Die Gladbacher um Innenverteidiger Dante (l., hier im Zweikampf mit Jakub Swierczok) erkämpften sich auf dem Betzenberg die drei Punkte
Die Gladbacher um Innenverteidiger Dante (l., hier im Zweikampf mit Jakub Swierczok) erkämpften sich auf dem Betzenberg die drei Punkte

Keine Zeit zu feiern

xwhatsappmailcopy-link

Kaiserslautern - "Es war sehr, sehr schwer", sagte Lucien Favre und man merkte dem Trainer von Borussia Mönchendladbach auch an, dass er "sehr froh" über das Ergebnis an diesem Samstagabend war. Seine Mannschaft hatte gerade auf dem Lauterer Betzenberg gewonnen und war somit zum ersten Verfolger von Tabellenführer Borussia Dortmund aufgerückt.

Am Ende war der Sieg zwar glücklich nach einer frühen 2:0-Führung, aber dennoch nicht unverdient. Mit starker Verteidigungsleistung hielten die Rheinländer dem Dauerdruck der Lauterer nach Leon Jessens Anschlusstreffer (63.) stand. Der Däne schoss den Ball aus 25 Metern in den Torwinkel.

"Wir haben es nicht geschafft, das 3:0 zu erzielen", haderte Trainer Favre. Stattdessen wurden die Pfälzer mit Unterstützung des Publikums im Fritz-Walter-Stadion immer stärker. Den Gladbachern gelang es nicht mehr, ihre Konter zu Ende zu spielen, so wie sie es noch in der ersten Hälfte gekonnt vorexerziert hatten.

Herrmann mit Schlusselbeinbruch

Mit zwei früh und brillant herausgespielten Treffern schienen die Rheinländer vor einem Spaziergang in der Pfalz zu stehen: Der für den grippegeschwächten Mike Hanke eingesetzte Igor de Camargo bediente Patrick Herrmann, der dem Lauterer Leon Jessen davon lief und zur Führung traf (10.). Für den Saarländer Hermann wurde es allerdings nahe seiner Heimat trotz guten Beginns ein schmerzhafter Nachmittag.

Nach einem unglücklichen Zusammenprall mit Florian Dick zog er sich einen Schlüsselbeinbruch zu(38.) und musste ausgewechselt werden. "Er wird sechs Wochen fehlen", ärgerte sich VfL-Trainer Favre: "Das ist extrem bitter für ihn und für uns, er hat eine sehr gute Saison bis jetzt." Zum Zeitpunkt von Hermanns Unglück führten die Gladbacher schon 2:0.

Nach einem der vielleicht herrlichsten Konter dieser Saison über Reus und de Camargo schlenzte Juan Arango den Ball mit dem Außenrist ins lange Eck, wie nur große Könner es können. "Für ihn ist das normal, weil er es kann. Er ist der beste Fußballer Venezuelas aller Zeiten", schwärmte sein Kollege Roman Neustädter, der am Spieltag 24 Jahre alt wurde.

"Wir haben keine Zeit zu feiern"

Mit Harvard Nordtveit bildet er seit Wochen eine stabil arbeitende Ergänzung zu den filigranen Offensivkräften im Gladbacher Ensemble. Neustädter sieht in der Leistung und dem Ergebnis gegen Lautern ebenso einen Fortschritt wie Marco Reus. "Vor ein paar Monaten hätten wir noch 2:2 gespielt", mutmaßte Reus nach der richtungsweisenden Partie. Gegen Augsburg und Freiburg haben die VfL-Profis noch gegen Teams aus dem Tabellenkeller verloren. "Gegen Lautern haben wir den Kampf angenommen", sagt Neustädter: "Das ist eine positive Entwicklung."

Auch Igor de Camargo wollte das Positive sehen, auch wenn seine Gedanken bei dem verletzten Patrick Hermann waren, wie er sagte: "Hier ist es immer schwer zu gewinnen, da ist sehr viel Kampf. Aber wichtig sind die drei Punkte." Viel Zeit zur Erholung bleibt nicht, nächsten Freitag schon kommt der Hamburger SV nach Mönchengladbach. Die seien nach Niederlagen immer gut zurückgekommen, weiß Trainer Lucien Favre. Der Schweizer rief deswegen am Samstag vorbeugend Karnevalsverbot für seine Profis aus: "Wir haben keine Zeit zu feiern."

Tobias Schächter