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Bendtner: "Man wird über den VfL Wolfsburg sprechen"

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Wolfsburg - Er gilt manchen als Enfant terrible. Im Gespräch mit bundesliga.de aber erweist sich Nicklas Bendtner als aufgeräumter, reflektierter und auch höflicher Gesprächspartner. Der Däne spricht mit uns über die rasante Entwicklung der Bundesliga, über seine Schwierigkeiten, in der Startelf des starken VfL Wolfsburg Fuß zu fassen und über elegante Anzüge, schräge Hüte und Hosen mit Latz.

"Alles an diesem Verein ist top"

bundesliga.de: Herr Bendtner, Sie kennen die Serie A, die Premier League und seit neun Monaten nun auch die Bundesliga; wie ist Ihr Eindruck von der Liga und vom Fußball, der hier gespielt wird?

Nicklas Bendtner: Ich glaube, dass in der Serie A noch immer besonders großer Wert auf taktische Arbeit gelegt wird, während in der Bundesliga der intensiven Laufarbeit ein großer Stellenwert zukommt. Viel gelaufen wird zwar in jeder Profi-Liga, die Bundesliga dürfte hier aber führend sein. Trotzdem ist die Premier League meiner Meinung nach noch schneller als die Bundesliga und bleibt die schnellste Liga, in der ich gespielt habe.

bundesliga.de: Gibt es etwas, das Sie an der Bundesliga ganz besonders positiv überrascht hat?

Bendtner: Für mich bedeutet die Bundesliga eine großartige neue Erfahrung. Es gibt hier enorm viel Qualität, und die Fans sind einfach fantastisch.

"Ich möchte kein Öl ins Feuer genießen"

bundesliga.de: Hat Wolfsburg mittelfristig das Potenzial zum Bayern-Herausforderer?

Bendtner: Die Münchner haben sich über Jahrzehnte die Reputation aufgebaut, immer auf die besten Trainer und die besten Spieler setzen zu können. Alles an diesem Verein ist top. Wer da mithalten will, der muss über Jahre, ja Jahrzehnte Ähnliches leisten. Schauen Sie nach England: Liverpool ist - neben Manchester United - über Jahrzehnte die erfolgreichste Mannschaft. Und obwohl die "Reds" seit einiger Zeit kaum noch mithalten können, genießen sie weiter den Ruf als einer der besten Clubs der Premier League. Eine solche Reputation aufzubauen, das braucht Erfolge, vor allem aber Zeit. Dass der VfL Wolfsburg über großes Potenzial und Ressourcen verfügt, hat schon der Titel 2009 gezeigt. Und geht es weiter wie in dieser Saison, in der wir viele Tore erzielen und sich fast jeder, vom linken Außenverteidiger bis zum Mittelstürmer, in die Torschützenliste einträgt, bin ich sehr zuversichtlich. Dann wird man in Zukunft über den VfL als eine der besten Mannschaften der Bundesliga sprechen.

bundesliga.de: Dass Wolfsburg in der kommenden Saison Champions League spielen wird, ist so gut wie sicher,... aber auch mit Nicklas Bendtner?

Bendtner: Ich hoffe doch. Mein Vertrag läuft jedenfalls bis 2017.

bundesliga.de: Man tut Ihnen kaum Unrecht, wenn man sagt, dass Ihre erste Bundesliga-Saison nicht nach Wunsch verlaufen ist; sind Sie ein wenig enttäuscht?

Bendtner: Ich glaube eher, dass man sagen sollte "derzeit ziemlich enttäuscht".

"Ich habe mich akklimatisiert"

bundesliga.de: Wie gehen Sie damit um, wenn Sie in der Länderspielpause für Dänemark beim 3:2 gegen die USA alle drei Treffer erzielen, im Pokal gegen Freiburg aber erneut nur wenige Minuten Einsatzzeit bekommen?

Bendtner: Ich denke, dass ich in dieser Sache meine Fehler gemacht habe, und man es am besten dabei belassen sollte. Ich möchte kein Öl ins Feuer genießen, sondern mich im Training weiter anbieten.

bundesliga.de: Gibt es eine Strategie, mit der Sie solchen Enttäuschungen begegnen?

Bendtner: Ich denke, der einzige Weg ist, immer weiterzumachen,  vorwärts zu gehen. Etwas anderes bleibt einem auch nicht übrig.

bundesliga.de: Sie haben nirgendwo eine bessere Treffer-Quote als in der dänischen Nationalmannschaft; braucht also selbst ein sehr selbstsicherer Spieler wie Sie ein besonders familiäres Umfeld, um erfolgreich sein zu können?

Bendtner: In der dänischen Nationalmannschaft spiele ich in nahezu in jedem Spiel, hier nicht. Wenn ich regelmäßig spiele, treffe ich auch. Man sieht doch, wie viele Chancen wir uns in dieser Saison herausgearbeitet haben und wie viele Tore, wir in der Lage sind zu erzielen.

bundesliga.de: Ist es in dieser Situation besonders schwierig für jemanden, der lange in London gelebt hat, Zerstreuung in Wolfsburg zu finden?

Bendtner: Man muss sich anpassen. Aber es stimmt schon, dass es schwieriger wird, wenn man nicht spielt und viel mit sich selbst zu tun hat. Andersherum wäre es sicher einfacher. Aber, wie gesagt, ich habe mich akklimatisiert. Ich habe ein schönes Haus gefunden, und meine Familie und meine Freunde besuchen mich häufig.

bundesliga.de: In einem Interview haben Sie gesagt "ich bin ein ganz normaler Typ in einem herausgehobenen Job"; bedeutet dieses Rampenlicht für Sie Druck?

Bendtner: Nein, überhaupt nicht. Ich glaube, der entscheidende Punkt ist, dass Menschen, die viel in der Öffentlichkeit stehen wie Sportler, Filmstars oder Musiker, es deshalb früher leichter hatten, weil es das Internet nicht gab. Wir sitzen hier in Wolfsburg, und wenn sie wollten, könnten Sie umgehend mit zwei, drei Tasten-Klicks einen Live-Kontakt mit jemand in den USA herstellen. Egal, was einer heute macht, ob es richtig oder falsch ist, kurz darauf findet man es im Internet wieder. Damit wird man jeden Tag konfrontiert. So ist nun mal die Welt heute, damit komme ich klar. Trotzdem überlegt man sich bisweilen, ob man dieses oder jenes tut oder doch besser lässt. Denn am Ende hängt vieles davon ab, wie die Medien dich erscheinen lassen.