Andre Mijatrovic (r.) spielte am 16. Spieltag erstmals von Beginn an in dieser Saison
Andre Mijatrovic (r.) spielte am 16. Spieltag erstmals von Beginn an in dieser Saison

"Können auch in Hamburg was holen"

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Ein Sieg in Bremen zum Auftakt der Rückrunde. Ein Remis gegen Hertha BSC. In sechs der vergangenen sieben Bundesliga-Spiele ungeschlagen. Arminia Bielefeld ist auf einem guten Weg in Richtung Klassenerhalt.

Sind es die Tore von Artur Wichniarek, die Woche für Woche für Schlagzeilen sorgen, so ist es doch die Defensive der Westfalen, die die Gegner in den vergangenen Partien nur selten zum Abschluss kommen ließ. Chef im Bielefelder Abwehrverbund ist Andre Mijatovic.

Nach schweren Knieproblemen gab der Kroate erst am 14. Spieltag sein Saisondebüt. Seit dem 16. Spieltag steht er endlich wieder in Arminias Anfangsformation. Vor dem schweren Gastspiel beim daheim ungeschlagenen Hamburger SV spricht Mijatovic mit bundesliga.de über seine Form, die Gründe für die Leistungsexplosion der Bielefelder und den kommenden Gegner.

bundesliga.de: Herr Mijatovic, Bielefeld ist mit zwei schweren Gegnern in die Rückrunde gestartet. Umso überraschender, dass Arminia gegen Bremen und Berlin vier Punkte holte. Was ist ausschlaggebend für den aktuellen Erfolg?

Andre Mijatovic: Wir hatten eine gute Vorbereitung auf die Rückrunde und haben an unsere Stärke geglaubt. Zudem haben wir schon in der Vergangenheit gerade gegen starke Mannschaften wie Bremen oder Berlin gute Spiele absolviert. Gegen Mannschaften auf unserem Niveau haben wir uns in der Hinrunde schwer getan, daran müssen wir arbeiten. Daher hoffe ich, dass wir auch in Hamburg gut spielen werden, damit wir dann eine Woche später selbstbewusst in die Partie gegen Bochum gehen können, um drei Punkte zu holen.

bundesliga.de: Insgesamt blieb Bielefeld in sechs der vergangenen sieben Spiele ungeschlagen. Zeigt die harte Arbeit unter Michael Frontzeck jetzt ihre Wirkung?

Mijatovic: Ja. Ich kenne den Trainer ja schon sehr lange. Er ist jetzt ein Jahr hier und wir sind alle wirklich zufrieden. Er macht eine gute Arbeit. Doch wir wissen auch, dass es für Bielefeld in jeder Saison schwer wird. Mit unseren Mitteln heißt das Ziel Jahr für Jahr Klassenerhalt. Wenn wir weiter so hart arbeiten wie zuletzt, dann bin ich mir sicher, dass wir erneut die Klasse halten werden.

bundesliga.de: Ein Großteil des Lobs fällt - und das sicher nicht unberechtigt - immer auf Artur Wichniarek ab. Doch der steht ja auch nicht allein auf dem Platz. Bielefeld hat in den vergangenen sieben Spielen nur sieben Tore zugelassen, ohne das 0:3 in Hoffenheim sind es gar nur vier Gegentore aus sechs Spielen. Dabei galt die Abwehr immer als größte Schwachstelle im Team. Was hat sich in den vergangenen Wochen geändert?

Mijatovic: Erstmal muss ich etwas zu Artur sagen. Artur ist unsere Konstante in diesem Jahr. Er ist absolut der beste Spieler des Teams. Er hat es verdient, immer wieder gelobt zu werden. Und ich rede dabei nicht nur von seinen Toren. Er arbeitet hart, spielt auch nach hinten sehr gut. Die Tore sind nur ein Geschenk für ihn. Aber Sie haben Recht: Wir spielen und stehen besser in der Abwehr. Das schließt aber jede Linie unseres Spiels mit ein - von Artur bis hin zum Torwart. Wir spielen sehr konzentriert und arbeiten hart.

bundesliga.de: Dennoch bleibt hervorzuheben, dass Wichniarek der einzige Spieler im Team mit mehr als einem Treffer ist. Wie wichtig ist es für den weiteren Saisonverlauf, dass sich weitere Spieler durch Torgefahr auszeichnen?

Mijatovic: Ja auf jeden Fall. Ich habe es auch schon zu meinen Mitspielern - besonders den Mittelfeldspielern - gesagt. Wir müssen zu mehr Torchancen kommen. Wir müssen den Abschluss mehr suchen. In den vergangenen Spielen hat das schon ganz gut geklappt. Doch wir müssen weiter daran arbeiten. Auch der Trainer hat das bereits angesprochen. Auch von uns Abwehrspielern muss bei Standardsituationen mehr Gefahr ausgehen und wir müssen unsere Konter konsequenter vortragen. Es gibt noch einige Sachen, die zu verbessern sind.

bundesliga.de: Sie selbst haben nach Knieproblemen beinahe die komplette Hinrunde verpasst. Wie geht es Ihnen und wie weit entfernt sind Sie von Ihrer Topform?

Mijatovic: Ich bin positiv überrascht. Ich hatte nicht erwartet, dass ich nach sechs Monaten Pause schon so gut dabei bin. Die letzten beiden Spiele der Hinrunde habe ich schon gut gespielt und auch jetzt läuft alles problemlos. Ich bin wieder fit und froh, dass ich der Mannschaft wieder helfen kann.

bundesliga.de: In der Winterpause hat Arminia sich lediglich mit Vlad Munteanu und dem aus der eigenen Jugend kommenden Kevin Kerr verstärkt. Ist der Fakt, dass der Club wenig auf dem Transfermarkt unternommen hat, ein Vertrauensbeweis an die aktuelle Mannschaft?

Mijatovic: Der Trainer hat vor der Winterpause gesagt, dass er großes Vertrauen in unseren Kader habe und maximal einen oder zwei neue Spieler dazu holen würde. Vor allem Munteanu kann uns wirklich weiterhelfen, wenn er wieder topfit ist. Wir haben eine gute Truppe und wenn wir die Klasse halten, dann haben wir alles richtig gemacht.

bundesliga.de: Das nächste Spiel wird auch kein Spaziergang für Bielefeld. Ihr Team tritt bei den daheim noch ungeschlagenen Hamburgern an. Wie muss Arminia auftreten, um auch dem HSV den Schneid abkaufen zu können?

Mijatovic: Hamburg ist eine sehr, sehr starke Mannschaft. Das wissen wir alle. Die haben gegen die Bayern sehr guten Fußball gespielt und auch in der ersten Halbzeit gegen Karlsruhe überzeugt. HSV-Trainer Martin Jol hat zwar gesagt, seine Mannschaft sei noch keine Spitzenmannschaft. Doch ich bin da anderer Meinung. Sie sind unheimlich stark und haben eine gute Qualität in der Mannschaft. Zudem ist mein Landsmann Ivica Olic wieder zurück im Kader. Das gibt ihnen zusätzliche Motivation. Dennoch: Wir glauben an unsere Stärke. Wir müssen uns auf uns selbst konzentrieren. Und wenn wir dann eine Leistung wie in Bremen an den Tag legen, können wir auch in Hamburg was holen.

bundesliga.de: Mit Sicherheit wäre Bielefeld mit einem Remis in Hamburg nicht unzufrieden. Es wäre aber dennoch schon das zehnte in dieser Saison. Muss die Mannschaft in manchen Spielen noch kaltschnäuziger werden?

Mijatovic: Das ist schwer zu beantworten. Ich glaube, dass wir noch einige Sachen verbessern können und noch besser spielen können. Das Spiel gegen Berlin ist ein gutes Beispiel dafür. In den ersten 30 Minuten der Partie waren wir schlecht, aber dann sind wir zurückgekommen. Aber gegen Hamburg wird es noch schwieriger. Wir müssen sehr konzentriert spielen.

bundesliga.de: Was trauen Sie sich und Ihrer Mannschaft in der Rückrunde noch zu?

Mijatovic: Das Ziel ist und bleibt der Klassenerhalt. Wenn es zu mehr reicht, sind wir positiv überrascht.

Das Gespräch führte Sebastian Stolz