Hans-Joachim Abel (r.) spielte von 1978 bis 1982 in der Bundesliga beim VfL Bochum
Hans-Joachim Abel (r.) spielte von 1978 bis 1982 in der Bundesliga beim VfL Bochum

"Ich schulde Gospodarek noch ein Bier"

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Köln - Die Treffsicherheit von Borussia Mönchengladbachs Kapitän Philip Daems vom Elfmeterpunkt ist ein Baustein des Gladbacher Höhenfluges. Alle neun Strafstöße in der Bundesliga verwandelte der Belgier - zwei bereits in dieser Saison. Er tritt damit in die Fußstapfen von Hans-Joachim Abel, der 16 Mal in der Bundesliga zum Elfmeter antrat und alle verwandeln konnte. Einmalig in der Bundesliga-Historie.

Nimmt man seine Strafstöße aus der 2. Bundesliga hinzu, bringt es der ehemalige Stürmer von Fortuna Düsseldorf, Westfalia Herne, dem VfL Bochum und Schalke 04 sogar auf 23 Treffer in 23 Versuchen. Bei bundesliga.de spricht er über seinen Rekord, verrät sein Erfolgsrezept und erklärt, warum es im Pokal vom Punkt nicht so gut funktionierte.

bundesliga.de: Guten Tag, Herr Abel. 1984 haben Sie ihre Bundesliga-Karriere beim FC Schalke 04 beendet. Was machen Sie heute?

Hans-Joachim Abel: Ich wohne seit 1987 in Liechtenstein und arbeitete als Logistiker. Nebenbei war ich lange Zeit Trainer und Spielertrainer im Amateurfußball, musste nach einem Herzinfarkt aber etwas kürzer treten. Mittlerweile geht es mir gesundheitlich wieder gut und ich fühle mich hier sehr wohl. Die Landschaft ist paradiesisch und viele Ausflugsziele liegen in der Nähe.

bundesliga.de: Sie sind gebürtiger Düsseldorfer und haben ihre Karriere auch bei der Fortuna begonnen, anschließend aber zehn Jahre im Ruhrgebiet gespielt. Welchem Ihrer ehemaligen Vereine drücken sie besonders die Daumen?

Abel: Ich wünsche allen meinen Ex-Vereinen alles Gute und finde, dass Bochum und Düsseldorf in die Bundesliga gehören. Schalke spielt dort eine gute Rolle. Gerade die Entwicklung der Fortuna ist in den letzten Jahren sehr positiv verlaufen. Die waren ja eine Zeit lang völlig weg vom Fenster.

bundesliga.de: Wissen Sie eigentlich, dass Sie einen Bundesliga-Rekord halten?

Abel: Mittlerweile ja. Als ich noch aktiv war, hatte ich von der Elfmeter-Statistik keine Ahnung. Erst wesentlich später habe ich das erfahren. Meinen 16. Bundesliga-Strafstoß habe ich 1982 verwandelt, seitdem ist der Rekord ungebrochen. Ich bin schon ein wenig stolz darauf, denn die meisten Rekorde dieser Zeit wurden mittlerweile eingestellt. Meiner noch nicht.

bundesliga.de: Verfolgen Sie denn, wenn ein Spieler die Möglichkeit hat, Ihren Rekord zu brechen?

Abel: Natürlich. Allerdings wünsche ich mir nicht, dass die Jungs verschießen. Irgendwann wird auch mein Rekord fallen, da bin ich mir sicher. Toni Polster war schon ganz dicht dran, hatte seine ersten 15 verwandelt. Genau den 16. hat er dann verschossen, ausgerechnet gegen den VfL Bochum, für den ich die meisten Bundesliga-Spiele gemacht habe. Insofern schulde ich Uwe Gospodarek noch ein Bier. Der hat den Schuss von Polster damals pariert.

bundesliga.de: Was war das Erfolgsrezept ihrer Treffsicherheit?

Abel: Zunächst einmal darf man vor der Ausführung nicht zu viel nachdenken, das verunsichert nur. Ich habe mir ganz genau überlegt, wie ich den Elfmeter schießen wollte. Bei dieser Entscheidung bin ich immer geblieben. Man sollte sich nicht mehr umentscheiden. Das wichtigste ist die totale Konzentration auf die Ausführung. Das ganze Drumherum muss man ausschalten können. Dann hat der Torwart eigentlich kaum eine Chance.

bundesliga.de: Haben Sie eher geschoben oder draufgehalten?

Abel: Das habe ich variiert. Mal habe ich mit der Seite, mal mit dem Spann abgeschlossen. Früher durften sich die Torleute vor einem Elfmeter gar nicht bewegen. Da hatte ich es sicher etwas einfacher als die Schützen heute: ein platzierter Elfmeter war praktisch immer drin.

bundesliga.de: Eigentlich sind Sie ja der lebende Beweis, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat.

Abel:(lacht) Ich hatte gehofft, Sie würden das nicht ansprechen. Es stimmt, im Pokal habe ich drei Elfmeter verschossen. An einen gegen Uerdingen kann ich mich noch ganz genau erinnern: In Krefeld ist der Zoo ganz in der Nähe des Stadions und in etwa da ist mein Ball damals gelandet. Die Konzentration war im Pokal nicht ganz so hoch wie in der Bundesliga. Auch in Freundschaftspielen habe ich den einen oder anderen Fehlschuss produziert. Zu meiner Ehrenrettung sei gesagt: Keiner der Elfmeter im Pokal war spielentscheidend.

Das Gespräch führte Florian Reinecke

Hans-Joachim "Jochen" Abel (25.06.1952) bestritt von 1973 bis 1984 183 Bundesliga-Spiele (70 Tore) sowie 103 Partien der 2. Bundesliga (45 Tore) für Fortuna Düsseldorf, Westfalia Herne, den VfL Bochum und Schalke 04.