Michael Ballack absolvierte gegen Borussia Mönchengladbach sein 236. Bundesligaspiel
Michael Ballack absolvierte gegen Borussia Mönchengladbach sein 236. Bundesligaspiel

"Ich muss noch ein bisschen Geduld haben"

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Mönchengladbach - Michael Ballack ist wieder zurück auf der großen Bundesliga-Bühne. Beim 3:1-Auswärtssieg von Bayer Leverkusen in Mönchengladbach feierte der 34-Jährige sein Comeback nach fünfmonatiger Verletzungspause in der "Werkself". Nach dem Spiel stand er bundesliga.de im Interview Rede und Antwort.

bundesliga.de: Michael Ballack, nach fünf Monaten Verletzungspause haben Sie Ihr Comeback in der Bundesliga gefeiert. Wie hat es sich angefühlt?

Michael Ballack: Auf jeden Fall besser als Trainieren. Es war schön, wieder auf dem Platz zu stehen und ins Geschehen einzugreifen. Es war ein großer Schritt und für jeden Fußballer bei so einer Kulisse schön.

bundesliga.de: Wie haben Sie sich auf dem Platz zu Recht gefunden?

Ballack: Es war gut, dass ich bei einer Führung reingekommen bin. Da hat man ein bisschen mehr Platz. Das Spiel war noch nicht entschieden, aber zumindest schon in gute Bahnen gelenkt. Am Anfang sah es nicht so aus. Da haben die Gladbacher den Unterschied in der Tabelle nicht erkennen lassen. Wir haben uns schwer getan und hatten noch mit dem letzten Spiel (1:3 gegen Dortmund, d. Red.) zu kämpfen. Aber mit dem Tor sind wir besser ins Spiel gekommen, haben höher gestanden und die Bälle früher gewonnen. Dadurch hatten wir kürzere Wege zum gegnerischen Tor und folgerichtig das 2:0 erzielt. Danach hatten wir das Spiel besser im Griff. Der Sieg war im Großen und Ganzen verdient.

bundesliga.de: Wie beurteilen Sie Ihre persönlichen Fortschritte nach der langen Verletzung?

Ballack: Erst habe ich trainiert, dann das Testspiel in Oberhausen gemacht und jetzt das Bundesliga-Spiel. Das sind große Fortschritte. Jetzt hoffe ich, dass ich irgendwann auch von Anfang an auf dem Platz stehe. Ich muss weiter arbeiten, gut trainieren und weitere Fortschritte machen. Die Spiele bringen mich weiter.

bundesliga.de: Wie haben Sie das Spiel körperlich weggesteckt?

Ballack: Ich fühle mich ganz gut. Ich habe jetzt sechs Wochen Aufbautraining, Vorbereitung und drei Wochen Mannschaftstraining gemacht. Ich habe gut Fuß gefasst. Aber nach einer halben Stunde generell zu beurteilen, wie man sich fühlt, ist schwer. Ich denke, das kann man sagen, wenn man zwei, drei Spiele über 90 Minuten gemacht hat.

bundesliga.de: Sie haben wieder eine Woche Zeit, um sich auf das nächste Spiel vorzubereiten. Trauen Sie sich einen Einsatz über 90 Minuten schon zu?

Ballack: Ich habe gut trainiert und irgendwann werde ich sicherlich auch 90 Minuten spielen. Eins ist klar und das habe ich wieder gemerkt: Die Fitness holt man sich nicht im Training oder in einem Testspiel. Dafür braucht man Bundesliga-Spiele. Da ist die Anspannung eine ganz andere, das Tempo. Das bringt Dich weiter. Gegen Gladbach habe ich den Anfang gemacht. Jetzt muss man sehen, wie es weitergeht.

bundesliga.de: Simon Rolfes war in einer ähnlichen Situation wie Sie. Er hat gesagt, er vertraut dem erfahrenen Trainer Jupp Heynckes voll und ganz, wie er ihn dosiert einsetzt. Sehen Sie das auch so?

Ballack: Ich habe Erfahrungen aus meiner Karriere, was Verletzungen betrifft und wie ich zurückkomme. Ich bin immer relativ schnell zurückgekommen, und die Trainer haben schnell auf mich gebaut. Im Moment geht Jupp Heynckes ein bisschen einen anderen Weg. Aber ich habe diesmal auch zwei schwere Verletzungen unmittelbar hintereinander erlitten. Das ist auch neu für mich. Ich muss noch ein bisschen Geduld haben.

bundesliga.de: Richten wir einen Blick auf die Gesamtsituation in der Bundesliga. Bayer Leverkusen ist jetzt wieder "Verfolger Nummer eins" der Borussia. Geht da noch etwas?

Ballack: Ich weiß, dass die Medien es gerne hätten, wenn jemand die Borussia verfolgt. Wir sind jetzt auf Platz 2, deshalb fragt Ihr uns als erstes. Aber man hat letzte Woche gesehen, dass man, wenn man Ansprüche anmelden darf, da etwas hätte zeigen und in Sachen Punkte etwas erreichen müssen. Das haben wir nicht. Im Moment können wir den Blick nach oben völlig vergessen. Die Aufgabe, Platz 2 zu erreichen, ist groß genug. Die Bayern liegen zurück. Hinter uns ist ein dichtes Gedränge. Das wird noch länger so bleiben. Wenn wir uns auf Platz 2 konzentrieren, haben wir genug zu tun.

bundesliga.de: Dass es für Bayer nicht für mehr reicht, liegt vor allem an der Heimbilanz, die in dieser Saison bislang unbefriedigend ist. Woran liegt es?

Ballack: Wir müssen besser verteidigen. Wir tun uns auswärts leichter, weil wir da einen Tick konzentrierter in der Defensive stehen. Wir kassieren weniger Tore. Zuhause wollen wir alles spielerisch lösen. Da haben wir große Defizite. Wir müssen zuhause gegen Hannover 96 nachlegen. Wir liegen auf Platz 2, wir haben eine Riesenchance gegen einen Mitkonkurrenten, uns Luft zu verschaffen und ein Ausrufezeichen an die Konkurrenz zu setzen, was uns gegen Freiburg und Dortmund nicht gelungen ist. Wir wollen den 2. Platz verteidigen und müssen nachlegen, um Selbstvertrauen für die nächsten Spiele zu bekommen. Denn eins ist klar: Wenn wir auf Dauer zuhause unsere Spiele nicht gewinnen, wird es schwer, den 2. Platz zu verteidigen, weil wir auswärts nicht immer gewinnen werden.

bundesliga.de: Sie haben das Hannover-Spiel am kommenden Freitag angesprochen. Haben Sie 96 als ernst zu nehmenden Konkurrenten auf der Rechnung?

Ballack: Wir haben jede Mannschaft, die oben steht, auf der Rechnung. Im Hinspiel hat Hannover beim 2:2 einen sehr guten Fußball gespielt. Sie haben bisher eine hervorragende Runde gespielt. Genau wie Mainz oder Bayern, die auch oben stehen. Wir wollen unseren Platz wie gesagt verteidigen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski