Kevin-Prince Boateng führte Schalke 04 mit seinem fünften Saisontor zum 2:1-Sieg gegen Wolfsburg
Kevin-Prince Boateng führte Schalke 04 mit seinem fünften Saisontor zum 2:1-Sieg gegen Wolfsburg

"...auf einmal war er drin"

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Gelsenkirchen - Für Kevin-Prince Boateng war der 2:1-Erfolg der Schalker über Wolfsburg irgendwie ein kurioses Spiel. Erst jubelte er über einen Treffer, den er gar nicht erzielt hatte. Dann gab seine Mannschaft die Führung in Überzahl aus der Hand. Aber Boateng behielt die Nerven und sicherte seinem Team mit dem Siegtor neun Minuten vor dem Ende doch noch drei Punkte.

Nach der Partie sprach Schalkes Mittelfeldspieler über Willen und Selbstbewusstsein, Tore und Tabellenplätze - und machte seinen Mitspielern ein dickes Kompliment.

Frage: Kevin-Prince Boateng, war der Sieg gegen Wolfsburg auch ein Zeichen an die Konkurrenz?

Kevin-Prince Boateng: Natürlich, Wolfsburg ist ein direkter Kontrahent für uns im Kampf um die Champions League. Wir wollten diesen Sieg unbedingt, und genau das haben wir dann am Ende auch gezeigt. Dieser Wille hat sich im Trainingslager schon abzeichnet. Wir sind als Mannschaft enger zusammengewachsen.

Frage: Zwei Spiele, zwei Siege - das kann sich sehen lassen.

Boateng: Es war für unsere Mannschaft ein ganz wichtiger Schritt, dass wir beide Spiele zum Auftakt in die Rückrunde für uns entscheiden konnten. Dass wir jetzt auch gegen einen so starken Gegner die drei Punkte auf Schalke behalten konnten, gibt auf jeden Fall Selbstbewusstsein. Auch daher war dieser Sieg enorm wichtig. Die Zuschauer haben eine gute Begegnung gesehen, auch wenn sie kurzzeitig mal zittern mussten.

Frage: Sie sprechen die Phase in der zweiten Halbzeit an, als Schalke trotz Führung plötzlich nachgelassen hat. Ist das ein Punkt, an dem man auf jeden Fall noch arbeiten muss?

Boateng: Wir haben im Trainingslager an vielen Punkten gearbeitet und setzen auch einiges um. Man hat in Hamburg vor einer Woche schon gesehen, wie kompakt wir stehen und wie gut wir auch nach vorne spielen. Das kann natürlich nicht in jeder Partie immer zu 100 Prozent klappen. Wir wissen selbst, dass wir dieses Mal gegen Wolfsburg nach unserer Führung und nach dem Platzverweis für den Gegner nachgelassen haben.

Frage: Haben Sie eine Erklärung dafür?

Boateng: Es ist immer schwer, gegen zehn Mann zu spielen. Der Gegner läuft dann mehr und es ist eine Kopfsache für das Team in Überzahl. Da haben wir uns etwas fallen lassen. Aber ich muss der Mannschaft auch ein Kompliment machen. Wir haben den Schalter wieder sehr schnell umgelegt und das Spiel dann am Ende auch verdient gewonnen.

Frage: Sie selbst waren an beiden Toren beteiligt. Der erste Treffer war reichlich kurios, als Sie Felipe Santana angeköpft haben und der Ball dann im Tor landete.

Boateng: (lacht) Das habe ich genau so gewollt! Nein, im Ernst: Ich weiß gar nicht so genau, was da passiert ist. Ich habe den Ball irgendwie berührt, mich umgedreht und dann war er auf einmal drin. Und dann habe ich gejubelt, als ob es mein Tor war. (lacht) Eigentlich ein bisschen lächerlich. Felipe hat auch vorhin extra noch einmal gerufen, dass es auf jeden Fall sein Tor war. Ich habe ihm dann gesagt: Kein Problem, nachdem ich den zweiten Treffer gemacht habe, kann ich dir das erste Tor gerne schenken.

Frage: Also haben Sie Ihre Kopfballvorlage auf Kniehöhe selbst gar nicht so richtig realisiert?

Boateng: Ich kann es wirklich nicht genau sagen, ich möchte es selbst noch einmal sehen. Auf jeden Fall habe ich danach wohl etwas dumm ausgesehen mit meinem Torjubel. Da haben sich wohl alle gefragt, warum ich mich denn so freue. Aber hinterher ist es auch egal, wer die Tore schießt. Hauptsache, wir haben das Spiel gewonnen.

Frage: Sie haben ja dann beim zweiten Treffer eiskalt vollendet.

Boateng: Für mich persönlich ist es eine tolle Geschichte, dass ich das Tor zum 2:1 machen konnte. Ich hatte mir vorgenommen, mal wieder zu treffen. Das hat unserem Erfolg die Krone aufgesetzt.

Frage: Für Schalke sieht es nun auch in der Tabelle wieder ganz gut aus. Greifen Sie jetzt Platz 3 an?

Boateng: Unser Ziel muss es an jedem Wochenende sein, zu gewinnen! Dann werden wir am Ende sehen, wo wir stehen. Für uns bedeutet dieser Erfolg nicht mehr, als dass wir auch in der kommenden Woche wieder einen Dreier einfahren wollen. Aber wenn wir unsere Arbeit erledigen, können wir oben reinschnuppern.

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte