Mike Hanke (l.) brachte die Borussia mit seinem sechsten Saisontor in Führung
Mike Hanke (l.) brachte die Borussia mit seinem sechsten Saisontor in Führung

Kein Grund zum Ärgern

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Mönchengladbach - Borussia Mönchengladbach hat die Chance verpasst, zumindest vorübergehend mit dem Tabellenführer Borussia Dortmund gleichzuziehen. Gegen den Hamburger SV reichte es trotz zwischenzeitlicher Führung "nur" zu einem letztlich verdienten .

So richtig geärgert haben sich die Borussia-Profis nicht. Irgendwie schien der eine oder andere vielleicht sogar eine Spur erleichtert zu sein, dass nach dem Schlusspfiff nicht die immer gleichen Fragen nach den Meisterschaftschancen der Borussia gestellt wurden.

Vorsprung reicht diesmal nicht

Der zuvor auswärts sieben Spiele unbesiegte Hamburger SV entpuppte sich als die erwartet schwer zu knackende Nuss. Und im Gegensatz zu den beiden vorangegangen Heim-Festspiele gegen Bayern München und Schalke 04 fand diesmal nicht der erste Gladbacher Schuss direkt seinen Weg ins Tor der Gäste. Zwei hundertprozentige Torchancen ließen Roel Brouwers und Igor de Camargo liegen, bevor ' target='_self' class='normalred'>Mike Hanke unmittelbar vor dem Pausenpfiff die Führung gegen gleichwertige Gäste herausköpfte.

Doch der Treffer gab den "Fohlen" keine Sicherheit. Zum ersten Mal seit dem 2. Spieltag (1:1 gegen Stuttgart) und erst zum zweiten Mal in dieser Saison überhaupt reichte ein 1:0-Vorsprung nicht zum Sieg. Denn im zweiten Durchgang fehlte es der Borussia an Durchschlagskraft und klaren Möglichkeiten.

Ein bisschen Selbstkritik und fehlende Leichtigkeit

"Ich kann mit dem Punkt sehr gut leben, auch wenn ein Sieg möglich gewesen wäre", gab Borussia-Trainer Lucien Favre nach dem Spiel zu Protokoll. "Wir haben nicht so gut gespielt, es war keine Topleistung von uns. Aber wir haben auch gegen einen sehr guten Gegner gespielt, der seit September auswärts nicht mehr verloren hat, das darf man nicht vergessen."

Die Spieler sahen es ähnlich und gaben sich selbstkritisch. "Auch wenn es nicht unser bestes Spiel war, hatten wir trotzdem die besseren Chancen. Ich denke aber, der HSV war die etwas bessere Mannschaft. Ein Sieg für uns wäre deshalb auch zu viel des Guten gewesen", fasste Borussia-Kapitän Filip Daems das Spielgeschehen treffend zusammen.

Dem Spiel der "Elf vom Niederrhein" fehlte die Leichtigkeit der letzten Auftritte vor heimischen Publikum, wie sie zuletzt von Patrick Herrmann personifiziert wurde. Das Fehlen des Shootingsstars, der an mehr als der Hälfte der Rückrundentore der Borussia beteiligt war, machte sich negativ bemerkbar, zumal auch Goalgetter Marco Reus nicht seinen besten Tag erwischt hatte.

"Sind in der Rückrunde noch ungeschlagen"

Doch das Remis war kein Grund, Trübsal zu blasen oder gar von einem Rückschlag zu sprechen. "Das wäre absoluter Quatsch", empörte sich Außenverteidiger Tony Jantschke. "Wir sind in der Rückrunde noch ungeschlagen und wollen das so lange wie möglich beibehalten. Mit dem Pokal haben wir fünf Siege und zwei Unentschieden geholt. Wir wissen, was wir können, können aber auch nicht in jedem Spiel brillieren."

Die gleiche Meinung vertrat auch der Torschütze Mike Hanke: "Es ist auch legitim, dass wir uns einmal in einem schwierigen Spiel mit einen Punkt begnügen. Wir einen dreckigen Sieg gebraucht, aber der ist uns leider nicht gelungen."

Jansen lobt seinen Ex-Verein

Die kommenden Aufgaben scheinen auf dem Papier etwas leichter zu sein. In Nürnberg bekommt es die Borussia mit einem Abstiegskandidaten zu tun, gegen den sie in den letzten drei Begegnungen sieben Punkte holte. Danach gastiert der SC Freiburg am Niederrhein. So schnell dürften sich die Gladbacher vermutlich also nicht aus dem Titelrennen verabschieden.

Ein Lob gab es abschließend von einem Gästespieler, dem Ur-Borussen Marcell Jansen, der 14 Jahre das Trikot mit der Raute trug. "Lucien Favre macht das sensationell, weil er die Mannschaft jetzt seit einem Jahr so einstellt, dass sie kompakt steht und kaum in Schwierigkeiten kommt", freute sich der Nationalspieler mit seinem Ex-Verein.

"Das Gefährliche an der Borussia ist, dass sie auch an schlechten Tagen immer wieder für einen effektiven Fußball gut ist. Das zeichnet sie aus. Wenn sie das beibehält, wird sie einen internationalen Platz erreichen. Aber ich würde ihnen auch die Meisterschaft gönnen", sagte Jansen bevor er in die Nacht entschwand und ein paar Tage Sonderurlaub in der alten Heimat genoss. Einem aktuellen Borussia-Spieler lassen sich derartig eindeutige Prognosen im Moment noch nicht entlocken.

Aus Mönchengladbach berichtet Tobias Gonscherowski