Michael Skibbe wurde am 5. Juni in Frankfurt vorgestelllt
Michael Skibbe wurde am 5. Juni in Frankfurt vorgestelllt

"Kann sein, dass ein neuer Spieler Kapitän wird"

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Michael Skibbe soll bei Eintracht Frankfurt eine neue Ära einleiten. Im Interview spricht der neue Coach über die neue Spielweise, Neuverpflichtungen und auch über Caio.

Frage: Michael Skibbe, als neuer Trainer von Eintracht Frankfurt wollen Sie mit attraktivem Spiel Aufbruchstimmung erzeugen. Den Fans haben Sie den Mund mit dieser Äußerung richtig wässerig gemacht. Peilt die Eintracht nach nur 33 Punkten in der abgelaufenen Saison nun höhere Tabellenregionen an?

Michael Skibbe: Wir wollen besser Abschneiden als in der Vorsaison. Alles, was zusätzlich kommt, nehmen wir natürlich gerne mit. Ich finde es auch positiv, Euphorie zu schüren. Wir wollen in Frankfurt zu neuen Ufern aufbrechen, etwas bewegen und natürlich auch Erfolge haben. Dass man aber in der Bundesliga trotz aller Ziele von der Realität eingeholt werden kann, hat man in der Rückrunde am Beispiel Hoffenheim gesehen. Ein, zwei wichtige Spieler sind verletzt, schon funktioniert es nicht mehr.

Frage: Sie haben ihre taktischen Wünsche bereits offengelegt. Vor allem in den Heimspielen wollen Sie den Gegner bei Ballbesitz früh stören, die ganze Mannschaft soll beim Pressing mitdenken. Ist das der Weg, die zuletzt frustrierten Anhänger zurück ins Boot zu holen?

Skibbe: Dass sich Fans und Profis miteinander identifizieren, ist das Allerwichtigste. Wir wollen den Eintracht-Anhängern etwas anbieten. In der letzten Saison hat sich Frankfurt unter Friedhelm Funkel als Tabellen-13. in der Bundesliga weiter etabliert. Jetzt wollen wir fußballerisch und sportlich den nächsten Schritt machen. Wir wollen uns als Club darstellen, der attraktiven und offensiven Fußball präsentiert, auch wenn wir dann sicher mal in den ein oder anderen Konter laufen werden.

Frage: Sie haben angekündigt, noch zwei bis drei neue Spieler zu holen. Das defensive Mittelfeld hat nach den Abgängen von Michael Fink und Junichi Inamoto Priorität. Wie sieht das Anforderungsprofil für diese Position aus?

Skibbe: Wir bemühen uns im Mittelfeld vor allem um Spieler, die gut im Umschalten sind, die Zweikämpfe gewinnen, gleichzeitig aber auch spielstark sein sollen. Wir sind bei der Arbeit und wollen zeitnah neue Spieler finden. Derzeit grenzen wir gerade gemeinsam mit Vorstandschef Heribert Bruchhagen und Chefscout Bernd Hölzenbein den Kandidatenkreis ein.

Frage: Ein "Neuzugang" wäre auch Ioannis Amanatidis, der wegen eines Knorpelschadens im Knie fast die komplette Saison ausfiel. Glauben Sie, der Grieche kann trotz der komplizierten Verletzung wieder zu alter Klasse finden?

Skibbe: Ioannis hat ja bereits zum Rundenende Kurzeinsätze gehabt, und das Knie scheint wieder voll belastbar zu sein. Wir hoffen, dass er gut durch die Vorbereitung kommt. Ein gesunder und fitter Amanatidis ist sicher ein Stamm- und Führungsspieler bei der Eintracht.

Frage: Als Kapitän ist er unter Ihrer Führung aber offenbar nicht mehr gesetzt...

Skibbe: Ich halte es so, dass ich zunächst einen Mannschaftsrat bilde, in dem alle Gruppen des Teams repräsentiert sind. Dort werden nicht nur alte, erfahrene Eintrachtler sondern auch junge Spieler vertreten sein. Ich will ganz bewusst nicht nur alte Eintrachtler in diesem Gremium haben. Aus diesem Rat wird dann der Kapitän bestimmt. Dennoch habe ich eine hohe Meinung von Ioannis als Führungsspieler

Frage: Neuzugang Maik Franz hätte Erfahrung als Kapitän. Ist ausgeschlossen, dass ein neu verpflichterter Spieler zum neuen Mannschaftsführer bestimmt wird?

Skibbe: Ganz im Gegenteil. Es kann sehr gut sein, dass ein Spieler Kapitän wird, der neu in die Mannschaft kommt. Ein neuer Spieler kann neue Elemente einbringen, die dem Team einen Schub geben.

Frage: Ein in Frankfurt viel diskutiertes Thema ist auch die Personalie Caio. Er war unter Vorgänger Funkel nicht wohl gelitten. Wird der Brasilianer unter Ihnen nun so fit, dass er sogar die defensive Mittelfeldposition ausfüllen kann. Oder gibt es ein Duell mit Alexander Meier in der Offensive?

Skibbe: Ich muss den Spieler erst noch besser kennenlernen. Stand heute sehe ich ihn eher nicht im defensiven Mittelfeld, sondern in der Offensive. Grundsätzlich könnte ich mir vorstellen, dass ich offensiv auf mehreren Positionen für ihn Verwendung finden werde. Er hat große Qualitäten, die gilt es nun herauszukitzeln.

Frage: Sie waren DFB-Trainer unter Rudi Völler, haben in Leverkusen einige Nationalspieler geformt. Horst Heldt war 1999 der letzte Nationalspieler der Eintracht, Bernd Schneider schon vor seinem DFB-Debüt nach Leverkusen gewechselt. Formen Sie nach zehn mageren Jahren nun wieder einen Frankfurter Nationalspieler?

Skibbe: Ich kann nur sagen, dass es mir in Leverkusen gelang, Rolfes, Adler und Castro an die Nationalmannschaft heranzuführen. Zunächst einmal muss sich nach nur 33 Punkten in der Vorsaison jeder Spieler mit dem neuen System beschäftigen. Wenn er das beherrscht, dann kann er sich über seine Leistung bestimmt auch für höhere Aufgaben empfehlen. Ich kenne zum Beispiel Patrick Ochs und Marco Russ schon aus meiner Zeit als DFB-Trainer. Beide haben enormes Potenzial.

Frage: Sie sind mit dem Wechsel zu Galatasaray auch ein wenig vor ihrem langjährigen Kollegen Rudi Völler geflüchtet. Denken Sie, dass Ihr nicht allzu positives Image viel mit der Person Völler zu tun hat?

Skibbe: Natürlich, das hat sogar sehr viel mit Rudi Völler zu tun. Völler ist wie Franz Beckenbauer eine Lichtgestalt im deutschen Fußball. Beide werden nur selten kritisch betrachtet. Wenn Bayer eine gute Phase hat, heißt es immer, der Rudi hat super eingekauft. Wenn es nicht so gut läuft, dann haben ein Michael Reschke oder der Trainer Skibbe nicht richtig geguckt. Ich bin froh, dass ich jetzt bei der bei Eintracht die sportliche Verantwortung trage.