Zlatko Junuzovic (l.) gab sein Länderspieldebüt für Österreich am 1. März 2006
Zlatko Junuzovic (l.) gab sein Länderspieldebüt für Österreich am 1. März 2006

"Können gegen Deutschland etwas reißen"

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Bremen/Hamburg - Zlatko Junuzovic ist in der österreichischen Nationalmannschaft unter dem neuen Trainer Marcel Koller wieder eine feste Größe. Der Mittelfeldstratege von Werder Bremen soll das Angriffsspiel des nächsten deutschen Gegners in der WM-Qualifikation (ab 20:15 Uhr im Live-Ticker) ankurbeln.

"Wir sind extramotiviert. Wir sind zwar weiter der Außenseiter, aber an diesem Abend kann alles passieren und ich glaube an unsere Chance", sagt Junuzovic im bundesliga.de-Interview.

Der 24-Jährige erklärt, warum er für Österreich positiv in die Zukunft blickt und was sich mit der Ankunft von Koller alles geändert hat.

bundesliga.de: Herr Junuzovic, zum Auftakt der WM-Qualifikation spielen Sie mit Österreich gleich gegen den Top-Favoriten Deutschland. Hätten Sie sich einen einfacheren Gegner gewünscht?

Zlatko Junuzovic: Das ist zwar gleich ein ganz schwerer Brocken, aber die Duelle mit Deutschland sind für uns immer ganz besondere Spiele. Gerade für uns Bundesliga-Legionäre. Wir hoffen auf einen Sieg vor heimischer Kulisse. Verstecken werden wir uns auf jeden Fall nicht.

bundesliga.de: Deutschland hat das erste Spiel schon erfolgreich absolviert. Ein Vorteil für den Nachbarn?

Junuzovic: Vielleicht ist das ein kleiner Vorteil, aber andererseits können wir auch wieder unsere Schlüsse aus diesem Spiel ziehen und uns gezielt darauf vorbereiten.

bundesliga.de: Die vergangenen Ergebnisse sprechen aber nicht gerade für Österreich.

Junuzovic: Die Fans und auch wir Spieler sehen die Kräfteverhältnisse natürlich realistisch. Aber wir wollen jedes Spiel gewinnen. Wir haben im Team eine richtig gute Mischung und wir sind überzeugt, dass wir gegen Deutschland etwas reißen können. Einfach wird das aber sicherlich nicht.

bundesliga.de: Haben Sie vor einem deutschen Spieler besonderen Respekt?

Junuzovic: Nein, denn bei der deutschen Mannschaft können so viele Spieler alleine ein Spiel entscheiden. Sie sind alle sehr gefährliche Gegner. Angst haben wir dennoch nicht. Denn wir spielen zuhause, da sind wir extra motiviert. Wir sind zwar weiter der Außenseiter, aber an diesem Abend kann alles passieren und ich glaube an unsere Chance.

bundesliga.de: Hilft es, dass sich die österreichische Startelf wohl wieder in der Mehrzahl aus Bundesliga-Legionären zusammensetzen wird?

Junuzovic: Das ist nicht so entscheidend, da sich der Großteil der Mannschaft eh schon über Jahre kennt. Ich habe mit vielen auch schon bei Austria Wien zusammengespielt. Der Vorteil ist aber, dass sich gerade die Bundesliga-Spieler physisch stark entwickelt haben, da der Fußball in Deutschland sehr intensiv ist. Insgesamt sind aber alle Nationalspieler bereit, in jedem Spiel über die Leistungsgrenze hinaus zu gehen.

bundesliga.de: Hand aufs Herz, Herr Junuzovic, als mit Marcel Koller ausgerechnet ein Schweizer als neuer Nationaltrainer benannt wurde, hatten Sie da Zweifel an der Entscheidung?

Junuzovic: Nein, eher im Gegenteil. Ich habe mir erhofft, dass mit Koller nun eine neue Struktur mit einer geraden Linie Einzug hält. Und genau so ist es eingetroffen. Das war für uns sehr wichtig, dass wir jetzt ein klares Ziel vor Augen haben, das wir gemeinsam verfolgen. Das war die Jahre zuvor nicht immer der Fall. Es macht mit Marcel Koller super Spaß. Für die Medien ist es natürlich nicht so toll, weil wir meist nur die ersten zehn Minuten für die Öffentlichkeit trainieren.

bundesliga.de: Welches Ziel hat Marcel Koller nach Bekanntwerden der Qualifikations-Gruppe gesetzt?

Junuzovic: Das Ziel haben wir schon vor der Auslosung ganz klar definiert: Wir wollen bei der Weltmeisterschaft 2014 dabei sein. Nach der Gruppeneinteilung haben wir zwar über die Gegner diskutiert und sie auch analysiert. Aber wichtig ist es, dass wir konzentriert arbeiten und zu unserem Spiel finden. Wenn jeder dahinter steht und seine Aufgaben erfüllt, dann werden wir unser Ziel auch erreichen. Egal, wie die Gegner heißen.

bundesliga.de: Warum hat es in der Vergangenheit nur zur automatischen Teilnahme an der EURO im eigenen Land gereicht?

Junuzovic: Es fehlte in den vergangenen Jahren vielleicht etwas der Zusammenhalt. Aber jetzt sind wir wieder eine richtige Mannschaft und es ist unter uns Spielern eine wahre Euphorie ausgebrochen. Das merke ich an jedem Tag bei der Nationalmannschaft.

Das Gespräch führte Michael Reis