Großer Jubel in der Haupstadt: Die Spieler der Hertha feiern mit ihren Fans - © © imago / Mausolf
Großer Jubel in der Haupstadt: Die Spieler der Hertha feiern mit ihren Fans - © © imago / Mausolf

Berlin trumpft auf: Ist das die beste Hertha aller Zeiten?

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Berlin - Es läuft bei Hertha BSC – und wie! Nach dem 2:1-Erfolg im Topspiel gegen den 1. FC Köln mischen die Berliner weiter ganz oben mit. Was macht die "Alte Dame" so stark?

Zu Saisonbeginn lief's noch nicht

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Acht Spieltage sind gespielt und Hertha BSC hat fünf Mal gewonnen und zwei Unentschieden geholt. Macht unter dem Strich 17 Punkte – eine so gute Bilanz zu diesem Zeitpunkt hatten die Berliner noch nie. Zu Hause haben sie sogar eine gänzlich weiße Weste: vier Spiele, vier Siege. Kein Wunder, dass gegen Köln über 60.000 Zuschauer den Weg ins Olympiastadion fanden.

Doch was macht die Hauptstädter so stark? Immerhin spielte die »Alte Dame« 2015/16 eine sehr durchwachsene Rückrunde, rangierte im Ranking der zweiten Saisonhälfte nur auf dem drittletzten Platz und hatte vor der neuen Spielzeit letztmals im März gewonnen. Auch der Saisonauftakt ging ja daneben, man scheiterten in der Europa-League-Qualifikation als nomineller Favorit an Bröndby Kopenhagen. In der ersten Pokalrunde bei Drittligist Jahn Regensburg setzten sich die Herthaner erst im Elfmeterschießen durch. Doch fortan lief es. Was ist jetzt anders?

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Manche meinen, das Aus in der Europa League war ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit. Doch vermutlich war es eher umgekehrt – Trainer Pal Dardai richtete erklärtermaßen die Saisonvorbereitung auf die Bundesliga aus und ging das Risiko ein, gegen die Dänen noch nicht bei 100 Prozent zu sein. Damals, Ende Juli/Anfang August, ging es tatsächlich schief. Doch nun erntet der Ungar mit seinem Team die Früchte der damaligen Arbeit.

Positive Zweikampfbilanz

Über Laufstärke und Zweikampfhärte hat die »Alte Dame« zu jener defensiven Kompaktheit zurückgefunden, die sie schon in der Hinrunde der Vorsaison so stark gemacht hatte. Damals kassierte nur der FC Bayern München weniger Gegentore als Hertha. Platz 3 zur Saison-Halbzeit war der Lohn. Nun rangieren Dardais Schützlinge nach dem ersten Saisonviertel erneut auf einem Champions-League-Platz.

Der Hertha-Coach wies darauf hin, dass seine Mannen, mit Ausnahme der Partie beim FC Bayern, in jedem Spiel eine positive Zweikampfbilanz hatte. Auch für den Sieg gegen den 1. FC Köln war ein Schlüsselelement, dass Hertha 54 Prozent der Duelle für sich entschied. "Es geht nicht anders, wir haben nicht die fußballerische Qualität, einen Gegner aus dem Stadion zu schießen", sagte Vedad Ibisevic nach dem Spiel fast entschuldigend.

Ibisevic schon mit neun Scorerpunkten

Der Bosnier selbst ist aber das beste Gegenbeispiel – so gut war der Angreifer vielleicht noch nie in seiner Karriere. An bereits neun Treffern war er direkt beteiligt. Die Führungsrolle, die er als Kapitän einnimmt, hätte ihm vor wenigen Jahren wohl kaum jemand zugetraut.

Stark und Weiser bei Löw auf dem Zettel

Dabei hatte der Vedator bis Samstag noch nicht einmal seinen kongenialen Partner aus der Vorsaison an seiner Seite. Wegen zweier Trauerfälle in der Familie war Salomon Kalou wochenlang freigestellt. Der Ivorer, vergangene Saison mit 14 Treffern gefährlichster Offensivmann der Hertha, kehrte gegen Köln wegen der Ausfälle von Vladimir Darida und Valentin Stocker gleich in die Startelf zurück. "Er braucht Spielpraxis, das hat man auch gesehen", räumte Ibisevic ein, betonte aber auch: "Wir müssen alle helfen, ihn wiederaufzubauen – die Saison ist noch lang, wir werden ihn brauchen."

Andere haben sich längst unentbehrlich gemacht. So etwa die beiden Youngster Niklas Stark und Mitchell Weiser. Stark spielt im Defensivzentrum mit seinen 21 Jahren einen ganz abgeklärten Part – sei es als Innenverteidiger oder, wie gegen Köln, als Sechser. Als Sahnehäubchen erzielte der Ein-Meter-90-Mann per Kopf das Siegtor. Weiser war an der Vorbereitung beider Treffer beteiligt. Der 22-Jährige wollte aber von der Einstufung der Hertha als Spitzenteam nichts wissen: "Dafür ist es noch viel zu früh, wir haben da auch aus der letzten Saison gelernt." Dennoch ist es kein Zufall, dass auch Joachim Löw sowohl Stark als auch Weiser inzwischen auf dem Zettel hat.

Als nächstes hat Hertha BSC nun die Chance, sich auch auswärts weiter zu verbessern. Im DFB-Pokal geht es schon am Dienstag zum FC St. Pauli. Am Sonntag dann zur TSG Hoffenheim, die mit nur einem Punkt weniger den Berliner im Nacken sitzt. "Da habt Ihr dann gleich das nächste Topspiel, über das Ihr schreiben könnt", erklärte ein schmunzelnder Mitchell Weiser am Samstag den Reportern. Ihm dagegen sei eine solche Einstufung egal, so der Außenbahnspieler. Für ihn gehe es nur darum, weiter zu punkten - egal gegen wen.

Andre Anchuelo

Video: Hertha BSC bei der Keepy Uppy Challenge