Im Klassiker gegen Borussia Dortmund kaum zu stoppen: FCB-Spielmacher James Rodriguez (m.) - © © DFL DEUTSCHE FUSSBALL LIGA / Jan Hetfleisch/Getty Images
Im Klassiker gegen Borussia Dortmund kaum zu stoppen: FCB-Spielmacher James Rodriguez (m.) - © © DFL DEUTSCHE FUSSBALL LIGA / Jan Hetfleisch/Getty Images

James‘ Glanzleistungen wecken große Träume beim FC Bayern München

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München - Auf dem Rasen zeigt er regelmäßig Glanzleistungen, große Worte verliert James Rodriguez nur selten darüber. Nach seiner Gala beim 6:0-Sieg gegen Borussia Dortmund konnte der Edeltechniker in Diensten des FC Bayern München den Nachfragen aber nicht ausweichen. "Mir geht es gut. Ich fühle mich von Spiel zu Spiel besser", zog James knapp Bilanz. "Wenn ich auf dem Platz stehe, fühle ich mich wohl." Den Beweis dafür hatte er zuvor auf dem Grün der Allianz Arena gegen den BVB geliefert - und Träume geweckt.

Video: James Rodriguez - Bayerns Mittelfeld-Zauberer

Mit Ausnahme des Führungstreffers von Robert Lewandowski hatte James bei den weiteren vier Bayern-Toren in der ersten Halbzeit jeweils seine Füße im Spiel. Das 2:0 erzielte der Kolumbianer selbst, nachdem er es mit einem Pass auf Flankengeber David Alaba auch persönlich eingeleitet hatte. Dem 3:0 durch Thomas Müller ging James‘ Balleroberung gegen Gonzalo Castro und eine punktgenaue Flanke in den Sechzehner voraus. Lewandowskis 4:0 initiierte er mit einem Pass auf den direkten Vorbereiter Franck Ribéry, dem er wenig später mit einem perfekten Steilpass das 5:0 servierte.

6:0-Kantersieg im Klassiker: Bayern München überrollt Borussia Dortmund

James' Geniestreiche setzen Gegner schachmatt

Erstmals sammelte James damit in der Bundesliga drei Scorerpunkte in einem Spiel - eine bessere Bühne als den Klassiker gegen Dortmund hätte sich der Ausnahmekünstler dafür nicht aussuchen können. Dabei deutete sich diese Offensivgala vor dem Spiel nicht unbedingt an. Durch den Ausfall von Arturo Vidal sah Bayern-Trainer Jupp Heynckes eigentlich eine eher defensivere Rolle für den gelernten Zehner vor. Da sich aber die Vorstöße der Dortmunder in Grenzen hielten, konnte James auch so seinen Offensivdrang ausleben.

Wie James die Bayern zum Sieg im Klassiker führte (spiegel.de)

"Wenn du in dieser Rolle etwas tiefer spielst, musst du mehr laufen und du bist weiter weg vom Tor", erklärte der 26-Jährige kürzlich in einem UEFA-Interview. "Du bereitest mehr vor, aber du triffst weniger - grundsätzlich sorgst du dafür, dass deine Teamkollegen spielen." Um seine Mitstreiter besonders gut in Szene zu setzen, benötigt der 50-malige kolumbianische Nationalspieler nicht viel Zeit. In der Regel vergehen zwischen Ballannahme, -mitnahme und Pass nur ein bis anderthalb Sekunden - bis der Gegner auf James‘ Geniestreiche reagieren kann, ist der Ball meist schon woanders.

"Er ist ein Spieler, der einen großen Unterschied macht" Javi Martinez über Teamkollege James Rodriguez

Und James hat ein glänzendes Spielverständnis, er verschafft sich Platz, agiert oft im freien Raum. Die Dortmunder bekamen ihn nicht zu fassen, nur drei Zweikämpfe führte James, alle entschied er für sich. "Er ist ein Spieler, der einen großen Unterschied macht", sagte Javi Martinez im Wintertrainingslager bei FCB.tv über James. "Er gibt dir Zeit, wenn der Gegner sehr geschlossen spielt oder viel Druck macht. Er weiß immer, was er mit dem Ball macht. Und er spielt immer den Spieler an, der am besten steht." In der Rückrunde war er - abgesehen vom Spiel gegen Schalke - in jedem Bundesligaspiel an mindestens einem Tor der Bayern direkt beteiligt.

Große Titelträume mit den Bayern

Diese Leistungsexplosion war nach dem Aus seines Förderers Carlo Ancelotti bei den Bayern im Herbst nicht unbedingt zu erwarten, aber Jupp Heynckes weiß eben ganz genau, wie man Spieler stark macht. Seine Spanischkenntnisse kamen ihm dabei zugute. Und James treibt seine Integration seinerseits fleißig voran und lernt Deutsch. "Das ist auch wichtig für ihn, er braucht das, um auch mehr mit den Jungs auf dem Platz zu sprechen", sagt Hasan Salihamidzic. Nach dem Spiel gegen den BVB bescheinigte Bayerns Sportdirektor ihm zum wiederholten Male eine "richtig gute Leistung".

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Bereits in der 65. Minute durfte James begleitet von Standing Ovations den Rasen verlassen. Dass auch nach 90 Minuten kein Spieler mehr Ballaktionen (89) vorzuweisen hatte, unterstreicht seine Bedeutung für das Spiel des Rekordmeisters. "Wir haben ein gutes Spiel gemacht", fasste James den Abend nüchtern zusammen. "Aber wir haben noch viele harte Aufgaben vor uns."

"Wir haben noch viele harte Aufgaben vor uns. Aber wir können es schaffen. Warum nicht?" James Rodriguez

Die nächste lautet FC Sevilla im Viertelfinale der Champions League. James‘ Blick geht aber schon weiter Richtung Titel. "Wir können es schaffen. Warum nicht?", sagte James im Gespräch mit bundesliga.com. Er weiß, wie es sich anfühlt, schließlich gewann er in den vergangenen beiden Jahren mit Real Madrid zwei Mal den Henkelpott. Und jetzt mit Bayern? "Das ist etwas, worüber wir nachdenken können, etwas worüber wir gemeinsam nachdenken sollten", ergänzte James. "Das ist unser gemeinsamer Traum." Mit weiteren Glanzleistungen will er mithelfen, diesen zu realisieren.

Aus München berichtet Maximilian Lotz