Nach der deutlichen 0:6-Pleite gegen den FC Bayern wirkten die Hertha-Spieler Andreas Ottl (l.) und Alfredo Morales ratlos
Nach der deutlichen 0:6-Pleite gegen den FC Bayern wirkten die Hertha-Spieler Andreas Ottl (l.) und Alfredo Morales ratlos

Keine Experimente mehr

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Berlin - Geheimtraining, Einzelgespräche, akribische Einstellung auf den Gegner... Otto Rehhagel hat in der Woche vor dem Spiel gegen Bayern München alles versucht, sein Team auf den Rekordmeister einzustellen."Wir können zu Helden werden", hatte der Trainerfuchs seinen Spielern mit auf den Weg gegeben, doch am Ende ging man erneut mit leeren Händen vom Spielfeld.

Lell ratlos

"Der Trainer hat versucht uns bei der Ehre zu packen", so Andreas Ottl. Gefruchtet hat es nicht. "Bayern war uns in allen Belangen überlegen", gab der Ex-Bayer zu. "Das war ein Nackenschlag für uns."



"Wir wollten dagegenhalten, aber im Moment klappt es nicht, uns richtig einzustellen. Keine Ahnung, woran es liegt", war Christian Lell nach der 0:6-Klatsche ratlos und enttäuscht.

Dabei waren die Voraussetzungen gar nicht so schlecht. Immerhin gibt es keinen Trainer, der in seiner Karriere gegen den FC Bayern so erfolgreich war wie der 73-Jährige. 18 Mal hat Rehhagel bisher gegen den deutschen Rekordmeister gewonnen - so häufig wie kein anderer Trainer.

"Spiel muss aus den Köpfen"



Ist der Rehhagel-Effekt nach dem 1:0 über seinen Ex-Club Werder Bremen bei seiner Heim-Premiere bereits nach drei Spielen verpufft? Vieles spricht dafür. Auf die bundesliga.de-Frage, was man Positives aus der Partie mitnehmen könne, musste Ottl lange überlegen.

"Positives? Positiv ist, dass es rum ist", war alles, was dem 27-Jährigen einfiel. "Ich habe immer gesagt, dass es bis zum 34. Spieltag eng bleibt", so Ottl. "Das Spiel muss ganz schnell raus aus den Köpfen."

"Können die Klasse halten"



"Ich weiß, worauf ich mich eingelassen habe", bereut Rehhagel seinen Schritt zurück auf die Trainerbank nicht. "Ich bin davon überzeugt, dass wir die Klasse halten können."

"Können"? Optimistisch klingt anders. Und dann schiebt der Coach noch den verhängnisvollen Satz hinterher, den man normalerweis aus Vereinen hört, die weiter abgeschlagen in der Tabelle stehen, als die Berliner, die gerade mal zwei Punkte von Relegationsplatz 16 trennen: "Rein rechnerisch ist noch alles möglich. Solange das so ist, muss gefightet werden."

"Keine Zeit für Experimente"



Den Karren aus dem Dreck ziehen sollen die vorhandenen Spieler. Zwar hat Rehhagel in seiner kurzen Amtszeit nach Fanol Perdedaj für das Spiel gegen den FC Bayern München noch Fabian Holland aus der U23 in den Profi-Kader befördert, aber das soll es auch gewesen sein.

"Wir haben noch acht Spiele. Da haben wir keine Zeit für Experimente", stellt der Europameister von 2004 klar und benennt seine Hauptaufgabe für die kommenden Wochen: "Wir müssen die Fehlerquote minimieren."

Schweres Restprogramm



Am besten schon bis zum Spiel am kommenden Samstag gegen Mainz 05. "Es wird Zeit, dass wir endlich mal wieder punkten", wünscht sich Felix Bastians ein Positiverlebnis fürs Selbstbewusstsein.

Das ist bitter nötig, denn in den abschließenden acht Partien stehen noch Spiele gegen die Top-Clubs Mönchengladbach, Leverkusen und Schalke auf dem Programm. Duelle, in denen die Hauptstädter alles verlieren, aber auch zu Helden werden können.

Aus Berlin berichtet Jürgen Blöhs