Klaus Augenthaler, der zuletzt als Trainer der SpVgg Unterhaching aktiv war, traut dem FC Bayern in diesem Jahr den ganz großen Coup zu
Klaus Augenthaler, der zuletzt als Trainer der SpVgg Unterhaching aktiv war, traut dem FC Bayern in diesem Jahr den ganz großen Coup zu

"Ich halte das Triple für machbar"

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München - Als Spieler wurde er mit dem FC Bayern sieben Mal Meister, drei Mal gewann er den Pokal. Nur wenige Experten kennen den Rekordmeister so genau wie Klaus Augenthaler, der nach seiner Spielerkarriere in der Bundesliga den 1. FC Nürnberg und den VfL Wolfsburg coachte und Bayer Leverkusen in die Champions League führte. Der 57-Jährige spricht im bundesliga.de-Interview über die Traumsaison der Münchner.

bundesliga.de: Herr Augenthaler, was waren für Sie die Gründe für den Durchmarsch?

Augenthaler: Erstens war für mich ausschlaggebend, dass Dortmund die Leistungen der vergangenen beiden Jahre nicht noch ein drittes Jahr bringen konnte. Die Mannschaft war in der Champions League gefordert und hat dort richtig gut gespielt. Und zweitens saß der Stachel bei den Bayern sehr, sehr tief nach zwei Jahren ohne Titel. Hinzu kam, dass die Bayern das Champions-League-Finale im eigenen Land - sogar in der eigenen Stadt - verloren haben, obwohl sie die bessere Mannschaft waren.

bundesliga.de: Haben die Bayern den BVB ein bisschen als Antreiber, als Zusatzmotivation gebraucht?

Augenthaler: Vielleicht war es einmal ganz gut für sie, dass nicht der FC Bayern im Vordergrund stand. Für die Zukunft wäre es auch nicht schlecht, wenn neben Dortmund vielleicht auch Vereine wie Schalke oder Leverkusen und der eine oder andere weitere Verein Kontrahenten der Bayern würden. Zunächst einmal haben die Bayern die Wachablösung wieder vollzogen. Sie werden wieder Meister, nachdem Dortmund die Schale in den letzten beiden Jahren hochgehalten und das Double gewonnen hat.

bundesliga.de: Halten Sie in diesem Jahr den totalen Triumph für die Bayern möglich? Können die Bayern das Triple gewinnen?

Augenthaler: Hat das eigentlich schon einmal eine Mannschaft geschafft, das Triple zu holen?

bundesliga.de: Ja, Inter Mailand vor drei Jahren, Manchester United hat das 1999 geschafft, vorher einmal der PSV Eindhoven 1988. Es kommt aber sehr selten vorher.

Augenthaler: Unabhängig vom Triple, das ich für machbar halte: Entscheidend ist, dass die Mannschaft die Meisterschaft in diesem Jahr gewinnen wird und sie auch die Bestätigung bekommen hat, dass sie zu den besten vier, fünf Clubs Europas gehört. Die Champions League ist immer so eine Sache. Es kommt auf die Auslosung an, hat man zuerst ein Heim- oder Auswärtsspiel.

bundesliga.de: Wenn Sie sich die Mannschaft anschauen: Wer ist ihr Bayern-Spieler der Saison?

Augenthaler: Ich möchte lieber den Trainer hervorheben. Jupp Heynckes hat es verstanden, in diesen breiten und hochqualifizierten Kader keine großen Unruhen aufkommen oder nach außen dringen zu lassen. Diese Truppe so am Laufen zu halten, ist der Verdienst vom Trainer. Der eine oder andere Spieler wie Robben hat ja zwischen den Zeilen einmal aufgemuckt. Aber der Trainer hat das dann zurecht gebügelt und entsprechend Klartext gesprochen. Das ist für mich das Erfolgsgeheimnis. Als Spieler könnte man Dante oder Ribery nennen.

bundesliga.de: Sie haben Jupp Heynckes selbst noch als Trainer erlebt. Was zeichnet ihn aus, wo liegen seine Stärken?

Augenthaler: Er hat einen Plan, den er zu 100 Prozent umsetzt.

bundesliga.de: Hat er sich aus Ihrer Sicht in den letzten Jahrzehnten verändert? Ist er gelassener geworden?

Augenthaler: Ja. Aber das liegt in der Natur, dass man mit 67 Jahren etwas gelassener wird, auch wenn man in dieser Tretmühle Bundesliga-Trainer steckt.

bundesliga.de: Konnten Sie die Kritik an Bastian Schweinsteiger nachvollziehen, die von Experten wie Olaf Thon oder Günter Netzer geäußert wurde?

Augenthaler: Nein. Ich kenne Schweinsteiger. Er ist für die Mannschaft sehr wichtig.

bundesliga.de: Sie haben Dante und Ribery als herausragende Spieler der Saison genannt. Warum?

Augenthaler: Dante hat die Abwehr stabilisert, Ribery hat eine hervorragende Saison gespielt. Aber auch Philipp Lahm war konstant, auch wenn er nicht außergewöhnliche Leistungen gezeigt hat. Aber wie gesagt, entscheidend war der Trainer, der dieses Gespür und Händchen besaß und bei aller Belastung immer die richtige Mannschaft aufbot.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski