Rückkehrer Marcel Risse (M.) feiert mit Slawomir Peszko (l.) und Yannick Gerhardt (r.) den 1:0-Führungtreffer (©Imago)
Rückkehrer Marcel Risse (M.) feiert mit Slawomir Peszko (l.) und Yannick Gerhardt (r.) den 1:0-Führungtreffer (©Imago)

Köln-Held Risse macht Mainz ratlos

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Mainz - Marcel Risse sagte dann doch diesen unvermeidlichen Satz, der immer dann fällt, wenn ein Spieler gegen seinen ehemaligen Club ein Tor geschossen hat: "Das sind Geschichten, die der Fußball schreibt."

Das große Ziel nicht aus den Augen verlieren

Es war ein toller Abend für den Außenstürmer des 1. FC Köln, da verzeiht man schon einmal eine Phrase. Mit 1:0 gewann Zweitligist 1. FC Köln beim Erstligisten FSV Mainz 05 und zog dadurch ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein.Torschütze Risse hat wie Stürmer Anthony Ujah eine Mainzer Vergangenheit und beide gehörten zu den besten Spielern ihres neuen Teams. Natürlich freuten sie sich über den Sieg, betonten beide aber, es sei nicht so gewesen, dass sie in Mainz unbedingt etwas hätten beweisen wollen.



Das hatte ihnen auch FC-Trainer Peter Stöger vor dem Spiel eingebläut, hinterher sagte der Coach: "Man hat gesehen, warum wir sie wollten. Wir sind froh, dass beide bei uns spielen." Eine kleine Genugtuung war natürlich schon dabei, mit dem Duo war in Mainz nämlich nicht mehr geplant worden. Risse macht zudem derzeit als Torschütze ganz neue Erfahrungen. In drei Jahren bei den Nullfünfern gelangen ihm nur vier Tore, nun in drei Monaten beim FC schon sechs, teilte der geborene Kölner erstaunt über sich selbst mit.

Die Rheinländer blieben also auch im zehnten Spiel in dieser Saison ungeschlagen und Risse glaubt: "Die Erfolgserlebnisse schweißen uns noch mehr zusammen, wir haben einen richtig guten Teamgeist." Das große Ziel ist der Aufstieg und auch deshalb sagt der 23-Jährige: "Wir müssen uns jetzt schnell erholen, denn am Freitag in Aalen haben wir das vielleicht noch wichtigere Spiel." Sein Trainer freute sich über die "tolle Leistung" seines Teams, das taktisch und mit großem Laufaufwand den Mainzern erst in der Nachspielzeit große Chancen gönnte.

Die Entscheidung in Ujah nur eine Spitze aufzubieten, erwies sich zudem als richtig. Patrick Helmes saß 90 Minuten auf der Bank. Auch das verdeutlicht, wie stark der Kader des FC für einen Zweitligisten besetzt ist. "Das Spiel zeigt, dass unser Weg richtig ist", erklärte Manager Jörg Schmadtke. Aber nun müsse man sich jede Woche neu beweisen, betonte er mit Blick auf die Liga. Mittelstürmer Ujah erklärte nach der Siegesfeier mit den rund 5.000 mitgereisten FC-Fans, vielleicht sei es ja auch der günstige Zeitpunkt gewesen, um in Mainz zu gewinnen.

Tuchels Fehlen war nicht die Ursache



Die Rheinhessen traten mit drei Niederlagen in Serie an. Und: Sie mussten kurzfristig auf Trainer Thomas Tuchel an der Seitenlinie verzichten. Tuchel schaute sich das Spiel aus einer Loge mit 40 Grad Fieber an, vor dem Spiel, in der Halbzeit und nach Abpfiff aber sprach er mit heiserer Stimme zur Mannschaft.

Das erzählte sein Assistent Arno Michels, der ihn beim Coachen an der Linie vertrat. Die vierte Pleite in Serie "fühlt sich nicht gut an", meinte Michels, der auch auf der Pressekonferenz für den Cheftrainer einsprang. Das Fehlen Tuchels an der Linie habe aber keinen Einfluss auf die Leistung gehabt, meinte Michels, der während der Partie mit seinem Vorgesetzten per Telefon in Verbindung stand.

Guter Ligastart geht nach hinten los



Vielleicht, so analysierte der Co-Trainer, hätten die drei Siege zum Saisonstart bewirkt, dass diese Erfolge als selbstverständlich angesehen wurden. Dabei, so betonte er, wurde vergessen, dass die Mannschaft sich in den Spielen extrem an die Decke hatte strecken müssen. Für Manager Christian Heidel ist es allerdings rätselhaft, wie die Spieler innerhalb von ein paar Wochen fast alle ihre Form verloren haben. Und über Risses Tor sagte er scherzhaft: "Ich wusste gar nicht, dass der mit links schießen kann." Aber ansonsten war Heidel nicht zum Scherzen zumute.

Es stimmt: Kaum ein Spieler ist derzeit in Top-Verfassung. Nicolai Müller beispielsweise ist nicht wiederzuerkennen: Zum Saisonstart noch Torschütze und durchschlagskräftiger Dribbler, gewinnt er in den letzten Spielen kaum noch einen Zweikampf. "Wir stellen jetzt das Fußballspielen nicht ein, aber nun muss mal wieder ein gutes Spiel her", fordert Heidel. Am Samstag bei Hertha BSC besteht dazu Gelegenheit.

Aus Mainz berichtet Tobias Schächter