Es ist zum Verzweifeln: Daniel Baier ärgert sich über eine der zahlreichen Möglichkeiten, die der FCA gegen den Hamburg SV vergibt
Es ist zum Verzweifeln: Daniel Baier ärgert sich über eine der zahlreichen Möglichkeiten, die der FCA gegen den Hamburg SV vergibt

Kernproblem Ladehemmung

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Augsburg - In der Augsburger Arena herrschte am Freitagabend prächtige Stimmung. Insofern war alles wie gehabt. Einziger Unterschied: Um den unlängst verstorbenen einstigen Weltstar Helmut Haller zu ehren, hatte sich der harte Kern der Fans, der von der Stehtribüne aus die Mannschaft unterstützt, Selbstbeschränkung auferlegt.

Augsburg harmlos, Hamburg eiskalt

Auf Lärminstrumente wurde gänzlich verzichtet und nur eine Fahne geschwenkt: Die zierte das Konterfei des größten Fußballsohns, den der Verein je hervorgebracht hat. Trotz eines Uli Biesinger, Weltmeister von 1954, trotz eines Bernd Schuster, Europameister von 1980, trotz der vielen anderen späteren Promis, die in der Augsburger Talentschmiede ausgebildet worden sind.



Einen wie den Instinktfußballer Haller hätte man dem FCA an diesem Freitag gewünscht, denn: Zu den vielen Vorzügen, die den Vize-Weltmeister von 1966 auszeichneten, zählte Abschlussstärke. Und genau daran mangelte es der Truppe von Markus Weinzierl bei der 0:2-Niederlage gegen den Hamburger SV. Wieder einmal.

Wie eklatant die Probleme sind, wenn es darum geht, das Runde ins Eckige zu befördern, dokumentierte sich insbesondere in der Anfangsphase. Als der Gast nach 13 Minuten seinen ersten Torschuss abgab, der dank der Präzision, die der Koreaner Heung Min Son dabei an den Tag legte, prompt im Netz landete, hatte der FCA bereits vier gute bis sehr gute Möglichkeiten ausgelassen.

Tobias Werner (2., 11.), Kevin Vogt (4.) und Knowledge Musona (8.) scheiterten mit den Versuchen, ihr Team in Führung zu bringen. Das halbe Dutzend voll machten Stephan Hain (22.) und nochmals Werner, der kurz nach der Pause aus Nahdistanz daneben köpfte (49.). "Das hätte der Ausgleich sein müssen", konstatierte Chefcoach Weinzierl in der Pressekonferenz.

"Beschissener Abend"



Auch von den tief enttäuschten FCA-Profis wurde das Kernproblem Ladehemmung thematisiert. "Wir hätten noch drei Stunden spielen können und wohl kein Tor erzielt", sagte beispielsweise Simon Jentzsch. Im Schlepptau des Stammkeepers, der wegen einer Finger-OP in den letzten fünf Partien durch Mohamed "Mo" Amsif ersetzt worden war, fand sich der Misserfolg wieder ein.

Das 0:2 gegen den HSV war die dritte Niederlage im dritten Spiel mit Jentzsch im Kasten und zugleich die erste für die Mannschaft nach drei Duellen mit zwei Unentschieden und einem Sieg. Allerdings: Den 36-jährigen Team-Senior, der den am Sprunggelenk operierten Paul Verhaegh als Kapitän vertrat, traf daran nicht die geringste Schuld. Kaum beschäftigt, war er bei beiden Einschlägen machtlos, weshalb er von einem "beschissenen Abend" sprach.

Miese Laune beim FCA



Daniel Baier wiederum sinnierte darüber, worauf es im Fußball ankommt. "Es geht darum, Tore zu schießen und zu verhindern”, brachte es der Dauerläufer im Mittelfeld auf den Punkt. Liegt's an der Qualität, dass mit Treffern so gegeizt wird, dass nach neun Spieltagen erst fünf Eingänge auf der Habenseite des Kontos notiert sind? Der 28-Jährige reagierte gereizt. "Diese Frage nervt mich”, grummelte er. Für einen Augenblick schien es, als wolle er zum verbalen Rundumschlag ausholen, seinem Unmut ob der erneut vergebenen Großchancen Luft machen. Doch dann der Rückzieher. "Ich würde mich nur um Kopf und Kragen reden. Deshalb sage ich lieber nichts”, ließ Baier die Journalisten wissen und entschwand - um nicht doch noch loszupoltern - flugs in die Kabine.

Augsburg harmlos, Hamburg eiskalt



Aus Jürgen Rollmann wäre sicher auch ein guter Diplomat geworden. Darauf angesprochen, ob die Clubführung daran denke, das hinlänglich bekannte Problem mit der Verpflichtung eines Angreifers zu lösen, äußerte sich der neue Manager ausweichend. "Es liegt ja nicht nur an den nominellen Stürmern", nahm er die Frontmänner in Schutz, räumte aber gleichzeitig ein, "dass wir den Markt beobachten". Da nichts spruchreif sei, "haben die Spieler, die hier sind, unser Vertrauen".

Ob das Vertrauen gerechtfertigt ist, wird sich schon am Dienstag zeigen, wenn s im DFB-Pokal beim Drittligisten Preußen Münster um den Einzug in die dritte Runde geht. "Wir dürfen den Kopf nicht hängen lassen", forderte Innenverteidiger Sebastian Langkamp und nannte zugleich die Grundvoraussetzung für ein Weiterkommen in diesem einträglichen Wettbewerb: "Wir müssen vieles besser machen."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse