Ingo Anderbrügge zieht ab, Steffen Freund kommt zu spät: In 14 Bundesligaspielen gegen den BVB traf er drei Mal
Ingo Anderbrügge zieht ab, Steffen Freund kommt zu spät: In 14 Bundesligaspielen gegen den BVB traf er drei Mal

"Kein Duell auf Augenhöhe"

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München - Der Knüller des 8. Spieltages findet in Dortmund statt. Dort treffen sich die Borussia und der FC Schalke 04 zum 81. Revierderby der Bundesliga-Geschichte. Schalke hat zwei Punkte mehr auf dem Konto als der Deutsche Meister und steht als Dritter einen Platz vor dem Rivalen. Ingo Anderbrügge, der sich selbst als "Junge aus dem Pott" bezeichnet, hat für beide Clubs gespielt und mit Schalke 1997 den UEFA-Cup gewonnen. Vor dem brisanten Duell (Samstag, ab 15 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) spricht der 48-Jährige im Interview mit bundesliga.de über die Stärken und Schwächen seiner beiden Ex-Vereine.

bundesliga.de: Herr Anderbrügge, es ist mal wieder Derbyzeit, diesmal allerdings unter anderen Voraussetzungen als in den letzten Jahren. Schalke steht in der Tabelle vor Dortmund.

Anderbrügge: Die Tabelle ist im Moment für alle Schalker Fans vor dem Derby in Dortmund eine schöne Sache. Als Junge aus dem Ruhrpott bin ich stolz darauf, für beide Clubs gespielt zu haben. Auf Schalke hatte ich meine schönste Zeit als Profi, die mit dem UEFA-Cup-Sieg gekrönt wurde. Zwölf Jahre habe ich für Schalke gespielt. Das hat mich geprägt. Aber auch meine Lehrjahre zuvor bei der Borussia sind mir in guter Erinnerung. Ich freue mich auf ein tolles Derby und tippe auf ein 2:2. (Schlüsselduelle)

bundesliga.de: Wie bewerten Sie die Ausgangslage vor dem Derby?

Anderbrügge: Die Tabelle sieht derzeit positiv aus, auch für Dortmund. Die Borussia spielt nach wie vor einen hervorragenden Fußball, punktet aber nicht so beständig wie in der vergangenen Saison. Der BVB hat gegenüber Schalke meiner Meinung nach trotzdem immer noch knapp die Nase vorne. Sie spielen konstanter. Schalke ist größeren Formschwankungen ausgesetzt und hat schon wie in Düsseldorf oder in der Champions League einige Punkte liegen lassen.

bundesliga.de: Ist Schalke für Sie ein Titelkandidat?

Anderbrügge: Nein, ich sehe Schalke noch nicht ganz auf Augenhöhe mit den Bayern oder der Borussia. Es fehlt noch die Routine, auch der Kader ist in der Breite nicht so gut besetzt. Schalke ist kein ernsthafter Titelkandidat, aber das sehen die Verantwortlichen im Club ja genauso. Im Spiel gegen die Bayern war zu sehen, dass Schalke noch keine Spitzenmannschaft ist.

bundesliga.de: Was fehlt noch?

Anderbrügge: Die Mannschaft hat schon Fortschritte gemacht. Man sieht, dass Huub Stevens wieder verstärkt an der Defensive gearbeitet hat. Die Verpflichtung von Roman Neustädter war sehr wichtig. Er verleiht dem Team mehr Stabilität. Die Offensive ist mit Klaas-Jan Huntelaar sehr gut besetzt, allerdings darf der nicht ausfallen. Bislang konnte der Abgang von Raul gut kompensiert werden, allerdings ist die Saison noch zu jung, um das abschließend zu bewerten. Ich hoffe, dass Jefferson Farfan wieder stabiler auftritt. Schade ist, dass Julian Draxler sich verletzt hat. Der hatte in den letzten Spielen überragend gespielt. Ein bisschen mache ich mir auf der Torwartposition Sorgen. Die vielen Wechsel sind nicht gut. Bisher haben die Keeper noch nicht entscheidend gepatzt, aber auch noch kein Spiel gewonnen.

bundesliga.de: Und wie hat Ihnen der BVB in dieser Saison gefallen?

Anderbrügge: Borussia Dortmund hat in dieser Saison schon einige starke Spiele gezeigt, besonders das Champions-League-Spiel in Manchester. Es war sehr ärgerlich, dass die Mannschaft da Punkte abgeben musste. Es fehlte auch ein bisschen Glück bei der Chancenverwertung und der strittigen Szene, die zum Handelfmeter führte. Dass der BVB zu so vielen Chancen kommt, zeigt die hohe Qualität der Mannschaft. Ich denke, dass der Knoten bald platzt und sie die knappen Spiele auch gewinnt.

bundesliga.de: Müssen die Dortmunder angesichts von neun Punkten Rückstand auf die Bayern die Titelverteidigung schon abschreiben?

Anderbrügge: Nein. Dortmund hat die Bundesliga zwei Jahre lang dominiert und ein hohes Niveau erreicht. Die Spieler haben eine hohe Qualität, viele wurden Nationalspieler. Und es ist immer noch eine junge Mannschaft. Sie kann den Bayern immer gefährlich werden. Die Bayern sind hervorragend gestartet und zeigen keine Schwächen. Aber in der vergangenen Saison haben wir gesehen, dass auch die Bayern nach einem guten Start ein Tief erwischen und zwei, drei Spiele in Folge nicht gewinnen können. Noch ist nichts entschieden.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski