Jupp Heynkes (l.) gelang in der letzten Saison der bessere Start. Aktuell hapert es unter Pep Guardiola (r.) vor allem beim Umschaltspiel
Jupp Heynkes (l.) gelang in der letzten Saison der bessere Start. Aktuell hapert es unter Pep Guardiola (r.) vor allem beim Umschaltspiel

Jupp vs. Pep - Zahlen lügen nicht

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München - Die Länderspielpause steht an, der Großteil der Bayern-Stars ist auf Reisen. Zeit, ein erstes Resümee zu ziehen. Nach vier Ligaspielen ist der Rekordmeister noch nicht da, wo er sich selbst am liebsten sieht: auf Platz 1.

Das lief unter Jupp Heynckes im Vorjahr deutlich besser. Oder etwa doch nicht? bundesliga.de vergleicht den FCB-Start der vergangenen mit dem der aktuellen Saison. Wer war an den ersten vier Spieltagen besser, Pep oder Jupp?

Zu wenig Tempo beim Umschaltspiel

Vergleicht man die Startphase von Guardiola und Heynckes, fällt auf, dass die Bayern unter ihrem neuen Coach vor allem in der Offensive Nachholbedarf haben. So hatten die Triple-Bayern in der letzten Saison nach vier Spieltagen bereits 14 Tore auf dem Konto, aktuell traf der Rekordmeister gerade einmal halb so häufig.

Eine Ursache für die geringe Trefferquote ist das Umschaltspiel: Die Bayern waren unter Heynckes vor allem nach Kontern erfolgreicher, als sie es heute sind. Vier Kontertore erzielten die Münchener in der letzten Spielzeit an den ersten vier Wochenenden, gegenwärtig steht noch keines zu Buche. An Tempo kann der FCB also noch deutlich zulegen. Die wenigen Tore unter Guardiola erklären sich auch aus der mangelnden Chancenverwertung: Von den 15 Großchancen verwerteten Mandzukic und Co. nur fünf.

Die Möglichkeiten sind also da, auch die Torschüsse haben sich deutlich erhöht (84 Torschüsse, letzte Saison: 71). Jedoch brauchten die Süddeutschen im Triple-Jahr nur durchschnittlich 5,5 Torschüsse für einen Treffer. Heute sind es mehr als doppelt so viele. Im Ligavergleich landet der aktuelle Deutsche Meister damit - für den FCB ungewöhnlich - weit hinten. Ganze 13 Mannschaften haben in dieser Saison eine bessere Trefferquote als die Rekord-Bayern.

Mehr Ballbesitz als unter Heynckes

Auch in der Entstehung agierten die Bayern der letzten Saison deutlich effizienter. Trotz der niedrigeren Gesamtanzahl an Pässen (12/13: 2076 Pässe | 13/14: 2411 Pässe) erzielten die Bayern unter Heynckes deutlich mehr Tore: Acht Treffer gelangen damals nach einem Passpiel - unter Guardiola war es gerade einmal einer.

Da hilft auch eine hohe Ballbesitzquote nicht. Die hat sich nämlich unter Guardiola nochmal deutlich erhöht. Die Bayern haben im Schnitt acht Prozent mehr Ballbesitz (67 Prozent) als in der letzten Saison. Unter Heynckes wussten die Bayern den Ballbesitz allerdings besser zu nutzen und durch eine hohe Passgenauigkeit in Torerfolge umzumünzen.

Während es in der Offensive noch hapert, war und ist die Defensive unter beiden Trainern stabil. Die Zahl der Flanken, Ecken und Fouls blieb wie auch die Werte der Abwehrreihe weitestgehend konstant. In beiden Spielzeiten ließ die Hintermannschaft nur zwei Gegentore zu.

Systemwechsel birgt Probleme

Einer der Hauptgründe für die Offensivprobleme ist der Systemwechsel, also die Umstellung von zwei auf einen Sechser. Das macht den Bayern zu schaffen. Das Umschaltspiel ist noch zu langsam. Zudem stehen mit Thiago und Mario Götze neue Spieler im Kader, die noch nicht voll integriert sind.

Nach den Verletzungen von Javier Martinez und Bastian Schweinsteiger fallen nun zwei zentrale Stützen im 4-1-4-1-System aus. Dass Guardiola offen für Neues ist, äußerte er bereits zu Beginn der Saison: "Ich mag dieses System, aber vielleicht werde ich es in Zukunft wechseln."

Der Katalane und sein Starensemble sind also noch in der Findungsphase. Immerhin wirken sich die Probleme bislang nur gering auf die Tabelle aus. Mit zehn Zählern sind die Bayern aktuell Zweiter, letzte Saison standen vier Siege nach vier Spielen zu Buche. Im Direktvergleich hat Heynckes also klar die Nase vorne. Mit dem UEFA-Supercup hat Guardiola aber immerhin früh in der Saison den ersten Titel eingeheimst. Den widmete der Spanier nach dem Erfolg gegen Chelsea prompt seinem Vorgänger: "Dieser Titel ist für ihn", sagte Guardiola. "Die Mannschaft war unglaublich. Heute habe ich gemerkt, warum sie letzte Saison alles gewonnen hat."

Yannik Schmidt