Gegen Köln erzielte Patrick Helmes sein 18. Saisontor
Gegen Köln erzielte Patrick Helmes sein 18. Saisontor

"Jedes Spiel ein Endspiel"

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Bayer 04 Leverkusen kann doch noch gewinnen. Noch einer Serie von fünf erfolglosen Spielen siegten die "Werkskicker" im rheinischen Derby beim 1. FC Köln nach Treffern von Stefan Kießling und Patrick Helmes verdient mit 2:0.

In Köln waren 65 Minuten gespielt, da schwoll so ganz langsam ein gellendes Pfeifkonzert der 49.800 Zuschauer im nicht ganz ausverkauften RheinEnergieStadion an. Gefühlte 25 Mal hatten die Gäste aus Leverkusen den Ball in der eigenen Hälfte quer und zurück gespielt und sich scheinbar dem Niveau der harmlosen Gastgeber angepasst.

"Wir sind geduldig geblieben"

Doch dann kam der Pass in die Spitze - über Toni Kroos und Simon Rolfes gelangte der Ball zu Stefan Kießling, der urplötzlich frei vor FC-Keeper Faryd Mondragon auftauchte und den Ball in die Maschen des Kölner Tores beförderte. Der Bann war gebrochen und das Elfmetertor von Patrick Helmes die beinahe logische Konsequenz.

"Wichtig war, dass wir geduldig geblieben sind", meinte Bayer-Kapitän Simon Rolfes nach dem Spiel. "Das war in letzter Zeit nicht immer so. Gegen Köln haben wir es gemacht. Damit gewinnt man zwar keinen Schönheitspreis, aber man gewinnt trotzdem die Spiele, wenn man vor dem Tor konzentriert bleibt."

Bayer Leverkusen hat die 14-tägige Länderspiel bedingte Bundesliga-Pause genutzt, um sich auf das letzte Viertel der Saison einzuschwören und die Fehler zu analysieren, die zu dem Fehlstart in die Rückrunde mit nur einem Sieg aus acht Spielen geführt hatten.

UEFA-Pokal-Platz wieer in Reichweite

"Wir haben uns in den letzten Tagen sehr viel vorgenommen und sehr viel gearbeitet, nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb", erklärte Bayer-Coach Bruno Labbadia, der seinem Team die Abkehr vom attraktiven Offensivspiel verordnete und Spielmacher Renato Augusto erstmals nicht in die Startelf berief. "Wir haben in Köln keinen Hurra-Stil gezeigt, sondern große taktische Disziplin."

Der Zweck heiligt die Mittel. "Wir haben versucht, kompakt zu stehen und haben gekämpft, was uns nicht so unbedingt liegt, weil wir eine spielerisch starke Mannschaft sind", sagte Bayer-Stürmer Stefan Kießling fast entschuldigend. "In den letzten Spielen hat uns die Geduld und Cleverness gefehlt. Wir hatten eine Durststrecke. Ich kann nicht erklären warum. So ein Sieg im Derby tut dann besonders gut."

Dank des Dreiers in der Domstadt verringerten die Werkskicker den Rückstand auf einen UEFA-Pokal-Platz auf vier Punkte. "Wir haben uns noch viel vorgenommen für das letzte Viertel der Saison. Da wollen wir uns anders präsentieren als zum Rückrundenstart", versprach Simon Rolfes.

"Jedes Spiel ein Endspiel"

Die Qualifikation für das internationale Geschäft bleibt das erklärte Ziel. "Wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben und werden sie nicht aufgeben, so lange rechnerisch die Chance da ist", gibt sich Labbadia kämpferisch. "Wir werden aber nicht von einer Serie reden, sondern müssen nur aufs nächste Spiel gucken, gegen Werder Bremen, einen schwierigen Gegner. Wir müssen sehen, dass wir so wie gegen Köln auftreten und das Spiel gewinnen."

Auch Bayers Sportdirektor Rudi Völler war die Erleichterung nach den zuletzt tristen Bayer-Auftritten anzusehen. "Wir durften den Abstand auf die internationalen Plätze nicht zu groß werden lassen und sind jetzt wieder im Rennen." In der Bundesliga steht zunächst das Heimspiel gegen Werder Bremen an, danach geht es nach Wolfsburg. Auch gegen Konkurrenten wie Schalke und Bayern muss Bayer noch antreten. In diesen direkten Duellen können die Rheinländer noch Punkte gutmachen.

Und dann wartet auch noch in gut zwei Wochen das Pokal-Halbfinale daheim gegen Mainz 05, Bayers zweite Option, um sich für Europa zu qualifizieren. "Wir haben noch den DFB-Pokal als Ziel vor Augen. Das ist eine große Chance. Mit einem Sieg sind wir im Finale. Davon träumt doch ein Fußballer", sagt Stefan Kießling.

Und Kießling weiter: "Der UEFA-Pokal ist unser Ziel. Wir haben die Möglichkeit, es zu packen. Wir müssen jetzt jedes Spiel so nehmen als wäre es ein Endspiel."

Tobias Gonscherowski