Mohamed Zidan erzielte sein erstes Bundesliga-Tor seit März 2010.
Mohamed Zidan erzielte sein erstes Bundesliga-Tor seit März 2010.

"In Gedanken bei meinen Landsleuten"

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Gelsenkirchen - Einen schöneren Einstand hätte sich Mohamed Zidan nicht wünschen können. Der Ägypter traf gleich in seinem nach seiner Rückkehr zum 1. FSV Mainz 05. Dabei liegt hinter dem 30 Jahre alten Angreifer eine bewegte Woche.

Zunächst glückte nach langem Hin und Her sein Wechsel nach Mainz, dann erschütterten ihn die schlimmen Vorfälle in seiner Geburtsstadt Port Said. Im Interview gab Zidan einen Einblick in seine Gefühlswelt und erzählte, warum sein Einsatz gegen Schalke lange auf der Kippe stand und was ihm seine Ex-Kollegen aus Dortmund mit auf dem Weg gaben.

Frage: Herr Zidan, gleich in Ihrem ersten Spiel nach Ihrer Rückkehr zum 1. FSV Mainz 05 haben Sie getroffen. Ein perfekter Einstand, oder?

Mohamed Zidan:Ich bin wirklich sehr glücklich, dass ich gleich im ersten Spiel nach meiner Rückkehr zu Mainz ein Tor geschossen habe. Ich kann dieses Gefühl gar nicht beschreiben. Ich bin froh, dass ich dem Team mit meinem Tor helfen konnte. Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht und sind zufrieden, dass wir bei so einer starken Mannschaft wie Schalke 04 einen Punkt geholt haben.

Frage: Beinahe wären Ihnen sogar zwei Freistoßtore gelungen...

Zidan: Ja, gerade der Freistoß in der ersten Halbzeit flog nur ganz knapp am Tor vorbei. Ich dachte bereits, der Ball wäre drin. Schade, aber ich muss in der nächsten Zeit nun weiter hart an mir arbeiten, weil ich die Möglichkeit sehe, wieder eine gute Rolle in einer Mannschaft zu spielen.

Frage: Nach langer Zeit standen Sie heute wieder 90 Minuten lang auf dem Platz. Inwieweit hat sich die fehlende Spielpraxis noch bemerkbar gemacht?

Zidan: Ich habe lange gar nicht gespielt. Ich habe zwar in der Vorbereitung für Borussia Dortmund Spiele gemacht, aber das Tempo ist nicht so hoch wie in der Bundesliga. Man geht locker in ein Testspiel, es gibt nicht so viel Druck. Ich werde jetzt Schritt für Schritt mit der Mannschaft gehen und freue mich, dass ich viele Einsätze bekomme.

Frage: Dennoch schien es im Spiel so, als wären Sie nie weggewesen aus Mainz. Das Spielverständnis mit ihren neuen Teamkollegen klappte schon ganz gut.

Zidan: Stimmt. Wir haben heute in einem 4-4-2-System gespielt mit einer Raute im Mittelfeld. Das hat gut funktioniert. Wir haben in den letzten zwei, drei Tagen gut trainiert und ich bin froh, dass meine Teamkollegen meine Laufwege so schnell kennengelernt haben.

Frage Dabei waren die vergangenen Tage aufgrund der traurigen Ereignisse in ihrer Geburtsstadt Port Said nicht einfach für Sie.

Zidan: Es ist sehr schwer, solche Sachen zu sehen. Für mich ist es besonders schwer, weil ich in dem Verein aufgewachsen bin und in dem Stadion oft gespielt habe. Für mich war das wirklich ein Schock. Ich war die ganze Zeit in den vergangenen Tagen mit den Gedanken bei meinen verstorbenen Landsleuten und den Angehörigen. Ich habe mir gewünscht, ein Tor zu schießen. Beim Jubel habe ich mit den Händen in den Himmel gezeigt und mit den Augen hoch geguckt, weil ich damit zeigen wollte, dass sie immer in unseren Gedanken bleiben werden.

Frage: Stimmt es, dass Ihr Einsatz gegen Schalke lange Zeit auf der Kippe stand?

Zidan: Ja, ich hatte Magen-Darm-Probleme und habe in der Nacht vor dem Spiel kaum geschlafen, weil ich mich mehrmals übergeben musste. Der Arzt war bei mir und ich bekam Medikamente. Morgens sah es noch so aus, dass ich nicht spielen kann. Aber ich wollte unbedingt spielen und ich bin sehr stolz, dass es doch noch geklappt hat. Es bedeutet mir sehr viel, nach meiner Rückkehr gleich ein Tor geschossen zu haben. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich gegen Schalke treffe.

Frage: Freut Sie das Tor auch deshalb besonders, weil Sie dadurch Ihrem Ex-Verein ein wenig geholfen haben?

Zidan: Ja, auf jeden Fall. Ich habe vor dem Spiel noch mit Sebastian Kehl und Patrick Owomoyela gesprochen. Die haben zu mir gesagt: "Du musst für uns ein Tor schießen." Das bedeutet mir viel, dieses Tor Dortmund geschenkt zu haben.

Aufgezeichnet von Robin Schmidt