Roman Weidenfeller wurde nach seinem Auftritt gegen Bayern München mit Lob überschüttet. 38 Prozent vereitelte Großchancen sprechen für den Dortmunder
Roman Weidenfeller wurde nach seinem Auftritt gegen Bayern München mit Lob überschüttet. 38 Prozent vereitelte Großchancen sprechen für den Dortmunder

Könige im Kasten

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München - Ein Lob des Gegners ist für jeden Bundesligaspieler etwas besonderes, weil es anerkennenden Respekt vor einer außergewöhnlichen Leistung offenbart. Dementsprechend hoch einzustufen sind die Lobeshymnen, die Dortmunds Torwart Roman Weidenfeller nach seiner herausragenden Leistung im Duell gegen den FC Bayern München erhielt. "Außergewöhnlich" fand Franck Ribery die Leistung des 32-Jährigen und Mario Gomez sprach von einem "fantastischen" Rückhalt für den BVB.

Ähnlich viel Anerkennung erhielt bisher auch Rene Adler für seine Leistungen im Tor des Hamburger SV. Doch auch andere Schlussmänner wie Sven Ulreich (VfB Stuttgart) oder Fabian Giefer (Fortuna Düsseldorf) spielen bisher eine äußerst erfolgreiche Hinrunde in der Bundesliga. Fakt ist, in keiner anderen europäischen Topliga tummeln sich so viele hochqualifizierte Torhüter wie in der Bundesliga. Doch wer ist eigentlich der beste Torwart unter den 18 Torverhinderern? bundesliga.de gibt Aufschluss über die Stärken und Schwächen der besten Schlussmänner in der deutschen Eliteliga und kommt dabei zu einem eindeutigen Ergebnis.

Am einfachsten könnte man das Leistungsvermögen eines Torwarts eigentlich an der Gegentoranzahl seiner Mannschaft ablesen. In diesem Ranking hat Manuel Neuer bei zehn Spielen ohne Gegentreffer ganz klar die Nase vorn. Dem Nationaltorwart folgen Fabian Giefer (sieben) sowie Oliver Baumann, Rene Adler und Sven Ulreich mit jeweils fünf Zu-Null-Spielen.

Drei der genannten Schlussmänner haben ebenfalls Topwerte bei der gegentorlosen Zeit vorzuweisen. Neuer ist in dieser Wertung erneut nicht zu bezwingen und muss nur alle 255 Minuten in der Bundesliga hinter sich greifen. Mit deutlichem Abstand folgen Roman Weidenfeller und Bernd Leno (jeweils 84). Oliver Baumann (79) setzt sich im Vergleich knapp gegen Rene Adler (75) durch. Der FCB-Torwart ist also das Maß aller Dinge?

Bei weitem nicht! Auch wenn die Daten auf den ersten Blick den Anschein geben, dass der Nationaltorwart in allen Rankings vorne mit dabei ist (siehe Tabelle), täuscht der Eindruck und andere Schlussmänner laufen Neuer den Rang ab. Rene Adler hat mit 15 vereitelten Großchancen sein Team insgesamt zwölf Mal öfter vor einem Gegentor bewahrt als Neuer (3), doch prozentual gesehen, scheinen Adler (48 Prozent) und Neuer (38 Prozent) gleichauf zu liegen.

Roman Weidenfeller kommt bei sechs Glanzparaden ebenfalls auf den Wert von Manuel Neuer. Ron-Robert Zieler weist mit einer Erfolgsquote von 37 Prozent bei sieben vereitelten Großchancen ebenso einen guten Wert auf wie Sven Ulreich, sein Team der neun Mal vor einem Gegentor bewahrte und damit auf 30 Prozent kommt. Marc-Andre ter Stegen, der wie Neuer ebenfalls drei Mal glänzend parierte, kommt trotzdem nur auf 17 Prozent Erfolgswahrscheinlichkeit und zeigt bislang nicht die Klasse der Konkurrenz in dieser Kategorie.

Beim Blick auf die Anzahl an gehaltenen Torschüssen fällt zunächst erneut auf, dass Manuel Neuer mit 86 Prozent der erfolgreichste Torwart in dieser Kategorie ist. Doch absolut betrachtet wehrte der Bayern-Torhüter mit lediglich 37 Torschüssen erneut deutlich die wenigsten Bälle ab. Rene Adler kommt bei 63 gehaltenen Bällen auf eine Erfolgsquote von 78 Prozent, Sven Ulreich wehrte mit 73 Torschüssen absolut gesehen die meisten Abschlüsse ab und konnte 75 Prozent der Torversuche halten.

Auf den gleichen prozentualen Wert kommt Fabian Giefer, bei 58 abgewehrten Bällen. Roman Weidenfeller platziert sich mit 69 Prozent gehaltener Bälle knapp vor Marc-Andre ter Stegen (68 Prozent), der jedoch mit 48 gehaltenen Bällen einen absolut gesehenen höheren Wert als der BVB-Schlussmann aufweist (35).

In Sachen Flanken können anders als in den vorherigen Kategorien nur die absoluten Zahlen als Maßstab zum Vergleich unter den Torhütern herangezogen werden. Grund dafür sind die nicht eindeutig einzuteilenden abgefangenen Flanken-Situationen im Verhältnis zu den geschlagenen Flanken.

Somit kommt in dieser Wertung kein Torwart an Marc-Andre ter Stegen vorbei, der 44 Flanken aus der Luft holen konnte. Hinter ihm platzieren sich Fabian Giefer (38) und Ron-Robert Zieler (31). Manuel Neuer (24), Sven Ulreich (22) und Roman Weidenfeller (16) haben nicht annähernd die Werte ihrer Konkurrenten vorzuweisen.

Die Daten belegen, dass es keinen Torwart gibt, der die Konkurrenz in allen Kategorien überragt. Doch die Rankings weisen auch auf, dass die Bundesliga eine extrem hohe Leistungsdichte bei den Schlussmännern vorzuweisen hat, die alle ganz besondere Fähigkeiten und Stärken besitzen. Der beste ist aber trotzdem nicht immer der, der gerade am meisten im Fokus steht und mit haufenweise Lob überschüttet wird.

Von Steffen Hoss