Gerald Asamoah (r.) war im Spiel gegen seinen Ex-Club nur schwer zu stoppen
Gerald Asamoah (r.) war im Spiel gegen seinen Ex-Club nur schwer zu stoppen

"Ich würde es immer wieder machen"

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Hamburg - "Katastrophal, langweilig, schlimm, unterirdisch..." Holger Stanislawski war kaum zu bremsen, als er seinen Eindruck von der Partie FC St. Pauli gegen Hannover 96 widergeben sollte. "Das hatte mit Fußball nichts zu tun. Hier hatte heute keine Mannschaft einen Punkt verdient. Mehr gibt es zu dem Spiel nicht zu sagen."

Trotz der Analyse des St.-Pauli-Trainers sorgte die entscheidende Szene des Spiels für viel Gesprächsstoff und dafür, dass Hannover drei Punkte aus Hamburg mitnahm. In der 88. Minute entschied Schiedsrichter-Assistent Wolfgang Walz nach einem Schuss aus der Drehung von Gerald Asamoah auf Eckstoß für den FC St. Pauli.

"Das war außerordentlich fair"

Nach Protesten der Gäste befragte Schiedsrichter Peter Gagelmann den Ex-Hannoveraner Asamoah. Der erwies sich gegenüber seinem Heimatverein als ein fairer Sportsmann und gab zu, dass kein Gegenspieler den Ball berührt habe. Gagelmann entschied auf Abstoß.

"Ich bin sofort zu Holger Stanislawski gegangen und habe ihm zu seiner Mannschaft gratuliert. Das war außerordentlich fair", freute sich Mirko Slomka über die Ehrlichkeit seines Ex-Spielers, den er bei Hannover 96 und Schalke 04 trainiert hatte.

"Lieber einen Punkt"

Denn während Schalkes Trainer noch seinem Hamburger Kollegen gratulierte, entschied Gagelmann beim Gegenzug der Niedersachsen auf Freistoß für die Gäste, den St.-Pauli-Keeper Thomas Kessler zur Ecke abwehrte. Den Eckstoß zirkelte Sergio Pinto auf den Kopf von Christian Schulz, der zum 1:0-Endstand einnickte.

"Hätte, wenn und aber... Das ist doch müßig darüber zu reden, was passiert wäre, wenn es die Ecke gegeben hätte. Wer weiß das schon?", wollte Fabian Boll auf Nachfrage von bundesliga.de die Niederlage nicht an der Szene festmachen, auch wenn er zugab, dass er statt eines Fairnesspreises für Asamoah "lieber einen Punkt" gehabt hätte.

Schock der Niederlage sitzt tief

Der Schock der späten Niederlage saß tief beim "Hamburger Stadtmeister". Zwei Spiele nach dem gefeierten 1:0-Erfolg beim großen Nachbarn Hamburger SV ist die Angst vor dem direkten Wiederabstieg zurück.

Dass in der 15-jährigen Geschichte der Drei-Punkte-Regel noch nie ein Team abgestiegen ist, das nach 24 Spieltagen 28 Punkte auf dem Konto hatte, "ist nichts weiter als Statistik. Wir müssen konzentriert weiterarbeiten und am besten schon in Nürnberg punkten", ist Moritz Volz bewusst.

"Abstiegskampf bis zum Schluss"

Da stimmt der Außenverteidiger mit seinem Trainer überein. "Wir kämpfen weiter gegen den Abstieg", stellt Stanislawski klar. Sogar einen "Abstiegskampf bis zum Schluss", prophezeit Sportdirektor Helmut Schulte.

Ein Kampf, den Asamoah auch weiter mit fairen Mitteln führen will. "Ich wurde gefragt und habe nur die Wahrheit gesagt", beschrieb der Ex-Nationalspieler die Szene in der 88. Minute. "Man fordert immer Fair Play, und dann muss man das auch machen", so der "Fairlierer". Und Abstiegskampf hin oder her, "ich würde es immer wieder machen."

Aus Hamburg berichtet Jürgen Blöhs