Gegen den BVB hat Aaron Hunt die Defensive besser gefallen. Nach vorne hin gibt es noch Verbesserungsbedarf: "Die richtige Balance zu finden, ist unsere große Aufgabe in dieser Saison"(©Imago)
Gegen den BVB hat Aaron Hunt die Defensive besser gefallen. Nach vorne hin gibt es noch Verbesserungsbedarf: "Die richtige Balance zu finden, ist unsere große Aufgabe in dieser Saison"(©Imago)

Hunt: "Müssen die richtige Balance finden"

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Dortmund - Der BVB war dann doch noch eine Nummer zu groß für Werder Bremen, auch wenn es das Endergebnis auf den ersten Blick nicht vermuten ließe. Das hat nach der auch Werder-Offensivkraft Aaron Hunt so gesehen.

Der Stürmer weiß im Interview mit bundesliga.de aber auch eine ganze Reihe an Dingen zu nennen, die in dieser Saison bereits das Prädikat "gut" verdienen.

bundesliga.de:Aaron Hunt, die Fans feiern den SV Werder wieder, zuletzt sogar nach der Niederlage in Dortmund. Täuscht der Eindruck, oder ist die Stimmung in Bremen zurzeit richtig gut?

Aaron Hunt: Die Stimmung ist durchweg positiv, was man an der Reaktion der Fans sehen kann. Sie erkennen auch, dass wir vielleicht eine Mannschaft sind, bei der noch nicht alles klappt, die aber großen Willen und Einsatz mitbringt. Wir verteidigen unser Tor, keiner ist sich zu schade für den Rückwärtsgang, jeder wirft sich in die generischen Angriffe hinein. Das haben unsere Fans in der vergangenen Saison ein bisschen vermisst. Das sehen sie jetzt und damit können sie sich identifizieren. Im Laufe der Saison sehen unsere Anhänger dann hoffentlich auch noch besseren Offensivfußball, wie sie es eigentlich auch kennen.

bundesliga.de: Für einen Sieg in Dortmund hat es nach zuvor zwei Siegen noch nicht gereicht.

Hunt: Soweit sind wir dann doch noch nicht, dass wir auch beim BVB die Punkte mitnehmen können. Wir müssen schon ehrlich sein: Wir haben verdient verloren. Dortmund hatte eine Reihe an guten Chancen und hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Mit noch mehr Glück hätten wir vielleicht einen Punkt holen können. Ende der ersten Halbzeit hatten wir durch Marko Arnautovic eine sehr gute Chance. Aber insgesamt haben wir für zu wenige Entlastung nach vorne sorgen können.

bundesliga.de: Gegen den BVB musste Bremen 32 Torschüsse hinnehmen. Sind die Dortmunder Angriffe einfach schwer zu verteidigen oder hat Werder zu viel zugelassen?

Hunt: Die ersten 20 Minuten haben wir sehr gut gestanden, dann aber etwas den Faden verloren. In dieser Phase haben wir es den Dortmundern etwas zu einfach gemacht, wie etwa beim Lattentreffer von Kuba. Es war ein schwieriges Spiel.

bundesliga.de: Verglichen mit der vergangenen Saison sieht die Zahl der Gegentore aber deutlich besser aus. Gerade einmal ein Tor hat Werder in drei Spielen kassiert.

Hunt: Unsere Defensivarbeit sieht schon ganz gut aus. Da kann man der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Man hat auch in Dortmund wieder gesehen, dass sich jeder reinhaut, jeder noch einmal in den Schuss wirft. Wir müssen es jetzt noch hinbekommen, auch eine gute Partie nach vorne zu spielen und unsere Abwehr so zu entlasten. Ich hoffe, das wird in den nächsten Wochen noch kommen.

bundesliga.de: Was kann und muss Werder im Spiel nach vorne noch besser machen?

Hunt: Wenn wir direkt Lehren aus dem Spiel in Dortmund ziehen wollen, dann müssen wir vor allem unsere Konter besser ausspielen. Wir müssen besser in die Räume spielen, vielleicht auch noch einen Tick schneller und vor allem auch sicherer. Offensiv haben wir die Aufgabe beim BVB im letzten Jahr sicher besser gelöst, aber dafür haben wir dieses Mal defensiv deutlich besser gestanden. Die richtige Balance zu finden, ist unsere große Aufgabe in dieser Saison.

bundesliga.de: Werder hat personell in der Offensive noch einmal nachgelegt. Franco Di Santo hat gegen den BVB sein Debüt gefeiert. Was versprechen Sie sich von ihm?

Hunt: Er ist erst ein paar Tage mit im Training, aber er hatte in Dortmund einen sehr vernünftigen Einstand. Er ist eine weitere Alternative und macht unsere Offensive noch variabler. Er ist ein anderer Spielertyp als Nils Petersen, kann auch über die Außenbahn kommen. Es liegt jetzt an uns, ihn schnell in die Mannschaft und in unser Spiel zu integrieren. Ich denke, er kann uns auf jeden Fall weiterhelfen.

bundesliga.de: Könnte die Flexibilität im Offensivspiel, personell und taktisch, die große Stärke von Werder in dieser Saison werden?

Hunt: Wir haben vorne eine Menge Alternativen. Auch in Sachen Spielsystem können wir variieren. Das ist ohne Zweifel gut für uns - und schwieriger für den Gegner. Wir sind so sicher schlechter auszurechnen und können den Gegner immer mal wieder mit einer anderen Aufstellung überraschen.

bundesliga.de: Sieht man auch daran die Handschrift von Robin Dutt?

Hunt: Das stimmt, seine Handschrift war in den ersten Spielen der Saison sicher schon zu erkennen. Er ist auch ein Trainer, der gerne offensiv spielen lässt. Aber im Moment steht für uns zunächst einmal das Defensivverhalten im Vordergrund. Und damit müssen auch wir Offensivspieler uns abfinden und uns entsprechend einbringen. Für uns ist das manchmal vielleicht etwas schwieriger, aber wir müssen als Mannschaft eine geschlossene, kompakte Leistung bringen. Ich denke, wir sind da auf einem guten Weg. So lange wir weiter so verteidigen wie in den ersten Spielen, ist das absolut in Ordnung.

Das Gespräch führte Dietmar Nolte