Schalke 04 klettert dank der Ausrutscher der Konkurrenz auf Platz 3
Schalke 04 klettert dank der Ausrutscher der Konkurrenz auf Platz 3

Keine Euphorie trotz Big Point

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Augsburg - Wer vorlegt, hat sich in eine komfortable - weil nervenschonende - Ausgangsposition manövriert. Das war den Schalkern am Freitagabend mit dem 2:1-Sieg beim FC Augsburg gelungen. "Jetzt", sagte Doppeltorschütze Klaas-Jan Huntelaar nach getaner Arbeit, "können wir in Ruhe abwarten, was die Konkurrenz aus Dortmund und Leverkusen macht."

Keller auf Klettertour

Tags darauf trat ein, worauf man im königsblauen Lager so inständig gehofft hatte: Genannte Konkurrenz ließ Federn. Dortmund leistete sich einen nicht unbedingt erwarteten 1:2-Heimausrutscher gegen Mönchengladbach, und Leverkusen musste sich - weit weniger überraschend - mit demselben Ergebnis bei der dem Feld enteilten Übermannschaft des FC Bayern München geschlagen geben.

Folge: Schalke verharrt auf dem am Freitag eroberten 3. Tabellenplatz. Die Werkself, die dank der besseren Tordifferenz die Nase vorn hatte, liegt nun drei Zähler hinter den Knappen, die ihrerseits zum Sturm auf Rang 2 blasen können. Denn der Vorsprung des BVB ist auf einen Punkt geschrumpft. Während Dortmund am nun anstehenden 26. Spieltag zu den wiedererstarkten Hannoveranern muss, erwartet Schalke das Schlusslicht Eintracht Braunschweig. Eine interessante Konstellation. In ihr verankert ist die Möglichkeit, dass das Team von Jens Keller die Klettertour im Klassement fortsetzen wird.

Gekommen ist die Mannschaft - legt man die eigenen Ansprüche zugrunde - von ziemlich weit unten. Als Siebter in die zweite Halbserie gestartet, holten die Knappen aus den bislang absolvierten acht Partien 19 Punkte, was sich in Platz 2 in der Rückrundentabelle niederschlägt. Klammert man die deprimierenden Pleiten in der Meisterschaft in München (1:5) und in der Champions League gegen Real Madrid (1:6) aus, hat sich die Mannschaft als stabile Einheit präsentiert. Gründe für den Aufschwung? "Wir haben uns nicht verrückt machen lassen, als es nicht so gut lief", befand Sportvorstand Horst Heldt nach dem Sieg in Augsburg. "Die Mannschaft und das Trainerteam haben gute Arbeit geleistet. Wir müssen jetzt so weitermachen, wenn wir in den kommenden Wochen erneute Erfolge feiern wollen."

Heldt: "Nicht auf die eigene Schulter klopfen"

Andererseits warnte Heldt eindringlich davor, in Euphorie zu verfallen. Sich jetzt "auf die eigene Schulter zu klopfen" wäre nicht opportun, auch sollte man tunlichst davon absehen, "Ziele zu formulieren". Vom 3. Platz, der die neuerliche Champions-League-Teilnahme garantiert, sei man "noch ganz weit entfernt" - obwohl sich das Team auf eben diesen Rang vorgearbeitet hat. Heldt: "Uns wird nichts geschenkt, noch ist nichts entschieden."

So gut wie entschieden dagegen ist: Die Partie am Dienstag in Madrid wird Schalkes finaler Auftritt im diesjährigen Champions-League-Wettbewerb sein. Trotzdem, sagte Kevin-Prince Boateng, fahre man nicht in die spanische Metropole, "um Sightseeing zu betreiben. Wir wollen uns noch einmal voll reinhängen, auch wenn wir wissen, dass ein Weiterkommen nahezu unmöglich ist." Ähnlich äußerte sich Kapitän Benedikt Höwedes: "Wir wollen uns vernünftig aus der Königsklasse verabschieden." Nach dem Debakel im Hinspiel sei es unabdingbar, "dass der letzte Eindruck in diesem Wettbewerb wieder positiver für uns und den Verein ausfällt".

Die Frage der Schalker Ehre ist allerdings nicht die einzige. Dass ein ehrenhaftes Abschneiden in Madrid weitreichendere Bedeutung hat, steht auch für Jens Keller außer Zweifel: "Das ist wichtig für den deutschen Fußball."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse