Ja-Cheol Koo (M.) hat bei Mainz 05 eine durchwachsene Saison hinter sich, will aber jetzt bei der WM angreifen
Ja-Cheol Koo (M.) hat bei Mainz 05 eine durchwachsene Saison hinter sich, will aber jetzt bei der WM angreifen

Ja-Cheol Koo und Südkorea: Teamgeist als Trumpf

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Mainz - Die Frage, wann die Nationalmannschaft Südkoreas nach dem 3. Platz bei der WM 2002 im eigenen Land wieder den Sprung an die Weltspitze schaffen wird, ringt Ja-Cheol Koo erstmal einen tiefen Seufzer der Überraschung ab.

Wunschspieler mit durchwachsener Saison

Stirnrunzelnd antwortet der Kapitän der südkoreanischen Nationalmannschaft dann aber schließlich diplomatisch und höflich wie immer. Im Fußball könne man keine genauen Prognosen abliefern, sagt er.

Bezogen auf die kommende Weltmeisterschaft in Brasilien will er sich nicht festlegen. Aber, so Koo, würde er sich freuen, wenn Deutschland die WM gewinnen würde: "Ich lebe ja hier", sagt er und lächelt.

Seit 2011 lebt der 25-Jährige in Deutschland, schaffte beim VfL Wolfsburg den Durchbruch nicht, machte sich aber in seinem Leih-Jahr beim FC Augsburg einen so guten Namen, dass ihn die halbe Bundesliga vergangenen Winter verpflichten wollte. Den Zuschlag erhielt schließlich Mainz 05. Auch weil er als absoluter Wunschspieler von Trainer Thomas Tuchel galt, zahlte der FSV die höchste Ablösesumme der Vereinsgeschichte.

Tuchel ist mittlerweile amtsmüde und nicht mehr in Mainz. Koo ist noch da, das erste halbe Jahr bei Nullfünf verlief aber nicht so wie erwartet. Nur einmal spielte der technisch starke Mittelfeldspieler über 90 Minuten, deutete seine großen Fähigkeiten immer wieder an. Mehr aber auch nicht. Und so ist Koo vor allem ein Versprechen auf die Zukunft für Mainz - und auch für die Nationalmannschaft Südkoreas bei der WM.

Schwierige Trennung von der Familie

"Die Saison war für mich privat nicht leicht", erklärt Koo. Anfang März wurde er zum ersten Mal Vater, Sohn Bon-Woo wurde geboren. Da die Familie aber in Seoul wohnt, hat Koo seinen Sohn während der laufenden Saison nur einmal am Rande eines Länderspiels sehen können.

Während der ersten Phase der WM-Vorbereitung mit Südkoreas Elf kann er aber vieles Nachholen, die Wohnung seiner Familie liegt nur 20 Autominuten vom Trainingszentrum des Nationalteams entfernt. Die Trennung von Frau und Kind war für Koo nicht leistungsfördernd beim Start in Mainz.

Bundesliga beliebt in Südkorea

In Jo-Hoo Park hatte Koo aber bei Nullfünf einen Landsmann angetroffen, der ihm das Einleben in Rheinhessen erleichterte. Leider wurde Park von Nationaltrainer Myung-Bo Hong wegen einer Zehen-Operation nicht in den WM-Kader Südkoreas berufen. Und so liegen die Hoffnungen, an erfolgreiche Zeiten anzuknüpfen, vor allem auf den Schultern des Leverkusener Stürmers Heung-Min Son - und denen von Koo.

Die Aufmerksamkeit für die Bundesliga sei in seiner Heimat seit dem deutschen Duell zwischen Bayern München und Borussia Dortmund im Champions-League-Finale 2013 stark gestiegen, erzählt Koo. Auch bei Spielen von Mainz 05 sind viele Reporter aus Südkorea im Stadion und berichten über Koo und Park. Zudem stehen mit Jeong-Ho Hong und Dong-Won Ji vom FC Augsburg zwei weitere Bundesligaprofis im WM-Kader.

"Wir wollen ein großes Team sein"

Mit Belgien, Russland, Algerien und Südkorea ist die Gruppe H wohl die ausgeglichenste der acht WM-Vorrundengruppen.  Belgien gilt als Favorit, Platz 2 aber könnte für die Koreaner möglich sein. "Jedes Team in unserer Gruppe ist berechtigt in Achtelfinale einzuziehen", sagt Koo: "Wir schauen aber nicht nach links und nicht nach rechts. Wir konzentrieren uns auf unsere Leistung, dann ist das Weiterkommen drin."

Dabei vertraut Koo auf den Zusammenhalt im Team. "In unserer Kultur ist der Wert der Zusammenarbeit groß ausgeprägt. Diesen kulturellen Charakterzug wollen wir in Brasilien einbringen, wir wollen ein großes Team sein", sagt er.

Dass er erfolgreich Verantwortung übernehmen kann, hat Ja-Cheol Koo 2012 bewiesen. Als Kapitän führte der die Auswahl Südkoreas zur Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in London. Gegen ähnliche Erfolge mit der A-Nationalmannschaft in Brasilien hätte Ja-Cheol Koo natürlich nichts einzuwenden. Sagen tut er das aber lieber nicht.

Tobias Schächter