Bundestrainer Joachim Löw (l.) kündigt für die kommenden Länderspiele an, vermehrt zu rotieren
Bundestrainer Joachim Löw (l.) kündigt für die kommenden Länderspiele an, vermehrt zu rotieren

Löw: "Dürfen Schraube nicht überdrehen"

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München - Die deutschen Weltmeister wollen ihr glorreiches Jahr 2014 erfolgreich abschließen, doch wenn Bundestrainer Joachim Löw am Freitag sein Aufgebot für die Länderspiele gegen Gibraltar und Spanien bekannt gibt, werden zahlreiche Helden von Rio fehlen. Nach Rücktritten und wegen Verletzungen muss Löw auf gleich sieben seiner Weltmeister verzichten, weiteren Stars könnte er wegen der extremen Belastung eine Pause verordnen.

Vier Weltmeister verletzt

"Wir dürfen die Schraube nicht überdrehen", hatte Löw zuletzt am Rande der enttäuschenden EM-Qualifikationsspiele in Polen (0:2) und gegen Irland (1:1) gesagt: "In den letzten Jahren habe ich bewiesen, dass ich in Testspielen oder gegen die ganz kleinen Nationen vermehrt rotiert oder Spieler weggelassen habe." Das prestigeträchtige Duell mit Spanien in Vigo am 18. November ist ein solcher Test, zuvor wartet in der Quali für die EURO 2016 in Frankreich am 14. November in Nürnberg in Gibraltar der kleinste europäische Fußball-Zwerg.

"Die erste Mannschaft wird wahrscheinlich 15:0 gewinnen, die zweite 10:0 und die U21 5:0", spottete Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler über das Spiel gegen den Neuling, der erstmals an einer Qualifikation teilnimmt. Völler und mit ihm zahlreiche Vertreter der Spitzenclubs forderten von Löw, wegen der Belastung auf einige Profis zu verzichten. Löw will das berücksichtigen. Dennoch ist nicht zu erwarten, dass er mit einer komplett neuen Mannschaft spielen lassen wird. Schließlich will der auf Platz drei in Gruppe D abgerutschte Weltmeister nicht erneut patzen. Und Spanien will Löw aus Respekt nicht mit einer C-Elf begegnen.

Wie sehr seine Stars in ihren Klubs gefordert sind, bekommt Löw in dieser Europapokal-Woche allerdings noch einmal vor Augen geführt. Die Vereine von gleich 18 seiner 20 verbliebenen Weltmeister sind im Einsatz, nur die Klubs von Ersatztorwart Ron-Robert Zieler (Hannover 96) und Shkodran Mustafi (FC Valencia) spielen nicht international. Auf zu viele der hoch belasteten Profis kann Löw aber nicht verzichten. Denn in Spielführer Bastian Schweinsteiger, Abwehrchef Mats Hummels, Spielmacher Mesut Özil und Julian Draxler fallen vier Weltmeister verletzt aus.

Wieder zur Verfügung stünden die genesenen Benedikt Höwedes, Sami Khedira und André Schürrle sowie Mario Gomez und Marco Reus. Aus dem Bereich der U21 wird kaum ein Spieler dazustoßen, bestreitet der Nachwuchs doch am 13. und 18. November gegen die Niederlande und in Tschechien wichtige Vorbereitungsspiele für die EM 2015. Möglich scheint, dass Löw den ein oder anderen Profi aus Gladbach dazu nimmt, obwohl die Borussia ebenfalls im Europacup spielt. Kandidaten wären André Hahn, Patrick Herrmann oder Tony Jantschke. "Natürlich mache ich mir ein bisschen Hoffnungen, das ist ja ganz klar", sagte Hahn.

Ehrung durch den Bundespräsidenten

Letztmals bei der Nationalmannschaft sein werden der frühere Kapitän Philipp Lahm, Rekordtorschütze Miroslav Klose und Per Mertesacker - allerdings nur bei der Ehrung mit dem Silbernen Lorbeerblatt am Montag in Berlin durch Bundespräsident Joachim Gauck. Am selben Tag bekommen die Weltmeister vom Weltverband FIFA offiziell das "WM-Badge" verliehen, das seit dem Triumph von Rio auf dem DFB-Dress prangt. Am Abend weht bei der Premiere des WM-Films "Die Mannschaft" ein letztes Mal WM-Luft. Dann rückt endgültig die EM 2016 in den Fokus - Belastung hin oder her.