In der 37. Minute nutzte Jens Hegeler die erste Chance der Nürnberger zur Führung
In der 37. Minute nutzte Jens Hegeler die erste Chance der Nürnberger zur Führung

"Kindergarten" mit Konstanz

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Gelsenkirchen - Schieber-Schock, Ekici-Aus - den 1. FC Nürnberg bringt zurzeit offenbar nichts aus der Erfolgsspur. Nach dem Punktgewinn auf Schalke rangiert die fränkische Jugendgruppe auf Platz 2 der Rückrunden-Tabelle - und der Blick geht weiter nach oben.

Auch wenn der "Club" auf Schalke den fünften Sieg in Folge knapp verpasst hat - für Frust oder Ärger ist in den Tagen nach dem 1:1 in Schalke kaum Platz. Zwar ist Raphael Schäfer sicher, "dass für uns noch mehr drin gewesen wäre. Aber mit dem Punkt können wir gut leben."

Jugendstil nach Franken-Art

Vor allem deshalb, weil für den 1. FC Nürnberg am Wochenende wieder eine Mannschaft auf dem Platz stand, für die das Wort Rasselbande quasi erfunden wurde. Oder um es mit den Worten von Dieter Hecking auszudrücken: "Wenn man sieht, mit welchem Kindergarten wir gespielt haben, dann war das richtig gut!"

Markus Mendler (18) und Marvin Plattenhardt (19), Philipp Wollscheid (21) und Timothy Chandler (20), Robert Mak (19) und Mehmet Ekici (20) - gleich sechs Spieler trugen das Nürnberger Trikot, die 21 Jahre oder jünger sind. Dass sie trotzdem über weite Strecken selbstbewusst und engagiert, zielstrebig und zweikampffreudig zu Werke gingen, spricht für den Jugendstil nach Franken-Art.

Noch beeindruckender aber ist es, wie diese junge Mannschaft Woche für Woche die Ausfälle ihrer Stammkräfte wegsteckt. Denn das Verletzungspech ist dem "Club" genauso treu wie der Wille der Youngsters, sich davon nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Gegen Schalke musste Hecking gleich drei Mal verletzungsbedingt wechseln - doch das Nürnberger Kollektiv funktionierte weiter und bewies Stabilität. "Wir haben von Anfang an versucht, unser Spiel durchzusetzen, obwohl wir erneut Ausfälle kompensieren mussten", stellte Torschütze Jens Hegeler zufrieden fest.

"Wir sind am oberen Limit angekommen"

Dabei nahm die Liste der Ausfälle zuletzt besorgniserregende Ausmaße an. Nach Gündogan und Frantz ereilte den "Club" in der Vorwoche der Schock um Julian Schieber. Mit sieben Toren und neun Vorlagen wieder ein Leistungsträger, der mit einem Meniskuseinriss mehrere Spiele ausfällt. Im Schalke-Spiel verletzte sich dann nach Juri Judt mit Mehmet Ekici auch noch jener Akteur, der dem "Club"-Spiel mit seiner Technik und Übersicht eine große strukturelle Stütze war.

Gerade auch deshalb tritt mit Raphael Schäfer einer der erfahrenen Spieler trotz nur einer Niederlage in den letzten neun Spielen auf die Euphoriebremse: "Wir sind am oberen Limit angekommen. Es ist schwer, immer über 90 Minuten so viel Power und Leidenschaft hineinzulegen- vor allem angesichts der vielen Verletzten." Eine Tatsache, der sich auch Dieter Hecking nicht verschließt: "Ich will das nicht dramatisieren. Aber es trifft uns natürlich schon in einer Phase, in der wir richtig gut drauf sind."

Blick geht weiter nach oben

"Wer uns zu sehr hoch jubelt, tut uns keinen Gefallen", glaubt Schäfer, der über Platz 5 in der Liga gar nicht reden mag. Tatsache aber ist: Mit gerade einmal vier Zählern Rückstand auf den Rang, der das internationale Geschäft bedeutet, geht der Blick beim FCN weiter nach oben.

Weil die Mannschaft trotz aller Handicaps kollektive Konstanz beweist. Weil am Wochenende gegen St. Pauli sowohl der zuletzt gesperrte Almog Cohen als auch die verletzten Ilkay Gündogan und Mike Frantz wieder ins Team zurückkehren könnten.

Und weil auch der Trainer positiv denkt. "Wir müssen ja keine Niederlage herbeireden", stellt Dieter Hecking schmunzelnd fest.

Dietmar Nolte