Timo Horn hat nach der Niederlage in München auch Lob für seine Teamkollegen übrig - © © gettyimages / Alexander Hassenstein
Timo Horn hat nach der Niederlage in München auch Lob für seine Teamkollegen übrig - © © gettyimages / Alexander Hassenstein

Kölns Keeper Timo Horn: "Das gibt uns ein Stück weit Genugtuung"

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München - Wieder verloren, dennoch viel gewonnen: Der 1. FC Köln hat mit einer disziplinierten Vorstellung dem FC Bayern München knapp eine Stunde lang Paroli geboten. Trotz der 0:1-Niederlage gegen den hochfavorisierten Rekordmeister fühlte sich FC-Torhüter Timo Horn auch ein bisschen als Sieger. Nach den vielen Rückschlägen der vergangenen Wochen und den Verletzungssorgen schöpft Horn neuen Mut aus dem Auftritt in der Allianz Arena.

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Im Gespräch mit den Journalisten sprach der 24-Jährige seinem Team ein großes Lob aus, hob Aushilfsstürmer Lukas Klünter und Bundesligadebütant Chris Führich exemplarisch hervor und erklärte die befreiende Wirkung, die der Amtsantritt des neuen Geschäftsführers Sport, Armin Veh, entfacht hat.

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Frage: Timo Horn, Sie verlassen zwar wieder ohne Punkte das Stadion, aber trotzdem mit einem anderen Gefühl als nach der 3:4-Niederlage gegen Freiburg, oder?

Timo Horn: Das Spiel gegen Freiburg war schon extrem brutal. Die Köpfe waren auch am Tag danach noch weit unten. Dann zum schwersten Spiel der Saison nach München zu fahren, ist natürlich keine leichte Aufgabe. Wir haben alles versucht, was möglich war. Wir hatten meiner Meinung nach sogar mehr Chancen als letzte Saison(Ergebnis: 1:1, Anm.d.Red.). Wir hatten in der ersten Halbzeit zwei Situationen im Sechzehner und kurz vor Schluss, als Tom Starke den noch gut rausholt. Wie so oft hat dann das Matchglück gefehlt. Aber im Endeffekt hier nur ein Tor gegen eine Bayern-Mannschaft, die schon auch in Bestbesetzung angetreten ist, zu bekommen, ist nicht selbstverständlich. Deswegen ein großes Lob an die Truppe.

Frage: Viele haben im Vorfeld von einem möglichen Schützenfest für die Bayern geredet. Hat euch das zusätzlich motiviert und angestachelt?

Horn: Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, dass wir das widerlegen wollen. Das hat auch der Trainer vorher klar angesprochen. Dass wir nur ein Tor kassiert haben, gibt uns ein Stück weit Genugtuung. Im Endeffekt muss man dann auch ein eigenes Tor schießen, das haben wir nicht geschafft, deswegen haben wir verloren. Aber die Mannschaft hat sich teuer verkauft. Man muss aber auch fairerweise sagen, dass die Bayern über 90 Minuten nicht alles aus sich herausgeholt haben. Nichtsdestotrotz muss man gegen so eine Mannschaft erstmal bestehen, das haben wir getan.

"Armin Veh ist genau der Richtige für diese Situation. Er nimmt der Mannschaft auch ein bisschen den Druck" Timo Horn

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Frage: Wie haben Sie Lukas Klünter in seiner ungewohnten Rolle als Stürmer gesehen?

Horn: Rechts hinten fällt es nicht so auf wie schnell er eigentlich ist. Deswegen hatte der Trainer auch die Idee mit ihm vorne. Das klingt erstmal ungewöhnlich, aber er hat es gegen Freiburg schon sehr gut gemacht und ein Tor erzielt. Heute hatte er zwei große Chancen und war darüber hinaus extrem viel unterwegs (11,5 Kilometer, Amn.d.Red.). Er hat die Bayern teilweise ganz alleine beschäftigt. Und er ist immer wieder angelaufen. Großes Lob an ihn, das ist auch nicht immer leicht, wenn man da vorne alleine die Verteidiger anlaufen und Druck machen muss. Das hat er wirklich gut gemacht.

Frage: Wie gelingt es, immer wieder aufzustehen? Vor allem nach so einem Spiel wie gegen Freiburg so eine Leistung zu zeigen?

Horn: Der Trainer gibt ganz viel Herzblut in die Mannschaft. Er hat wirklich richtig Bock auf die Aufgabe. Er versucht alles und redet viel mit den Spielern. Er zeigt ihnen viele Videosequenzen, macht teilweise Einzelsitzungen und versucht alles aus uns herauszuholen, kein Spiel abzuschenken. Gegen Freiburg war es in der ersten Halbzeit eine super Leistung. Dann brechen wir ein, weil wir vielleicht auch aufgrund unserer Verletzungen körperlich einfach nicht in der Lage waren hinzukommen. Heute haben wir bis zur letzten Minute alles reingeworfen. Leider hat es nicht ganz gereicht. Wir sind sehr froh, dass wir mit Armin Veh einen Mann gewonnen haben, der genau der richtige ist für diese Situation. Er nimmt der Mannschaft auch ein bisschen den Druck. Heute haben wir - auch wenn es extrem schwer war - ein Stück weit befreiter gespielt.

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Frage: Auch weil Veh gesagt hat, dass man jetzt auch schon anders planen müsse, für den Fall eines möglichen Abstiegs in die 2. Bundesliga?

Horn: Das ist eine glasklare Ansage für die Öffentlichkeit und auch für die Mannschaft. Die Truppe kriegt das ja Woche für Woche mit. Da hat er auch für die Truppe eine richtig gute Ansage getroffen. Es ist ja kein Geheimnis, dass wenn man nach dem 16. Spieltag nur drei Punkte hat schon an Wunder glauben muss, um den Bock noch mal umzustoßen. Wichtig ist, dass wir kein Spiel abschenken und so wie heute alles reinhauen. Und dass wir einen Neuaufbau starten, so bitter das ist. Ich bitte auch die Fans um Unterstützung, dass sie hinter uns stehen und diesen Weg wieder mit uns gehen. Heute hat man gesehen, dass die Truppe in jedem Spiel wirklich alles versucht und alles reinhaut, um diese Spiele umzudrehen und so vielleicht doch noch mal ein bisschen Druck von hinten aufzubauen. Das sollte man auch honorieren.

Frage: Wie groß ist der Wunsch, im letzten Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg endlich den ersten Dreier zu schaffen?

Horn: Das ist ein extrem großer Wunsch, zumal es ein Heimspiel ist. Wir haben schon gegen Freiburg in der ersten Halbzeit relativ befreit aufgespielt und drei Tore erzielt. Das wollen wir wieder versuchen. Natürlich sind wir arg gebeutelt von Verletzungen. Heute haben auch wieder Jungs gespielt, die das erste Mal zum Einsatz gekommen sind. Die haben es richtig gut gemacht, haben befreit aufgespielt ohne Angst. Chris Führich hatte eine super Einzelaktion, als er Spieler wie Jerome Boateng hat aussteigen lassen. Mit ein bisschen Glück geht vielleicht einer rein, dann nehmen wir einen Punkt mit. Aber auch ein 0:1 hat uns in der Form keiner zugetraut.

Aus München berichtet Maximilian Lotz