Sommer-Neuzugang Sokratis (r., gegen Alexander Esswein) fühlt sich bei Werder Bremen pudelwohl...
Sommer-Neuzugang Sokratis (r., gegen Alexander Esswein) fühlt sich bei Werder Bremen pudelwohl...

"In Deutschland ist Fußball attraktiver"

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München/Bremen - Normalerweise gibt es in der Bundesliga in Sachen Trikotbeflockung keine Extrawürste. Auf den Rücken der Spieler prangt der Nachname. Nicht so bei Werder Bremens Sokratis, dessen Familienname Papastathopoulos schlicht und einfach zu lange ist. Also musste man sich mit dem Vornamen des Griechen behelfen.

Im vergangenen Sommer ist der 23-Jährige aus Italien zum SV Werder Bremen gestoßen. Der Abwehrspieler ist eine Leihgabe vom FC Genua, war aber zuletzt ein Jahr für den AC Mailand am Ball, wohin er ebenfalls ausgeliehen war.

Werder hat eine Kaufoption für den Innenverteidiger, was Allofs, Schaaf und Co. sehr freuen dürfte, da sich Sokratis nach kürzester Zeit zu einer Stütze im Bremer Abwehrverbund entwickelt hat. Im Interview mit bundesliga.de spricht der ehemalige "Rossonero" über seine Deutschkenntnisse, den Konkurrenzkampf in der Abwehr und die Zeit in der Serie A.

bundesliga.de: Herr Papastathopoulos, Sie sind seit Sommer 2011 in Bremen. Wie gut haben Sie sich mittlerweile eingelebt?

Sokratis: Bremen ist eine perfekte Stadt für einen Fußballprofi, nicht zu groß, so dass man alles schnell erreichen kann. Und die Leute mögen Fußball. Fast jeder unterstützt Werder. Und es gibt hier gute griechische Restaurants. Ich genieße gerne die Küche meiner Heimat.

bundesliga.de: Wie hoch sind die sprachlichen Barrieren noch?

Sokratis: Ja, deutsch zu lernen ist nicht so leicht. Ich habe zwei Mal in der Woche Unterricht. In einem Jahr werde ich sicher ganz gut sprechen können. Italienisch war da einfacher für mich, es ist dem Griechischen auch sehr viel näher.

bundesliga.de: Wie stark macht sich das auf dem Platz bemerkbar, wie kompensieren Sie das? Gerade in der Viererkette, wo doch ständig verschoben werden muss und Kommunikation das A und O ist.

Sokratis: Auf dem Platz ist das gar kein Problem. Die wichtigsten Sachen sage ich auf deutsch. "Nach vorne" und "zurück" zum Beispiel. Englisch geht auch. Wir verstehen uns gut.

bundesliga.de: Zu Beginn der Saison mussten Sie als Außenverteidiger ran, nach Naldos erneutem Ausfall spielen Sie innen, wo Sie sich wohler fühlen. Welche Stärken können Sie dort besser ausspielen?

Sokratis: Ich glaube, ich bin taktisch sehr gut geschult. Das hilft mir auf dieser Position. Auch, um in den Zweikämpfen hart am Mann zu sein.

bundesliga.de:Sebastian Prödl ist mittlerweile wieder fit, auch Naldo wird bald wieder mitwirken können. Haben Sie Angst, Ihren Platz in der Startelf zu verlieren?

Sokratis: Ich spiele auf jeder Position, die der Trainer vorgibt, aber ich denke, es funktioniert als Innenverteidiger sehr gut. Ich glaube nicht, dass sich da für mich etwas ändert.

bundesliga.de: Geschäftsführer Klaus Allofs hat durchblicken lassen, dass er sportlich mit Ihnen sehr zufrieden ist. Sehr wahrscheinlich wird er die Option, sie fest zu verpflichten, wahrnehmen. Wollen Sie auch in Bremen bleiben?

Sokratis: Mir gefällt es in Bremen. Wir werden rechtzeitig miteinander reden.

bundesliga.de: Mit 23 haben Sie ja schon viel Erfahrung gesammelt. Sie waren mit 18 Jahren bei AEK Athen der jüngste Kapitän der Vereinsgeschichte, schnell ein Star in Ihrer Heimat. Wie groß war die Umstellung nach dem Wechsel in die Serie A, einer der besten Ligen Europas?

Sokratis: Ich musste mich an eine neue Sprache gewöhnen, war sehr jung, ohne große Erfahrung. Die ersten drei Monate waren wirklich sehr schwierig für mich. Ich habe mich in Genua voll auf die Arbeit konzentriert und bin auch schnell ins Team gekommen. Das hat mir dann sehr geholfen, um mich zu integrieren.

Sokratis: Milan ist eines der stärksten Teams der Welt. Ich hatte dort starke Konkurrenz, Nesta, Bonera, Thiago Silva, Spieler mit großer Erfahrung. Es war meine eigene Entscheidung, wieder zu gehen. In meinem Alter muss man spielen, das war mir das Wichtigste.

bundesliga.de: Wie unterscheidet sich die Bundesliga von der Serie A?

Sokratis: Sowohl sportlich als auch in Bezug auf die Mentalität der Spieler und Trainer. In Deutschland halten sich alle mehr an die Regeln, sind disziplinierter. dafür ist das Spiel in Italien sehr von der Taktik geprägt, nicht so rhythmisch und offensiv wie in Deutschland. In Deutschland ist Fußball attraktiver, in Italien ist es schwieriger zu spielen, aber ich habe dort sehr viel gelernt.

bundesliga.de: Ist die direkte Qualifikation für die Champions League mit Werder noch möglich?

Sokratis: Wir hatten und haben zu viele Ausfälle, und die Mannschaft ist sehr jung. Wir müssen jetzt erst mal konzentriert unser Ziel Europa League verfolgen.

Die Fragen stellte David Schmidt