Die 35. Minute: Nuri Sahin (r.) scheitert vom Elfmeterpunkt an Wolfsburgs Schlussmann Diego Benaglio
Die 35. Minute: Nuri Sahin (r.) scheitert vom Elfmeterpunkt an Wolfsburgs Schlussmann Diego Benaglio

"Ich habe selbst meinen Traum zerstört"

xwhatsappmailcopy-link

Drei Mal schon hatte Nuri Sahin in dieser Saison vom Elfmeterpunkt getroffen. Ausgerechnet im letzten Heimspiel gegen Wolfsburg aber leistete sich der 21-Jährige vom Punkt einen Fehlschuss.

Der BVB spielte 1:1; Platz 3 und die Champions League sind damit unerreichbar geworden.

Den Fans war s am Ende egal - sie feierten ihre Mannschaft für das Erreichen der Europa League. Nur Nuri Sahin haderte noch lange mit seiner verpassten Chance.

bundesliga.de: Nuri Sahin, die Fans haben die Mannschaft für das Erreichen der Europa League gefeiert. Können Sie sich gar nicht mitfreuen?

Nuri Sahin: Ich denke, in den nächsten Tagen wird es auch bei mir so sein, dass ich mich freuen kann. Aber erst einmal bin ich einfach nur traurig, dass wir gegen Wolfsburg nicht gewonnen haben. Ich nehme das zu hundert Prozent auf meine Kappe, weil ich den Elfmeter nicht verwandelt habe. Wir hätten diese Saison krönen können.

bundesliga.de: Sie hatten noch auf Platz 3 und damit die Champions League gehofft?

Sahin: Die Champions League ist ein riesiger Kindheitstraum von mir, den ich mir jetzt leider noch nicht erfüllen kann. Ich hatte das Tor auf dem Fuß und ich habe es nicht gemacht. Das tut mir für die Mannschaft unheimlich leid. Und ich habe mir selbst meinen größten Traum zerstört. Das tut einfach nur weh. Ich hoffe aber, ich werde noch öfter die Chance dazu bekommen.

bundesliga.de: Sie hadern sehr mit sich wegen des verschossenen Elfmeters. Aber der BVB hatte durchaus noch mehr Chancen, die nicht genutzt wurden.

Sahin: Wenn ich den Elfmeter verwandelt hätte, wäre das Spiel ganz anders gelaufen. Ich kann niemandem einen Vorwurf machen, dass wir am Ende insgesamt nur einen Treffer erzielt haben. Ich hatte die ganz, ganz große Chance selbst auf dem Fuß und habe sie nicht genutzt.

bundesliga.de: Haben Ihre Mitspieler Sie auch nicht aufbauen können?

Sahin: Natürlich haben das alle versucht und mir gut zugeredet. Aber das geht bei mir zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. Es tut einfach zu sehr weh.

bundesliga.de: War das Remis am Ende ein gerechtes Ergebnis?

Sahin: Wir hatten sehr viele Chancen, haben aber eben auch nur ein Tor erzielt. Wir wollten unbedingt gewinnen und haben irgendwann aufgemacht, so dass Wolfsburg Raum zum Kontern hatte. Und der VfL hat eine gute Mannschaft, die vor allem offensiv sehr stark und mit Grafite, Dzeko und Misimovic jederzeit gefährlich ist. Diese Drei verkörpern absolute Bundesligaspitze, das hat man auch beim Tor gesehen.

bundesliga.de: Die Fans haben die Mannschaft bis zum Ende lautstark angefeuert und danach trotz des Remis ausgiebig gefeiert. Wie haben Sie die Atmosphäre im Stadion empfunden?

Sahin: Die Stimmung im Stadion war sensationell, das war überragend. Die Fans haben uns vor allem in der Schlussphase nach vorne gepusht. Es ist umso trauriger, dass wir sie nicht mit einem Sieg belohnen konnten. Ich weiß, dass die Fans sehr dankbar sind und das haben sie uns nach dem Schlusspfiff auch sehr deutlich gezeigt. Ich bin auch dem lieben Gott dankbar, dass ich vor so einer Kulisse und in so einer Mannschaft spielen darf. Und ich bin dankbar, dass ich in der nächsten Saison in der Europa League spielen darf. Aber jetzt bin ich einfach nur traurig. Ich hoffe, das wird sich in den nächsten Tagen legen.

bundesliga.de: Werden Sie mit etwas Abstand dann auch zu dem Ergebnis kommen, dass der BVB stolz sein kann auf diese Saison?

Sahin: Wir haben eine sehr gute Saison gespielt und uns für den Europapokal qualifiziert. Das ist natürlich für so eine junge Mannschaft wie unsere etwas sehr Großes, auf das wir sehr stolz sein können. Aber wir hatten die Chance, etwas noch Größeres zu erreichen oder zumindest unsere Chance darauf bis zum allerletzten Spieltag zu wahren. Wir wollten diese Saison krönen. Es ist traurig, dass das nicht geklappt hat.

bundesliga.de: Es gibt auch Stimmen, die warnen, eine Qualifikation für die Champions League sei für diese junge Mannschaft auch noch zu früh gekommen.

Sahin: Das ist eine sehr theoretische Frage. Ob die Champions League für uns noch eine Nummer zu groß wäre, weiß man erst, wenn man sie gespielt hat. Und ich hätte sie sehr gerne gespielt.

bundesliga.de: Was machen Sie, wenn es demnächst einen Elfmeter für den BVB gibt?

Sahin: Eigentlich bin ich vom Punkt aus recht kaltschnäuzig. Ob der Ball reingeht, weiß man nie. Aber ich denke, ich bin stark genug, um auch den nächsten Elfmeter zu schießen. Ich denke, dass ich gestärkt aus dieser Phase herausgehen werde.

Das Gespräch führte Dietmar Nolte