Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann lobt den Auftritt der Italiener im Viertelfinale
Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann lobt den Auftritt der Italiener im Viertelfinale

Klinsmann lobt Italien - Babbel bietet Spaten an

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München - Jürgen Klinsmann, der als Bundestrainer die bittere Pleite im WM-Halbfinale 2006 gegen Italien erlebte, äußert sich sehr positiv über den Auftritt der Squadra Azzurra im EM-Viertelfinale gegen England. Markus Babbel bietet in der "Maulwurf-Affäre" seine Hilfe an und wählt drastische Worte. bundesliga.de präsentiert die Splitter vom Montag.

England:

+++Klinsmann erwartet "harten Kampf"+++

Der ehemalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann prophezeit der deutschen Nationalmannschaft im EM-Halbfinale gegen Italien einen "harten Kampf". Klinsmann (47) sah die Squadra Azzurra bei ihrem 4:2-Sieg im Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen England "bei Weitem überlegen", wie er dem britischen Rundfunk BBC sagte. "Es hat mich beeindruckt, dass sie das Spiel technisch kontrolliert haben, aber auch noch physisch stärker waren. Das hat mich überrascht", ergänzte er.

Italien sei völlig verdient ins Halbfinale am Donnerstag (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker) in Warschau eingezogen, meinte Klinsmann, der als Profi in beiden Ländern aktiv gewesen war: "Ich hatte Hoffnung für England, aber um ehrlich zu sein, hätten sie es nicht verdient gehabt, weil sie das Tempo Italiens nicht mitgehen konnten und die Räume nicht eng gemacht haben. Der Berg war für sie zu hoch." Klinsmann war am Sonntagabend in Kyiw selbst im Stadion.

+++Pirlo wie Panenka: "Ein simples Rezept"+++

"Panenka", riefen Tausende Zuschauer und Hunderte Reporter im Olympiastadion von Kiew, als Andrea Pirlo im Elfmeterschießen gegen England traf. Freche Lupfer vom Punkt, wie der des 33-Jährigen am Sonntagabend, werden "Panenka" genannt, seit Antonin Panenka 1976 in diesem Stile im EM-Finale Deutschland erledigte. Nach dem Fehlschuss von Uli Hoeneß ("Belgrader Nachthimmel") machte Panenka vor 36 Jahren mit seinem Heber gegen Sepp Maier alles klar - Deutschland war entthront, die Tschechoslowakei Europameister. Im Gespräch mit der Europäischen Fußball-Union (UEFA) erinnerte sich der heute 63 Jahre alte Panenka an seinen legendären Elfer. Ein Auszug:

"Nach jedem Training habe ich mit unserem Torhüter noch Elfmeterschießen geübt, wir haben immer um eine Tafel Schokolade oder ein Glas Bier gespielt. Er hatte sich zu einem sehr guten Torwart entwickelt, deshalb wurde es mit der Zeit richtig teuer für mich. (...) Dabei kam ich auf die Idee, den Schuss zu verzögern und den Ball dann nur ganz leicht zu lupfen. Ein Torhüter, der bereits auf dem Weg in eine Ecke ist, kann nicht mehr zurück, das war die Basis meiner Philosophie. Ich habe langsam angefangen, das zu testen und Übung zu bekommen. Ein Nebeneffekt war, dass ich zugenommen habe, denn ich habe die Wetten wieder gewonnen. Dann habe ich damit angefangen, es in Testspielen in den unteren Ligen auszuprobieren. So habe ich es perfektioniert und auch in der Bundesliga gemacht. Der Höhepunkt war, als ich es bei der EM gemacht habe. Ich glaube nicht, dass Sepp Maier es so gut fand. Ich hatte nie die Absicht, ihn lächerlich zu machen. Ich habe diesen Elfmeter gewählt, weil ich überzeugt war, dass es der einfachste Weg sein müsste, um ein Tor zu erzielen. Ein simples Rezept."


+++"Hat jemand Lust auf Tennis?" - Pressestimmen zu England-Italien+++



The Sun: "Hat jemand Lust auf Tennis? England verliert im Elfmeterschießen. Jetzt kann Wimbledon losgehen. Englands Stars zeigten nach dem erneuten Elfmeter-Drama offen ihre Schmerzen. Sie kämpften mit ausgefahrenen Krallen gegen Italien, aber die beiden Ashleys verschossen vom Punkt, und somit hat sich Geschichte wieder einmal wiederholt."

The Independent: "Die Trainer ändern sich, die Spieler kommen und gehen, aber der ständige Schmerz einer herzzerreißenden Niederlage im Elfmeterschießen bleibt immer derselbe. Wenn es irgendeinen Trost gibt, dann den, dass England dieses Spiel verdient verloren hat."

The Times: "Schon wieder Elfmeter! Ein durchschnittliches Team scheitert!"

Daily Mail: "Es endet immer mit Elfmetern, und es endet immer mit Tränen! Wir hätten wissen können, dass es wieder mit Elfmetern zu Ende geht. Wir haben es doch alles schon mal gehabt. Italien hat den Sieg verdient. Aber das heißt nicht, dass es nicht schmerzt."

Italien:



Gazzetta dello Sport: "Italia, go! Jetzt kommt Deutschland dran! Die schönste Nationalmannschaft seit der WM in Deutschland erobert das Halbfinale der EM 2012 - mit Elfmetern. Der Sieg ist absolut verdient. Italien gewinnt mit Herz, Stil und Energie. Der Fußballgott ist manchmal gerecht. Bei Pirlos Elfmeter haben die Engländer begriffen, dass der Qualitätsunterschied zu groß ist. Italien dominiert England ohne Catenaccio. Prandelli hat eine Kulturrevolution durchgesetzt."

Corriere dello Sport: "Italien, einfach enorm! Italien hat England mit seiner Taktik zerbröselt. Wir haben 120 Minuten fantastischen Fußball erlebt. Deutschland, du musst jetzt Angst haben! Die Azzurri haben seit 1995 nicht mehr gegen Deutschland verloren."

La Repubblica: "Happy End: Faires Ergebnis nach Elfmetern. Für das mittelmäßige England ist es ein halbes Wunder, bis zu den Elfmetern durchgehalten zu haben. Pirlos Elfmeter war ein Kunstwerk. Unser Problem ist der Angriff. Cassano überzeugt nicht, Prandelli setzt ihn länger als notwendig ein."


+++"Ärgerlich, unnötig und dumm!"+++

Trainer Markus Babbel von 1899 Hoffenheim hat in der "Maulwurf-Affäre" der deutschen Nationalmannschaft bei der EM deutliche Worte gefunden und scharfe Kritik am Verräter geübt. "Ich habe einen Spaten daheim, den könnte ich Jogi Löw schicken, damit er den Maulwurf erschlägt. Es ist ärgerlich, unnötig und dumm! Man macht sich einen Plan, und dann wissen die Griechen, wie man aufläuft", sagte Babbel: "Man wird als Trainer verraten."

Bereits mehrere Stunden vor dem Viertelfinale der DFB-Elf gegen Griechenland am vergangenen Freitag (4:2) war die Aufstellung der deutschen Mannschaft durchgesickert und in diversen Medien veröffentlicht worden. Bundestrainer Joachim Löw hatte dazu gesagt: "Das ist nicht in meinem Sinne und nicht so gut, wenn die Karten so früh auf dem Tisch liegen."

Auch Babbel ist wütend auf den Maulwurf. "Wir haben alle ein großes Ziel und wollen Europameister werden. Wenn einer dabei ist, der so etwas raushaut, der tut dem deutschen Fußball keinen Gefallen. Schlussendlich leiden wir alle darunter", sagte der Europameister von 1996. (Alle EM-News im Überblick)


+++Merkel nicht beim Halbfinale+++

Bundeskanzlerin Angela Merkel steht der deutschen Nationalelf beim EM-Halbfinale gegen Italien als Glücksbringer auf der Tribüne nicht zur Verfügung. "Dann müsste sie den Europäischen Rat in Brüssel schwänzen. Das wäre eine größere Geschichte und wird nicht stattfinden. Sie wird natürlich in Brüssel sein", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. Angeblich soll Merkel den deutschen Spielern in der Kabine nach dem Viertelfinal-Triumph über Griechenland (4:2) einen Finalbesuch versprochen haben, falls das DFB-Team Italien schlägt. Seibert wollte das jedoch nicht bestätigen. "Die Bundeskanzlerin berichtet grundsätzlich nicht über Gespräche, die sie in der Kabine der deutschen Nationalmannschaft mit Spielern oder ihren Betreuern führt."

Nach Einschätzung von Merkel machten Überlegungen über einen Besuch des Endspiels in Kiew am 1. Juli noch überhaupt keinen Sinn. "Jetzt sollte doch wirklich die ganze Konzentration erst einmal dem Halbfinale gelten - bei den Fußballern und bei den Journalisten. Und wenn das so ausgeht, wie wir alle hoffen, dann können wir über den nächsten Schritt reden", sagte Seibert.


+++Gerrard bleibt England-Kapitän+++

Steven Gerrard bleibt auch nach dem EM-Aus im Viertelfinale Kapitän der englischen Nationalmannschaft. "Ich habe es geliebt, Verantwortung zu übernehmen. Ich habe dem Coach gesagt, dass ich solange zur Verfügung stehe, wie er es will. Und er hat mir gesagt, dass wir so weitermachen", sagte der 32-Jährige am Montag. Hodgson hatte Gerrard, der mehrmals als Interims-Kapitän eingesprungen war, bei seinem Amtsantritt sechs Wochen vor der EM zum Spielführer ernannt. England war im Viertelfinale durch ein 2:4 im Elfmeterschießen an Italien (0:0 n.V.) gescheitert.


+++Ronaldo als Gelddruckmaschine+++

Der riesige schwarze Kampfstier schnaubt wütend und scharrt mit dem Huf durch den Sand der Arena. Dann stürzt er sich auf Cristiano Ronaldo. Der Matador mit dem Ball am Fuß bleibt eiskalt und dribbelt das Tier schwindelig. Der Fuji-Werbespot war in Asien ein Renner und hat nicht unmaßgeblich dazu beigetragen, dass der teuerste Fußballer der Welt derzeit etwa 92.000 Euro pro Tag verdient. Cristiano Ronaldo ist eine Werbe-Ikone des modernen Fußballs. Der Portugiese bedient eine gewaltige Marketingmaschine, Weltfirmen reißen sich um ihn. Nike, Suzuki oder Armani verdienen Millionen mit dem Superstar von Real Madrid und machen Ronaldo wiederum zu einem unfassbar reichen Mann.

Das Forbes Magazin beziffert sein Gesamtjahreseinkommen auf 33,6 Millionen Euro. Nur ein Fußballer kann ihm das Wasser reichen: David Beckham. Der Gottvater aller werbetreibenden Kicker liegt bei 36,4 Millionen, befindet sich aber im Gegensatz zu Ronaldo schon auf dem absteigenden Ast. Ronaldo scheffelt Millionen, und die Investoren scheffeln mit. Für den spanischen Rekordmeister Real Madrid beginnt sich die Weltrekordsumme von 94 Millionen Euro, die er für den Portugiesen 2009 an Manchester United überwies, angeblich schon zu rentieren. Real verkauft pro Jahr allein bis zu 1,5 Millionen Trikots mit Ronaldos Nummer sieben.

+++Hodgson wäre fast beim DFB gelandet+++

Den Sprung ins EM-Halbfinale verhinderte ein Elfmeterschießen, den Job als Bundestrainer einst Franz Beckenbauer. Englands Teammanager Roy Hodgson berichtete, dass er um ein Haar vor 14 Jahren Bundestrainer geworden wäre. Als der DFB nach dem Rücktritt von Berti Vogts 1998 händeringend einen neuen Coach suchte, stand der heute 64-Jährige ganz oben auf dem Wunschzettel, doch angeblich war es Beckenbauer, der sich querstellte. Am Ende wurde Erich Ribbeck Teamchef.

"Ich hatte eine Anfrage vom deutschen Nationalteam", sagte Hogdson, der mit England am Sonntag im EM-Viertelfinale gegen Italien ausschied: "Aber Franz Beckenbauer, der einen riesigen Einfluss in Deutschland hatte, hat es blockiert, indem er gesagt hat, es wäre ein schlimmes Zeichen von Inkompetenz, wenn Deutschland keinen deutschen Trainer finden würde."

DFB-Präsident Egidius Braun hatte die Anfrage bestätigt, aber einen anderen Grund dafür genannt, dass man nicht zusammenfand. "Wir befinden uns im Kontakt mit mehreren deutschen Trainern und mit Roy Hodgson", hatte er gesagt: "Ich hatte ihn angerufen, als er gerade im Mannschaftsbus saß, aber er hat abgesagt, er wolle seinen Vertrag in Blackburn nicht brechen." Ribbeck sagte nach seiner Inthronisierung, er sei nicht zweite, "sondern siebte Wahl" gewesen. Hodgson wurde zwei Monate später in Blackburn entlassen.