Jens Nowotny absolvierte zwischen 1991 und 2006 insgesamt 334 Bundesliga-Spiele
Jens Nowotny absolvierte zwischen 1991 und 2006 insgesamt 334 Bundesliga-Spiele

"Ich würde Raul den Titel wünschen"

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München - Wie zigtausende Fans in ganz Deutschland fiebert auch Jens Nowotny dem Bundesliga-Start (ab 20 Uhr im Live-Ticker) entgegen. 334 Mal stand Jens Nowotny in der Bundesliga zwischen 1991 und 2006 für den Karlsruher SC und Bayer Leverkusen auf dem Rasen. Der Abwehrspieler erreichte mit beiden Clubs je ein Mal das DFB-Pokalfinale. Er wurde mit Bayer vier Mal Vizemeister, erreichte 2002 das Finale der Champions League, wurde außerdem 2006 WM-Dritter mit Deutschland. Seine aktive Laufbahn beendete Nowotny Anfang 2007 bei Dinamo Zagreb.

Im exklusiven bundesliga.de-Interview gibt Nowotny, der heute im Management der Sport-Agentur b.a.n.g.now tätig ist, erste Prognosen ab, nennt seinen Titelfavoriten und lobt Schalkes neuen Superstar Raul.

bundesliga.de: Herr Nowotny, wer ist für Sie der große Favorit auf die Meisterschale?

Jens Nowotny: Die Bayern sind wieder Titelfavorit. Sie haben ein eingespieltes Team, das letztes Jahr kurz davor stand, das "Triple" zu holen. Deshalb hat es mich nicht überrascht, dass sie diesmal keine namhaften Neuzugänge geholt haben. Die Bayern werden den Markt intensiv beobachtet haben und vielleicht werden sie ja nochmal aktiv für die Position hinten links.

bundesliga.de: Die anderen Teams können also angesichts der Münchner Stärke schon vorher die Segel streichen?

Nowotny: Ich glaube schon, dass für andere Mannschaften ein Weg am FC Bayern vorbei zur Meisterschaft führen kann. Mein alter Verein Bayer Leverkusen hat sich sehr gut verstärkt und damit auch unter Druck gesetzt. Wer Michael Ballack kauft, den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, dessen Ziel kann nur mindestens die Champions-League-Qualifikation sein. Die Konstanz muss natürlich diesmal da sein.

bundesliga.de: Den Auftakt machen die Bayern und der VfL Wolfsburg (ab 20 Uhr im Live-Ticker). Wie lautet Ihr Tipp für das Spiel?

Nowotny: Das ist natürlich gleich ein sehr interessantes Duell der beiden letzten Deutschen Meister. Ich glaube allerdings, dass die Bayern klar gewinnen werden: nicht vom Ergebnis her, aber vom Spielverlauf erwarte ich die Bayern deutlich überlegen.

bundesliga.de: In der vergangenen Saison hat Schalke 04 für Furore gesorgt. Was trauen Sie den "Knappen" - gerade mit Superstar Raul - jetzt zu?

Nowotny: Schalke ist eine weitere Mannschaft, die man zum Kreis der Titelkandidaten rechnen muss. Ich würde es Raul wünschen. Ich habe oft gegen ihn gespielt: Er ist eigentlich ganz unscheinbar, nicht besonders groß oder schnell. Aber er ist immer brandgefährlich, hat eine perfekte Technik und ein überragendes Spielverständnis. Er ist für mich ein perfekter Star, der auf dem Boden geblieben ist. Das Auftaktspiel beim Hamburger SV wird aber sehr schwer und eng für Felix Magath und Schalke. Ich erwarte ein Unentschieden.

bundesliga.de: Waren Sie überrascht von der Meldung, dass Raul statt bei den "Königlichen" zu spielen nun "königsblau" trägt?

Nowotny: Der Wechsel von Raul bestätigt, dass die Bundesliga so attraktiv ist wie nie. Die Bundesliga hat jetzt im Ausland einen Stellenwert, den wir uns hier in Deutschland wünschen. Junge Spieler wie Khedira und Özil sind wieder interessant für die die Top-Clubs, aber ich denke, dass sie als ältere Spieler wieder in die Bundesliga zurückkehren. Sie wissen, dass die Vereine hinter ihnen stehen und ihnen immer den Rücken stärken.

bundesliga.de: Ihr früherer Verein Bayer Leverkusen startet am Sonntag bei Borussia Dortmund. Wer hat da die Nase vorn?

Nowotny: Dieses Sonntagsspiel rundet den 1. Spieltag perfekt ab. Diese Partien waren immer sehr intensiv, offensiv und spannend. Ich sehe Bayer einen Tick besser als den BVB. In den Vorbereitungsspielen und zuletzt beim 11:1 im DFB-Pokal hat Leverkusen angedeutet, zu was die Mannschaft in der Lage ist.

Das Gespräch führte Stefan Kusche