Sebastian Kehl (l.) spielt seit Januar 2002 für Borussia Dortmund
Sebastian Kehl (l.) spielt seit Januar 2002 für Borussia Dortmund

"Im Mai werden die Früchte geerntet"

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Mönchengladbach - Borussia Dortmund blieb auch im dritten Spitzenspiel in Serie ungeschlagen. Nach den Siegen gegen den FC Bayern München und Schalke 04 reichte es für den Meister beim 1:1 beim heimstarken Namensvetter aus Mönchengladbach zu einer verdienten Punkteteilung. Vor den abschließenden beiden Bundesliga-Partien gegen den 1. FC Kaiserslautern und den SC Freiburg sprach bundesliga.de mit Mannschaftskapitän Sebastian Kehl.

bundesliga.de: Sebastian Kehl, der BVB hat am vergangenen Wochenende im Spitzenspiel der Bundesliga 1:1 in Mönchengladbach gespielt. Wie bewerten Sie das Spiel?

Sebastian Kehl: Das Gefühl, das wir alle nach dem Spiel hatten war: Es war mehr drin. Nichtsdestotrotz muss man mit einigem Abstand auch sagen, wir haben gegen eine gute Gladbacher Mannschaft gespielt. Die Borussia ist nicht umsonst auch ganz vorne mit dabei. Sie haben eine junge Mannschaft, die einen guten Fußball spielt. Aber den spielen wir auch. Wir hätten unsere eigenen Möglichkeiten besser nutzen müssen. Und wenn wir in der einen Situation etwas achtsamer gewesen wären, wäre das Spiel für uns ausgegangen.

bundesliga.de: War es ein Duell auf Augenhöhe? Sehen Sie in der Borussia einen Konkurrenten um die vorderen Plätze?

Kehl: Die Gladbacher sind ernst zu nehmen. Sie versuchen, viele Dinge fußballerisch zu lösen. Das ist unter Lucien Favre ihre Art, Fußball zu spielen. Wir haben uns dort gut präsentiert und sind meiner Meinung nach einen Schritt weiter als die Borussia. Ich hoffe, dass wir auch am Ende der Saison vor ihnen stehen werden.

bundesliga.de:Mario Götze wirkt derzeit etwas erschöpft. Ist er überspielt?

Kehl: Auf ihn prasselt viel ein. Jede Woche gibt es Diskussionen. Das ist für den Jungen nicht ganz einfach. Es würde ihm besser tun, wenn man ihm ein bisschen Ruhe lässt. Er will einfach nur Fußball spielen, das kann er hervorragend. Er braucht für sein Spiel eine gewisse Frische. Er ist für uns ein wahnsinnig wichtiger Spieler. Aber man sollte ihm auch die nötige Zeit geben.

bundesliga.de:Robert Lewandowski hat dagegen sein erstes Auswärtstor in dieser Saison erzielt. Rechnen Sie damit, dass er jetzt einen ausgibt?

Kehl: War das sein erstes Auswärtstor? Vielleicht gibt er dann einen aus. Ich lasse mich überraschen.

bundesliga.de: Wie beurteilen Sie die aktuelle Konstellation an der Tabellenspitze nach den beiden Topspielen?

Kehl: Der Sieg der Bayern gegen Bremen war nichts Überraschendes. Demnach hat es sich jetzt wieder ein bisschen gedreht. Aber ich habe schon nach unserem Sieg in München gesagt, dass die Tabellensituation im Moment unwichtig ist.

bundesliga.de: Warum ist Ihnen die Tabelle nicht wichtig?

Kehl: Wir haben jetzt Anfang Dezember, da wird noch keine Meisterschale vergeben. Und auch der Herbstmeistertitel ist am Ende irrelevant. Im Mai werden die Früchte geerntet. Dann hoffen wir, dass wir vorne dabei sind. Wenn wir so weiterspielen wie in den letzten Wochen, werden wir in den beiden Spielen in der Hinrunde unsere Punkte holen und dann sicherlich in der Rückrunde ganz gezielt vorne angreifen.

bundesliga.de: In den vergangenen neun Bundesliga-Spielen hat der BVB sieben Siege und zwei Unentschieden geholt. Wie schätzen Sie die aktuelle Verfassung der Borussia ein?

Kehl: Wir sind in einer guten Form. Wenn uns einer vor ein paar Wochen gesagt hätte, dass wir München und Schalke schlagen und in Mönchengladbach unentschieden spielen, hätte das jeder von uns unterschrieben. Bei uns wird keine Tristesse einkehren, definitiv nicht. Wir wissen aber auch, dass wir weiter hart arbeiten müssen und uns nicht darauf ausruhen können. Es ist noch ein langer Weg zu gehen.

bundesliga.de: Hat die Mannschaft jetzt wieder das Niveau und die meisterliche Form der vergangenen Saison gefunden?

Kehl: Wenn Sie aus dem, was ich gesagt habe, ableiten, dass wir wieder Meister werden können, dann sollen Sie das tun. Wir haben ein gutes Niveau. Aber alle anderen Mannschaften haben sich auch gesteigert. Sonst würden wir ja ganz alleine da vorne rumspielen.


Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski