Nach dem Abgang von Dieter Hecking soll Michael Wiesinger (l.) den 1. FC Nürnberg gemeinsam mit Armin Reutershahn zum Klassenerhalt führen
Nach dem Abgang von Dieter Hecking soll Michael Wiesinger (l.) den 1. FC Nürnberg gemeinsam mit Armin Reutershahn zum Klassenerhalt führen

"Jetzt geht's weiter"

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Nürnberg - Nach dem überraschenden Weggang von Dieter Hecking schwingt nun Michael Wiesinger beim 1. FC Nürnberg das Zepter. Im Interview mit bundesliga.de erklärt der neue Trainer sein Konzept. Der Ex-Profi will an Bewährtem festhalten, den "Club" aber auch offensiver ausrichten.

bundesliga.de: Herr Wiesinger, wie fällt das Fazit Ihres ersten Trainingslagers als Bundesliga-Trainer aus?

Michael Wiesinger: Das war eine gute Woche. Alle haben gut mitgezogen. Mir ging es auch darum, Eindrücke von der Mannschaft zu gewinnen. Das ist auch gelungen. Man läuft sich im Trainingslager ja glücklicherweise ständig über den Weg.

bundesliga.de: Sie waren sicher genauso überrascht wie die Mannschaft, als Sie gehört haben, dass Dieter Hecking nach Wolfsburg geht. Haben Sie das gegenüber dem Team nochmal thematisiert?

Wiesinger: Armin Reutershahn und mir war es wichtig, dass wir dieses Thema am ersten Trainingstag nochmal aufbringen. Wir haben betont, welch gute Arbeit Dieter hier geleistet hat. Trotzdem war es uns auch wichtig zu sagen: Jetzt geht's weiter. Und ich habe den Eindruck: Alle wollen alles dafür tun, dass der Verein Erfolg hat.

bundesliga.de: Ihr Vorgänger hat Wert auf eine klare Rangordnung gelegt, viele Trainer Ihrer Generation favorisieren hingegen flache Hierarchien. Wie positionieren Sie sich da?

Wiesinger: Ich favorisiere ebenfalls klare Strukturen in einer Mannschaft, auch als Spieler fand ich das immer positiv. Genau die hat sich hier in Nürnberg herausgebildet mit Spielern, die den Erfolgsgedanken vorleben. Aber auch die müssen sich immer wieder neu beweisen.

bundesliga.de: Die Ersatzspieler werden das gerne hören.

Wiesinger: Mag sein. Es zeichnet ja einen Führungsspieler aus, dass er seine Leistung selbst immer wieder hinterfragt und trotzdem die Jungen mitreißt. Wir haben vor, aus dem ein oder anderen ein paar Prozent mehr herauszukitzeln. Aber an Bewährtem werden wir nichts ändern.

bundesliga.de: Das System wird unter Ihnen also beibehalten, oder?

Wiesinger: Es ist ja heutzutage fast schon normal, dass man variiert. Man muss nur kleine Puzzleteile verschieben, schon spielt man ein vermeintlich völlig anderes System. Wichtig ist, dass wir schwer auszurechnen sind.

bundesliga.de: Es heißt, Sie wollen offensiver spielen lassen.

Wiesinger: Wir werden nicht vom Weg abgehen, dass wir als Basis von allem ein gute Defensive brauchen. Aber klar: Wir wünschen uns nach vorne einen Tick mehr Überzeugung, aber das ist etwas, das auch Dieter Hecking gegen Ende der Hinrunde schon angeprangert hat.

bundesliga.de: Sind denn vor Ablauf der Transferfrist noch Neuzugänge geplant?

Wiesinger: Wir schauen uns um, jeder Verein ist gut beraten das jederzeit zu tun. Aber wir haben großes Vertrauen in den jetzigen Kader. Die Mannschaft hat ja gezeigt, dass sie es kann. Sie ist nach einer Phase, in der es nicht so lief, auf beeindruckende Art und Weise zurückgekommen.

bundesliga.de: Was ist der Stand bei Spielern wie Marcos Antonio, der wohl eine Freigabe bekommen würde, wenn ein passendes Angebot käme?

Wiesinger: Er hat sich vernünftig präsentiert und lässt sich nicht hängen, aber er weiß, dass er zwei Innenverteidiger vor sich hat.

bundesliga.de: Manager Martin Bader hat gerade wieder betont, dass der "Club" auch in fünf Jahren nicht im internationalen Geschäft spielen wird. Warum ist der FCN trotzdem eine reizvolle Aufgabe für einen Trainer?

Wiesinger: Das sehen Sie doch schon, wenn Sie sich hier im neuen Funktionsgebäude umsehen. Hier entsteht etwas, alle gehen zusammen in die gleiche Richtung. Aber für uns ist und bleibt der Klassenerhalt eine echte Herausforderung.

bundesliga.de: Für diese Spielzeit sieht es nicht schlecht aus. Der "Club" geht mit 20 Punkten in die Rückrunde.

Wiesinger: Es ist ganz wichtig, dass wir uns nicht darauf ausruhen. Aber das Polster gibt uns Sicherheit und Selbstvertrauen.

Das Gespräch führte Christoph Ruf