Kapitän Diego Benaglio ist mit dem Saisonstart des VfL nicht zufrieden. Er musste in den bisherigen sieben Spielen 13 Mal hinter sich greifen
Kapitän Diego Benaglio ist mit dem Saisonstart des VfL nicht zufrieden. Er musste in den bisherigen sieben Spielen 13 Mal hinter sich greifen

"Jammern hilft nicht"

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Gelsenkirchen - Nach der waren die Sorgenfalten bei Diego Benaglio vom VfL Wolfsburg nicht mehr zu übersehen.

Vorletzter Tabellenplatz, erst ein Sieg aus sieben Spielen, zwei Tore auf dem Konto, schon 13 Gegentreffer: Mannschaftskapitän Benaglio betrieb nach dem erneut schwachen Auftritt in Gelsenkirchen Ursachenforschung - und appellierte an den Mannschaftsgeist seines "Wolfsrudels".

Frage: Herr Benaglio, was ist los mit dem VfL Wolfsburg?

Diego Benaglio: Es ist ohne Zweifel eine schwierige Situation für uns. Wenn wir ein Gegentor bekommen, tun wir uns sehr schwer. Dass wir auf der anderen Seite schon länger selbst kein Tor geschossen haben, nagt am Selbstvertrauen. Aber jammern hilft nicht. Wir müssen sehen, dass wir als Mannschaft gemeinsam aus dieser Situation heraus kommen und uns unsere Erfolgserlebnisse erarbeiten.

Frage: Was kann man konkret tun, um sich diesen Erfolg zu erarbeiten?

Benaglio: Man darf vor allem nie den Kopf herunter nehmen und aufgeben. Es geht immer weiter. Wir sitzen alle in einem Boot und müssen gemeinsam aus dieser Situation wieder heraus.

Frage: Die Mannschaft wirkte zuletzt auf Schalke relativ leblos und mutlos. Nur eine Frage des fehlenden Selbstvertrauens?

Benaglio: Ich fand eigentlich, dass wir in der ersten Halbzeit durchaus auf Augenhöhe mit den Schalkern waren. Bis zur Pause war auch noch nichts verloren, obwohl wir in einer Situation nicht aufmerksam genug waren und sofort das Gegentor kassiert haben. Das zweite Gegentor unmittelbar nach der Pause hat uns dann allerdings komplett aus dem Spiel gebracht. Schalke hat sich hingegen phasenweise in einen richtigen Rausch gespielt.

Frage: Muss man jetzt auch härtere Töne anschlagen?

Benaglio: Das machen wir durchaus. Wir sprechen regelmäßig die Dinge an, die verkehrt laufen. Sonst würden wir uns selbst belügen, und das ist ganz sicher nicht der Fall. Aber wie gesagt, wir müssen uns alle gemeinsam aus dieser Situation herausziehen.

Frage: Wie groß ist die Sorge um den VfL Wolfsburg angesichts der bisher mageren Ausbeute?

Benaglio: Die Situation ist ganz sicher unangenehm. Aber wenn wir anfangen zu jammern und zu lamentieren, wäre das völlig das Falsche. Wir müssen uns Selbstvertrauen und Erfolgserlebnisse erarbeiten. Und dazu müssen wir uns gegenseitig unterstützen. Wenn wir das tun, dann finden wir auch wieder in die Erfolgsspur. Da bin ich mir ganz sicher!

Frage: Woran machen Sie konkret Ihre Hoffnung fest?

Benaglio: Ich bin einfach überzeugt von dem, was ich in der Woche jeweils im Training sehe. Ich weiß, was in dieser Mannschaft steckt. Ich bin auch überzeugt, dass es eigentlich wenig braucht, um wieder in die Spur zu finden. Es braucht Selbstvertrauen, es braucht ein bisschen mehr Mut. Da würde uns ein Erfolgserlebnis natürlich sehr helfen. Der Knoten muss ein Mal aufgehen - dann werden wir wieder in die Erfolgsspur zurückfinden.

Frage: Ist es auch problematisch, dass erfahrene Spieler zurzeit selbst Probleme haben und so die Jüngeren kaum unterstützen können?

Benaglio: Es ist immer schwierig, wenn man als Mannschaft nicht das auf den Platz bekommt, was man eigentlich leisten könnte. In solchen Situationen ist es leider manches Mal so, dass sich auch der eine oder andere der erfahrenen Spieler anstecken lässt. Natürlich sind die älteren, erfahrenen Spieler jetzt ganz besonders gefragt, den jüngeren unter die Arme zu greifen. Aber wie gesagt: Wir sitzen alle in einem Boot und wir kommen nur gemeinsam aus dieser Situation heraus.

Frage: Woran mangelt es spielerisch zurzeit am meisten?

Benaglio: Wir haben immer wieder Ballverluste, mit denen wir uns dann selbst das Leben schwer machen. Das passt aber auch irgendwie zu unserer Phase im Moment.

Frage: Sind auch die vielen Umstellungen ein Problem? Der VfL läuft oft mit einer wechselnden Startformation auf.

Benaglio: Das denke ich nicht! Wir sind mit diesem Kader seit Beginn der Vorbereitung zusammen und wir hatten genügend Zeit, um uns zu finden. Wenn ich mich an das Ende der Vorbereitung und den Beginn der Saison zurück erinnere, dann waren wir auf einem richtig guten Weg. Dann haben wir durch Negativerlebnisse ein wenig den Faden verloren. Aber wir waren als Mannschaft auf einem guten Weg und das stimmt mich positiv für die Zukunft.

Aufgezeichnet von Dietmar Nolte