In den Zweikämpfen machten die Stuttgarter gegen den VfL Bochum zu häufig keine gute Figur, weswegen Christian Gentner (l.) mehr Aggressivität fordert (©Imago)
In den Zweikämpfen machten die Stuttgarter gegen den VfL Bochum zu häufig keine gute Figur, weswegen Christian Gentner (l.) mehr Aggressivität fordert (©Imago)

VfB-Kapitän Gentner: "Wir brauchen mehr Biss"

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Stuttgart - Nach der 0:2-Niederlage in Bochum und dem Aus im DFB-Pokal ist auch Christian Gentner bedient. Im Interview mit bundesliga.de zeigt sich der Kapitän des VfB Stuttgart aber ausgesprochen selbstkritisch und nimmt seine Mitspieler für die nächsten Aufgaben in die Pflicht.

"Es muss einen Hallo-wach-Effekt geben"

bundesliga.de: Christian Gentner, Ihr Sportdirektor Fredi Bobic hat betont, dass der VfB Stuttgart schon vorher um die Schwere der Aufgabe wusste. Sind Sie bereits mit einem unguten Gefühl nach Bochum gefahren?

Christian Gentner: Nein, dazu gab es keinen Grund. Wir hatten eine intensive Vorbereitung, durch die wir gut und ohne Verletzungssorgen gekommen sind. Wir waren uns zwar bewusst, dass wir auf eine Mannschaft treffen, die momentan gut drauf und schon länger im Rhythmus ist. Aber wir waren in der Favoritenrolle - und das absolut zu Recht. Dieser Rolle sind wir einfach nicht gerecht geworden.

bundesliga.de: Was hat aus Ihrer Sicht den Unterschied ausgemacht und zur Niederlage geführt?

Gentner: Sachlich betrachtet waren es die unnötigen Gegentore, die wir selbst verschuldet haben. Und wir haben sie noch zu einem ungünstigen Zeitpunkt kassiert, jeweils zu Beginn der Halbzeit. Das hat Bochum in die Karten gespielt. Aber wir haben es danach einfach nicht geschafft, spielerische Überlegenheit auszuüben und über einen längeren Zeitraum Druck aufzubauen. Wir hatten gute Ansätze, aber wir sind nicht zielstrebig genug vor das Bochumer Tor gekommen.

bundesliga.de: Hat der VfB Stuttgart aus seinen Spielanteilen, vor allem in der ersten Habzeit nach dem Gegentor, zu wenig gemacht?

Gentner: Wir hatten zwar viel Ballbesitz, haben aber nicht zwingend genug agiert, um mal in kürzerer Zeit vier, fünf hochkarätige Chancen daraus zu kreieren. Das müssen wir uns ankreiden. Und das müssen wir schleunigst verbessern.

bundesliga.de: Wie wirkt sich diese Niederlage jetzt auf den Saisonstart des VfB aus?

Gentner: Es muss jetzt einen Hallo-wach-Effekt bei uns geben! Wir haben in Bochum eine große Möglichkeit für diese Spielzeit verpasst. Im Pokal kannst Du mit ein wenig Losglück immer weit kommen. Das haben wir uns direkt am ersten Tag verbaut. Das muss jeden wachrütteln. Und jedem muss klar werden, dass wir zwar große spielerische Qualität im Kader haben. Aber es gehört eben mehr dazu, um erfolgreich zu sein. Sich nur auf das spielerische Können zu verlassen, reicht nicht. Wir brauchen mehr Aggressivität und mehr Biss in solchen Spielen.

bundesliga.de: Dauert es auch noch, bis man die Vorstellungen des neuen Trainers Armin Veh komplett umsetzen kann?

Gentner: Das mag sein. Wir hatten gegen Bochum auch drei Neuzugänge in der Mannschaft. Zwei davon sind erst kurz dabei und brauchen noch Zeit, um besser in unser Spiel integriert zu werden. Aber trotz allem: Das darf nicht als Ausrede zählen.

"Es liegt an uns, die Stimmung zu drehen"

bundesliga.de: Auch die Stimmung bei den mitgereisten Fans war nach Abpfiff im Keller, es gab wütende Reaktionen.

Gentner: Es wäre ja schlimm, wenn es nicht so wäre. Die Fans fiebern natürlich auch mit und sind enttäuscht. Zumal sie wahrscheinlich auch etwas weiter nach vorne schauen und auch unser schweres Startprogramm in der Bundesliga im Hinterkopf haben. Da war der Auftakt mit dieser Niederlage im Pokal natürlich denkbar ungünstig. Dass sich dann nach der schlechten Vorsaison und einem erneuten Dämpfer zum Auftakt Unmut breitmacht, ist nachzuvollziehen. Es liegt an uns, mit Ergebnissen die Stimmung zu drehen.

bundesliga.de: Mit welchem Gefühl blicken Sie persönlich jetzt auf den Ligastart bei Borussia Mönchengladbach?

Gentner: Natürlich bin ich erst einmal enttäuscht - nicht nur vom Ausscheiden, sondern auch von der Leistung. Das müssen wir jetzt aufarbeiten. Und dann abhaken und besser machen!

Das Gespräch führte Dietmar Nolte