Die 89. Minute in Mönchengladbach: Der kurz zuvor eingewechselte Wellington (r.) köpft den 1:1 Ausgleich für den Tabellenführer aus Hoffenheim
Die 89. Minute in Mönchengladbach: Der kurz zuvor eingewechselte Wellington (r.) köpft den 1:1 Ausgleich für den Tabellenführer aus Hoffenheim

"Jokertor" als Empfehlungsschreiben

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Sein Geschenk machte er sich am vergangenen Samstag in Gladbach selbst. Vier Tage später, am Mittwoch (11. Februar), feiert Hoffenheims Stürmer Wellington Luis de Sousa seinen 21. Geburtstag. Am 19. Spieltag erzielte der junge Brasilianer kurz vor Schluss den 1:1-Ausgleich der Hoffenheimer bei Mitaufsteiger Borussia Mönchengladbach und sicherte den Kraichgauern somit die Tabellenführung.

Keine drei Wochen ist es her, da wurde in Hoffenheim noch über eine Lösung im Fall Wellington nachgedacht. "Wir führen Gespräche mit ihm. Dabei geht es darum, ob wir ihn ausleihen sollen oder nicht. Es lagen Anfragen aus dem Ausland und der 2. Bundesliga vor", sagte Trainer Ralf Rangnick während der Winterpause.

Sanogo bekommt Vorzug

Zum Rückrundenauftakt fehlten neben dem am Knie verletzten Top-Torjäger Vedad Ibisevic ebenfalls Angreifer Chinedu Obasi und Mittelfeldspieler Carlos Eduardo. Eduardo wurde im Januar beim Testspiel der Hoffenheimer gegen den Hamburger SV (0:2) nach einer Auseinandersetzung mit Ivica Olic für die ersten zwei Rückrundenspieltage gesperrt.

Neben dem gesetzten Demba Ba stürmte am 18. Spieltag gegen Energie Cottbus (2:0) aber Winterneuzugang Boubacar Sanogo und nicht Wellington. Sanogo erzielte in seinem ersten Spiel für Hoffenheim gleich sein erstes Tor.

Schleppender Start

Wellington wurde von voreiligen Kritikern bereits als Fehleinkauf abgestempelt. Zu schnell sei für ihn der Fußball hierzulande, hieß es. Im August 2008 war Wellington vom brasilianischen Clube Náutico Capiparibe zu 1899 Hoffenheim gewechselt. Gleich zu Beginn der Saison fiel er aufgrund eines Muskelfaserrisses in der linken Wade für mehrere Wochen aus.

"Ärgerlich, aber das kommt vor", sagte Manager Jan Schindelmeiser damals. Ärgerlich für Wellington insofern, dass er sich zum Auftakt nicht gleich zeigen und in die Mannschaft spielen konnte. Vor dem Spiel gegen die Borussia wurde er in der Hinrunde lediglich drei Mal für die Schlussminuten eingewechselt.

Nur ein Mal durfte er über längere Zeit ran. Im Eröffnungsspiel der neuen Rhein-Neckar-Arena gegen eine Auswahl der Metropolregion erzielte der Brasilianer beim 6:2-Erfolg der Hoffenheimer zwei Tore.

Erstes Bundesligator als Hoffnungsschimmer

Auch am vergangenen Wochenende in Gladbach wurde Wellington erst in der 86. Minute eingewechselt. Diesmal mit zählbarem Erfolg. Nach seinem ersten Tor in der Bundesliga dürfte bei ihm die Zuversicht auf weitere Einsätze steigen.

Auf die schwierige Situation von Wellington wies auch 1899-Trainer Rangnick nach dem ersten Unentschieden auf fremdem Platz hin: " Es war für uns insofern eine Premiere, dass wir auswärts unentschieden gespielt haben. Wir müssen damit zufrieden sein, weil wir zu lange nicht so gespielt haben, wie wir das wollten. Für Wellington ist das keine einfache Zeit, das Tor tut ihm mit Sicherheit gut und hilft ihm auch innerhalb der Mannschaft." Lobende Worte gab es nach dem Spiel auch von Manager Schindelmeiser: "Das hat er sich mit seiner intensiven Arbeit in den letzten Wochen redlich verdient".

Der nach dem Ausfall von 18-Tore-Mann Ibisevic befürchtete Einbruch des Überraschungsherbstmeisters bleibt bislang aus. Mit Demba Ba, dem wieder genesenen Chinedu Obasi, Neuzugang Boubacar Sanogo und nun eben auch Wellington verfügt Hoffenheim auch weiterhin über ein angriffsstarkes Quartett.

Stefan Reiner