Außergewöhnlich offen stellt sich Gladbachs Ibrahima Traore im Interview - © © gettyimages / Jürgen Schwarz
Außergewöhnlich offen stellt sich Gladbachs Ibrahima Traore im Interview - © © gettyimages / Jürgen Schwarz

Ibrahima Traore: "Wir stehen wie die Deppen da!"

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Mönchengladbach - Fünf Pflichtspielniederlagen in Serie - vier davon in der Bundesliga - sind eine große Hypothek für Borussia Mönchengladbach. Das weiß auch Flügelstürmer Ibrahima Traoré. In einem außergewöhnlich offenen und exklusiven Interview aber spricht er über die Gründe für die Niederlagen-Serie, über die Mechanismen, die das in den Medien in Gang setzt, und darüber, warum er trotzdem sein Selbstvertrauen nicht verloren hat.

"Geben wir nur 95 Prozent, gewinnen wir kein einziges Spiel!"

bundesliga.de: Herr Traoré, fünf Pflichtspielniederlagen in Folge, davon vier in der Bundesliga sind eine schwere Hypothek für die Borussia. Selbst die größten Optimisten unter den Fans beginnen sich ernsthafte Sorgen zu machen...

Ibrahima Traoré: Ich könnte jetzt sagen, Fußball ist eben so. Weil es Phasen gibt, in denen es nicht so gut läuft, und andere, wo alles wie von selbst zu klappen scheint. Aber das wäre zu billig. Fakt ist, dass Dinge, die nahezu in Perfektion funktioniert haben, nun überhaupt nicht mehr gelingen. Und ich kann verstehen, wenn einige Leute nun sagen: "Die sind nicht mehr bereit auch die letzten zehn Prozent zu geben“ oder "Die haben sich wohl überschätzt". Aber so ist es selbstverständlich nicht. Uns ist sehr wohl bewusst, dass wir nicht Bayern München sind und auch nicht  Borussia Dortmund, die schon wegen ihrer individuellen Klasse auch mal Spiele gewinnen, die vielleicht alles andere als gut waren. Wir müssen dagegen immer alles raushauen. Geben wir nur 95 Prozent, werden wir kein einziges Spiel mehr gewinnen.

bundesliga.de: Aber wo liegen die Gründe, dass es zurzeit überhaupt nicht läuft?

Traoré: Es ist sicherlich nicht der alleinige Grund, aber ich denke, dass wir heute anders wahrgenommen werden. Wir sind nicht mehr der Außenseiter, der alle überrascht und die Bundesliga klammheimlich aufrollt. Niemand lässt sich zurzeit von uns noch überraschen, jeder ist top vorbereitet. Und jede weitere Niederlage macht den danach folgenden Gegner noch ein bisschen selbstbewusster. Denn es ist nun mal ein deutlicher Unterschied, ob der HSV auf eine Borussia trifft, die dreimal in Serie gewonnen hat, oder auf eine, die Niederlage an Niederlage reiht.

"Wir sind diejenigen, die jetzt wie die Deppen dastehen"

bundesliga.de: An wem soll sich die Mannschaft nun aufrichten, wenn jetzt selbst die Spieler patzen, die gemeinhin für Solidität und Zuverlässigkeit stehen?

Traoré: Lassen Sie mich bitte zunächst festhalten, dass es fatal wäre, nun mit gegenseitigen Schuldzuweisungen zu beginnen. Was wäre das auch für eine Doppelmoral, wenn man einerseits immer wieder postuliert, dass man ebenso zusammen verliert wie man auch zusammen gewinnt, dann aber, wenn es hart auf hart kommt, mit dem Finger auf andere zeigt? Wir sind Tabellenletzter der Bundesliga. Niemand anders ist verantwortlich als wir selbst. Aber wir sind auch nur Menschen, die Fehler machen. Und die darüber selbst am unglücklichsten sind. Denn wir sind diejenigen, die nun als Deppen dastehen. Und es lässt niemanden kalt, wenn 50.000 Zuschauer kommen, um mit Siege zu feiern, wir aber im eigenen Stadion 0:3 verlieren. Das trifft uns mitten ins Herz!

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