln schon so viele Punkte auf dem Konto hat.

bundesliga.de: Wagen Sie einen Meistertipp?

Zeller: Ich glaube, dass es die Bayern am Ende wieder machen werden. Das wird aber noch ein hartes Stück Arbeit. Entscheidend wird auch sein, dass sich Franck Ribéry nicht verletzt, und er seine überragende Form behält. Und Luca Toni muss weiter so treffen wie in den letzten Spielen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski