Zum dritten Mal Präsident bei Borussia Dortmund, Ligapräsident und vor allem auch Fußballfan: Dr. Reinhard Rauball
Zum dritten Mal Präsident bei Borussia Dortmund, Ligapräsident und vor allem auch Fußballfan: Dr. Reinhard Rauball

Im Sturm des deutschen Fußballs

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Frankfurt- Peer Steinbrück, ehemaliger Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, über Dr. Reinhard Rauball zum 65. Geburtstag des BVB-und Ligapräsidenten.

Drei Mal musste er Borussia Dortmund als Präsident vor dem Absturz retten. Im Jahr 1979 mit 32 Jahren nach zwei sportlich völlig verkorksten Saisons. Im Jahr 1984 unter dem Druck eines Amtsgerichtes, dem Verein wegen zu hoher Schulden einen Notvorstand zu verpassen. Und im Jahr 2004, als es um nichts Geringeres ging, als eine Insolvenz dieses westfälischen Traditionsvereines abzuwenden. Drei Mal hatte er Erfolg - zuletzt in einem Kraftakt zusammen mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, Hans-Joachim Watzke. Nach der horrenden Schuldensumme von fast 120 Millionen Euro im Jahr 2004 ist der BVB heute finanziell konsolidiert - und legte seinen Mitgliedern und Aktionären im Geschäftsjahr 2010/2011 einen Gewinn von fast zehn Millionen Euro vor.

Justizminister im Kabinett Clement

Kennengelernt habe ich Reinhard Rauball als Kollegen in der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Er war für exakt eine Woche im März 1999 mein Justizministerkollege im Kabinett von Wolfgang Clement. Wegen eines Formfehlers als Notar trat er kurz nach seiner Ernennung zurück - und war auch in einer nächtlichen Runde am Tisch des Ministerpräsidenten nach dem Motto "Das stehen wir durch" nicht umzustimmen. Das entsprach nicht seiner Haltung, seinem Sinn für Ordnung, Charakter und Selbstschutz vor langen unfreundlichen Nachreden.

Im tiefsten Tal der Borussia aus Dortmund sahen wir uns 2004 wieder. Unter seiner Präsidentschaft gelang die wirtschaftliche Konsolidierung und der sportliche Aufstieg bis an die Tabellenspitze. Er wird als Erster bestätigen, dass viele daran mitgewirkt haben. Ich kenne kaum einen Bundesliga-Club, der vom Vorstand über die Geschäftsführung und den Trainer bis zum Aufsichtsrat so geschlossen und wechselseitig respektiert geführt wird wie der BVB. Das war und ist, neben der Mannschaft und ihrem weit über die Grenzen Dortmunds hinaus begeisternden Fußball, nicht der unwichtigste Grund für den Erfolg. Skandalgeschichten, fliegende Gegenstände, verletzende Sottisen oder Kompetenzstreitigkeiten - all das liefert der BVB unter diesem Präsidenten und der gesamten Führung des Vereins nicht.

Seit 2007 Präsident des Ligaverbands

Nun gibt es auch den glänzenden Juristen Reinhard Rauball, der sich insbesondere in der Rechtsmaterie rund um den Sport einen Namen gemacht hat. Für den deutschen Fußball ist allerdings seine Funktion als Präsident des Ligaverbandes von unschätzbarer Bedeutung. Seit 2007 vertritt er die Interessen aller 36 deutschen Proficlubs - und das offenbar so überzeugend, dass er 2010 für drei weitere Jahre gewählt wurde. In dieser Aufgabe sieht sich Reinhard Rauball mit einer weiten Palette teils höchst brisanter Themen konfrontiert. Ob es um eine Schiedsrichteraffäre, Fernsehrechte und Werbung, Anstoßzeiten und Terminpläne oder zunehmend und insbesondere die Gewalt in und um Stadien geht, der Präsident des Ligaverbandes ist gefordert. Das ähnelt einer politischen Funktion.

Zum 65. Geburtstag, den man ihm schlank und rank nicht ansieht, werden ihn verdiente Glückwünsche der Fußballgemeinde - und darüber hinaus - erreichen. Die besteht bekanntlich aus 80 Millionen potenziellen Bundestrainern.

Von Peer Steinbrück