Nur beim Jubel über den Sieg in Fürth hebt Trainer Christian Streich (r.) kurz ab, danach sagt er: "Wir haben noch etwas vor!"
Nur beim Jubel über den Sieg in Fürth hebt Trainer Christian Streich (r.) kurz ab, danach sagt er: "Wir haben noch etwas vor!"

"Kein Remmidemmi": Freiburg bleibt fokussiert

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Fürth - Natürlich wurde Christian Streich auch irgendwann die Frage gestellt, die alle Trainern nach großen Erfolgen ihrer Mannschaft beantworten müssen. Nach dem Freiburger wollten die Journalisten wissen, ob denn nach dem vollbrachten Einzug in die Europa League alkoholische Getränke auf der Rückfahrt verboten seien.

Phönix aus der Asche

Eine entsprechende Frage hatte zuvor schon der erste Vorsitzende, Fritz Keller ("Sie kennen doch den Trainer") verneint. Streich korrigierte den Chef nur geringfügig ("Sie kennen doch die Mannschaft") und ergänzte: "Ich muss den Spielern gar nichts verbieten. Die machen von sich aus kein Remmidemmi. Sie wissen schließlich, dass noch etwas ansteht."



Tatsächlich genügt gegen Schalke, das Platz 4 mit einem Punkt Vorsprung innehat, ein 1:0-Sieg und Freiburg spielt Champions-League-Quali. Nicht nur Fritz Keller konnte es "kaum fassen, wo wir stehen, wenn ich daran denke, wo wir vor eineinhalb Jahren waren." Nur zur Erinnerung: Im Januar 2012, als Christian Streich sein Amt vom glücklosen Marcus Sorg übernahm, war der SC Tabellenletzter. Man musste damals schon eingefleischter SC-Fan sein, um einer verunsicherten, fehleranfälligen Mannschaft zuzutrauen, dass die den Klassenerhalt schaffen würde. Sie schaffte ihn. Und exakt ein Jahr später steht sie mit einem nahezu unveränderten Kader vor weitaus prominenter besetzten Mannschaften wie dem HSV, Hannover 96, Mönchengladbach oder dem VfL Wolfsburg.

Im Spiel gegen Greuther Fürth war der Sieg allerdings mühsam erkämpft. Nach einem ersten Durchgang, in dem der SC feldüberlegen war, aber kaum einmal gefährlich vor das Tor der Fürther kam, drehte der SC im zweiten Durchgang auf und kam durch Jonathan Schmid (69.) und Max Kruse (78.) zu einem letztlich verdienten Sieg. Den hielt in der Schlussminute Keeper Oliver Baumann fest, der einen von Nikola Djurdjic getretenen Elfmeter parierte und so eine Partie rettete, die gar nicht gut begonnen hatte, wie Baumann wusste. "Heute war nicht alles Gold, was glänzte. Wir lagen ja schon zurück, bevor das Spiel angefangen hatte." Tatsächlich hatte Christian Günter Fürths Matthias Zimmermann früh entwischen lassen (3.), der sich nicht zwei Mal bitten ließ und eine Flanke von Edgar Prib einköpfte.

Verschlafene Anfangsphase - Baumann als Retter



Dass der Freiburger Sieg trotz des verschlafenen Beginns verdient war, bestritten allerdings auch die Fürther Spieler nicht, deren Trainer Frank Kramer die "spielerische Überlegenheit" der Freiburger lobte. Tatsächlich zeigte sich im insgesamt durchwachsenen Spiel, dass die Freiburger eine Qualität besitzen, die nicht viele Mannschaften in der Bundesliga auszeichnen. Sie können den Ball lang in ihren Reihen halten, um auf Fehler des Gegners zu warten, ohne dass daraus riskante Situationen entstehen. Satte 66 Prozent Ballbesitz wies die Statistik am Ende für die Gäste aus, deren "Geduld dann am Ende auch belohnt wurde", wie Oliver Baumann ausführte.

Der Mann des Tages bot zum wiederholten Mal in dieser Saison eine starke Partie und erhielt ein Sonderlob von Max Kruse, der mit dem Siegtor seinen 11. Saisontreffer erzielte: "Oli hat uns in dieser Saison schon viele Punkte mit seinen Paraden gerettet. Jetzt hat er sich durch den gehaltenen Elfer selbst belohnt."

Sowohl Baumann als auch Kruse stiegen übrigens ohne alkoholische Getränke in den Mannschaftsbus. Christian Streich hat ja Recht: Sie haben sich einiges vorgenommen für den letzten Spieltag.

Aus Fürth berichtet Christoph Ruf