Würdige Nachfolger: Jens Nowotny (r.) ist mit Mats Hummels (l.) und Holger Badstuber (2.v.r) zufrieden
Würdige Nachfolger: Jens Nowotny (r.) ist mit Mats Hummels (l.) und Holger Badstuber (2.v.r) zufrieden

"Hummels und Badstuber - allererste Sahne!"

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München - Bei den letzten beiden Duellen zwischen Deutschland gegen Griechenland stand er selbst noch auf dem Platz: Jens Nowotny. Im Interview mit bundesliga.de spricht der 48-malige deutsche Nationalspieler Jens Nowotny über die Partie gegen die Griechen und seine Nachfolger in der DFB-Innenverteidigung.

bundesliga.de: Herr Nowotny, als Deutschland zuletzt gegen Griechenland gewann, waren sie mit dabei. Siegen Sehen Sie Parallelen im Spielstil der Griechen von damals zu heute?

Jens Nowotny: Der Stil der Griechen hat sich in den letzten Jahren nicht großartig verändert. Sie haben schon so gespielt, als sie vor elf Jahren das letzte Mal gegen Deutschland angetreten sind. Unter Otto Rehhagel haben sie die kompakte Spielweise noch etwas verfeinert und auf Konter gesetzt.

bundesliga.de: Wie gefährlich ist die aktuelle griechische Elf? Worauf muss Deutschland aufpassen?

Nowotny: Deutschland muss aufpassen, dass es in dem Spiel nicht überheblich wird und zu sehr locken lässt. Man muss die Griechen richtig attackieren, weil sie Probleme im Spielaufbau haben. Dann muss man den Ball schnell zirkulieren lassen und überraschende Spielsituationen schaffen, die zu Toren führen. Dann müsste es einen deutlichen Sieg geben.

bundesliga.de: Wie gefallen Ihnen Ihre Nachfolger in der deutschen Defensive?

Nowotny: Sehr gut. Mats Hummels und Holger Badstuber waren in den ersten beiden Gruppenspielen herausragend. Sie haben nur ganz wenig Fehler gemacht, waren sehr zweikampfstark und auch gut im Spielaufbau. Das war allererste Sahne. Gegen Dänemark lief es nicht ganz so gut. Aber wir sprechen hier über Nuancen auf sehr hohem Niveau. Insgesamt war es top.

bundesliga.de: Und die Außenverteidiger?

Nowotny: Auch Jerome Boateng war im ersten Spiel ganz stark. Und über Philipp Lahm braucht man nicht viele Worte verlieren. Er spielt immer genau das, was gebraucht wird. Gegen Robben war er ganz stark, Robben wurde komplett aus dem Spiel genommen.

bundesliga.de: Boateng hat jetzt mit Lars Bender Konkurrenz bekommen.

Nowotny: Über die Leistung von Bender habe ich mich richtig gefreut. Am Anfang hat er bei zwei Flanken nicht so gut ausgesehen, dann aber mutig agiert und die Fehler abgestellt. Er ist ein unheimlich intelligenter Spieler, der seine Aufgabe erledigt, Selbstvertrauen gewinnt und schließlich überragend gespielt hat.

bundesliga.de: Im Mittelfeld hat Mesut Özil noch nicht so aufgetrumpft, wie er es schon oft gezeigt hat. Woran liegt das?

Nowotny: Özil ist schon alleine deshalb wichtig, weil sich die Gegner auf ihn konzentrieren und ihn wie die Dänen manchmal mit drei Mann attackieren. Er zieht die Aufmerksamkeit auf sich und schafft Räume für andere wie Bastian Schweinsteiger, der dann gegen die Niederlande die entscheidenden Pässe gespielt hat. Es ist wichtig, dass Özil spielt. Jetzt kommen die K.-o.-Spiele. Vorher muss man noch nicht alle Karten auf den Tisch legen.

bundesliga.de: Einige Spieler wie Mario Götze oder Marco Reus haben bislang noch überhaupt nicht gespielt. Rechnen Sie noch damit, dass sie ihre Chance bekommen?

Nowotny: Für den Bundestrainer sind sie auf alle Fälle eine Option. Es ist gut, dass Deutschland mit Götze oder vor allem Reus noch Spieler in der Hinterhand hat. Gerade Reus, für mich der Shootingstar der Saison, hat bewiesen, dass er Tore machen kann und er Zug zum Tor hat. Er reißt sich im Spiel auch mal den Hintern auf, um über den Kampf ins Spiel zu kommen. Das gefällt mir.

bundesliga.de: Wie gefällt Ihnen ansonsten die EM bisher?

Nowotny: Es hat bis jetzt eigentlich keine große Überraschung gegeben. Gut, die Holländer sind ausgeschieden. Aber dafür ist Portugal weitergekommen. Alle Teams, die im Viertelfinale stehen, konnte man dort auch erwarten, vielleicht mit Ausnahme der Griechen.

bundesliga.de: Wer ist Ihr Turnierfavorit? Wer wird Europameister?

Nowotny: Mein Favorit bleibt Deutschland. Spanien hat auch erst ein überragendes Spiel gemacht, sie wären beinahe in Schönheit gestorben. Ihnen fehlte es an Effektivität.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski