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Sascha Lewandowski führte Bayer Leverkusen 2013 zusammen mit Sami Hyypiä in die Champions League
Sascha Lewandowski führte Bayer Leverkusen 2013 zusammen mit Sami Hyypiä in die Champions League

"Gladbach spielt risikoarmen Ballbesitzbefußball"

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Leverkusen - Im Spitzenspiel des 20. Spieltags treffen am Freitagabend der Fünfte Borussia Mönchengladbach und der Zweite Bayer 04 Leverkusen aufeinander (ab 20 Uhr im Live-Ticker). Während die Fohlen zum Rückrundenstart zwei Niederlagen kassierten, feierte die Werkself am letzten Spieltag einen 2:1-Heimerfolg gegen den VfB Stuttgart. Damit reist Leverkusen mit sieben Punkten Vorsprung in den Borussia-Park.

Vor dem rheinischen Derby analysiert der ehemalige Leverkusener Bundesliga-Coach und heutige Nachwuchs-Cheftrainer Sascha Lewandowski im Interview mit bundesliga.de die Stärken der beiden Mannschaften.

bundesliga.de: Herr Lewandowski, am Freitagabend kommt es zum rheinischen Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayer 04 Leverkusen. Was für eine Partie erwarten Sie?

Sascha Lewandowski: Ich erwarte ein Spitzenspiel, weil Mannschaften gegeneinander spielen, die schon eine gewisse Klasse in der Bundesliga repräsentieren und stabil zeigen. Gladbach ist eine Mannschaft, die sehr abgeklärt spielt. Daher wird wichtig sein, genau die richtige Mischung aus einer sehr dynamischen und energischen Spielweise, aber auch der nötigen Geduld zu finden. Man muss sich gegen Gladbach sehr viel bewegen, um letztlich auch zu seinen Möglichkeiten zu kommen. Wir haben sicherlich vorne Schnelligkeitsvorteile. Die müssen wir gezielt einsetzen. Das heißt: Tempo machen, aber die nötige Geduld dabei behalten.

bundesliga.de: Erwarten Sie die Borussia nach dem Fehlstart mit zwei Niederlagen zum Rückrundenauftakt etwas defensiver?

Lewandowski: Der Stil von Gladbach ist ohnehin nicht von Hurrafußball gekennzeichnet. Sie spielen einen taktisch, wie ich finde, sehr guten, abgeklärten Stil. Der war bisher erfolgreich. Sie spielen einen sehr kalkulierten auch durchaus risikoarmen Ballbesitzbefußball, der von Kontrolle geprägt ist. Daran wird sich nichts ändern. Aber ich würde auch bei der Borussia nicht von einem Fehlstart sprechen. Sie haben gegen Bayern München verloren, gegen die in dieser Saison schon einige Vereine verloren haben, um nicht zu sagen fast alle. Und danach musste Gladbach in Hannover antreten, bei einer Mannschaft, die schon immer sehr heimstark gewesen ist. Hannover hat sich nach dem Trainerwechsel wieder stabiler und energischer gezeigt. Es ist dann unangemessen, von einem Fehlstart zu reden.

bundesliga.de: Immerhin hat Bayer Leverkusen seit fast 25 Jahren nicht mehr in Mönchengladbach verloren. Spukt so eine Serie in den Hinterköpfen von Spielern und Trainern herum?

Lewandowski: Ja, aber Fußballer und Trainer beziehen eine solche Serie maximal auf die Zeit, in der sie dabei gewesen sind. Das ist schon der Fall. Wenn man ein paar Jahre gegen einen Gegner immer erfolgreich gespielt hat, spielt das im Unterbewusstsein schon vielleicht eine Rolle. Ansonsten aber nicht. Man beschäftigt sich ja nicht mit Dingen, die weiter zurückliegen. Insofern haben die Beteiligten vielleicht noch die Spiele vor Augen, in denen sie mitgewirkt haben. Solche Serien interessieren Fußballer und Trainer herzlich wenig.

bundesliga.de: Am Wochenende haben die Bayer-Stürmer Stefan Kießling und Eren Derdiyok nach längerer Durststrecke wieder getroffen. Glauben Sie, dass die beiden jetzt wieder voll in der Spur sind und das Sturmtandem der Zukunft sein können?

Lewandowski: Wir spielen ja mit drei Stürmern. Eren hat in der letzten Woche nach seiner Einwechslung in unserem 4-3-3-System weitergespielt. Er hat die leicht hängende Position übernommen. Er ist ein Spieler, der von der Position sehr gefährlich ins Zentrum hineinstößt und Torgefahr entwickelt. Und "Kies" macht es seit zwei Jahren auf hohem Niveau konstant richtig gut. Er ist ein Spieler, der unabhängig von seiner Trefferquote einen enormen Wert für die Mannschaft hat, weil er sehr gut anspielbar ist, weil er einem die Möglichkeit gibt, sich weiträumig zu entlasten. Er kann Bälle festmachen und sichern. Er ist darüber hinaus ein Spieler, der defensiv sehr gut funktioniert und dadurch der Mannschaft unheimlich hilft. Über einen Stefan Kießling muss man nicht diskutieren, auch wenn er einmal ein paar Spiele nicht trifft.

bundesliga.de: Wenn man Sie so hört, gewinnt man den Eindruck, dass Sie nach wie vor einen guten Draht zu den Profis haben?

Lewandowski: Es ist ein Teil meiner Aufgabe, dass ich die Verzahnung zwischen Nachwuchs und Profiabteilung bilde. Ich habe mit Sami Hyypiä 14 Monate gut zusammengearbeitet. Auch zu den Spielern habe ich nach wie vor einen guten Kontakt, weil die Zusammenarbeit großen Spaß gemacht hat und sehr effektiv und gut war. Ich bin also noch einen Tick stärker drin, als vielleicht andere Nachwuchs-Cheftrainer in einer vergleichbaren Position. Bei uns ist die Konstellation etwas anders, weil ich dichter dran bin. Aber für uns als Verein ist das gut. Ich kann so manche Sachen besser beurteilen.

bundesliga.de: In der Meisterschaftsfrage droht eine Langeweile, dahinter gibt es ein munteres Hauen und Stechen um fast alle Plätze. Wie bewerten Sie die Situation in der Bundesliga, die von Bayern München extrem dominiert wird? Wie spannend ist die Liga?

Lewandowski: Wer sich nur dafür interessiert, wer Deutscher Meister wird, für den ist es dann in der Tat langweilig, weil man über die Dominanz der Bayern keine Worte verlieren muss. Der Rest ist in allen Bereichen hochinteressant, der Kampf um die Champions-League-Plätze ist genauso interessant wie der Abstiegskampf. Erfrischend ist auch, dass das Niveau stimmt und die Entwicklung weitergeht. Wir haben zum ersten Mal vier deutsche Mannschaften im Achtelfinale der Champions League. Das ist eine klare Aussage, dass wir unabhängig von der Dominanz der Bayern sicherlich auch in der Spitze Europas nachrücken. Zu den Bayern muss man sagen: Wer so konstant arbeitet, der hat es auch verdient. Neid ist nicht angebracht.

bundesliga.de: Ist Platz 2 für Leverkusen machbar?

Lewandowski: Der Weg ist noch lang. Das ist alles andere als eine Trainerphrase. Die Bundesliga ist recht ausgeglichen, von den Bayern abgesehen. Man muss auch als Bayer Leverkusen und auch als Borussia Dortmund, Schalke 04 oder Borussia Mönchengladbach schaffen, an jedem Wochenende sein Limit zu erreichen und die Spiele taktisch gut, aber auch in voller Intensität zu bestreiten, um sich durchzusetzen. Es kann auch immer Phasen geben, in denen es nicht so läuft. Der Weg ist also wie gesagt lang, aber wir haben eine gute Ausgangssituation. Wir haben eine sehr stabil spielende Mannschaft, die für eine klare Spielidee steht. Wir haben eine gute Konstanz in unserem Spiel. Die Mannschaft funktioniert auch von den Typen sehr gut. Das ist alles stimmig. Deshalb wird es für die anderen extrem schwierig, uns von Platz 2 zu verdrängen.

bundesliga.de: Sie selbst sind jetzt seit sieben Monaten nicht mehr an vorderster Front. Vermissen Sie das Rampenlicht in der Bundesliga ein wenig?

Lewandowski: Ich habe den Schritt bewusst gewählt. Ich glaube, dass es für mich eine wertvolle Erfahrung ist. Beispielsweise lerne ich in der Funktion sicherlich auch, ein bisschen geduldiger zu werden. Das hat mir vielleicht als Trainer manchmal einen Tick gefehlt, wenn ich zu schnell zu viel wollte. Das ist für die Funktion, in der ich sehr konzeptionell arbeite, sehr gut. Die Konzepte, die ich derzeit versuche, in Gang zu setzen, sind Dinge, die sich erst in Monaten oder sogar Jahren auswirken und für den Verein wichtig sind. Es hat im Verein jemand in meiner Funktion gefehlt. Wir merken jeden Tag, wie wichtig diese Funktion ist, um im Nachwuchs noch strukturierter zu arbeiten und um die Verzahnung von Nachwuchs und Lizenzspielern effektiver zu gestalten. Ich werde diese Aufgabe mit Leben füllen und nicht nach ein paar Monaten wieder in den Trainerbereich wechseln. Das wird erst dann wieder ein Thema, wenn ich das Gefühl habe, dass ich einiges in Gang gesetzt habe und wieder über etwas anderes nachdenken kann. Aber das ist noch nicht der Fall. Dafür bin ich zu sehr in den Projekten drin.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski