Mats Hummels (v.) und Borussia Dortmund sind trotz einer 1:2-Niederlage gegen Zenit St. Petersburg ins Champions-League-Viertelfinale eingezogen (© imago)
Mats Hummels (v.) und Borussia Dortmund sind trotz einer 1:2-Niederlage gegen Zenit St. Petersburg ins Champions-League-Viertelfinale eingezogen (© imago)

Hummels: "Barcelona wäre jetzt schön..."

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Dortmund - Borussia Dortmund steht trotz der 1:2-Niederlage gegen Zenit St. Petersburg im Viertelfinale der Champions League - und das kann man angesichts der vielen Verletzungssorgen gar nicht hoch genug einschätzen, meint Mats Hummels. Für die nächste Runde hat der Nationalspieler auch schon ein paar interessante Reiseziele im Auge. Die Auslosung findet am Freitag (ab 12 Uhr im Live-Ticker) statt.

Nach der Partie suchte Hummels im Interview nach Gründen für die Niederlage, sprach über die Erwartungshaltung der Zuschauer und erklärte, warum Borussia Dortmund jetzt gegen jeden Gegner der Außenseiter sein wird.

Frage: Mats Hummels, herrscht pure Freude über den Einzug ins Viertelfinale oder ärgern Sie sich auch ein bisschen über die Niederlage?

Mats Hummels: Natürlich überwiegt die Freude, auch wenn wir kein perfektes Spiel gemacht haben. Unser Ziel war es vor dieser Runde, weiterzukommen ins Viertelfinale. Und das haben wir geschafft! Natürlich hätten wir es auch lieber mit einem Spiel gemacht, in dem wir nicht in der letzten Viertelstunde noch zittern müssen.

Frage: Warum hat sich der BVB dieses Mal gegen Zenit schwerer getan als noch im Hinspiel?

Hummels: Zenit hat es sehr gut gelöst dieses Mal, viel besser als im Hinspiel. Vor allem Danny hat den Unterschied ausgemacht im offensiven Mittelfeld. Es war aber auch mal wieder wie so oft bei uns: Der Gegner nutzt seine wenigen Chancen. Wir haben mehr davon, nutzen sie aber nicht so gut. Wir hatten auch die erste große Möglichkeit durch den Kopfball von Aubameyang schon nach fünf Minuten, aber ohne Erfolg. Zenit hat so etwas wie eine mittlere Chance und zirkelt den Ball aus 30 Metern ins Tor. Dadurch wurde es unangenehmer für uns.

Frage: Ist Ihnen das Herz in die Hose gerutscht, als Hulk den Ball in den Winkel gehämmert hat?

Hummels: Natürlich weiß man in dieser Sekunde: Das ist genau das, was wir nicht gebraucht haben. Es ist ja auch ein Klassiker, dass einer aus 30 Metern abzieht, ihm der Ball noch ein bisschen über den Fuß rutscht und dann so einschlägt. Bis zum Ausgleich war ein bisschen Unsicherheit zu spüren. Aber mit dem 1:1 lief es wieder besser. Das Tor von Kehli hat uns merklich Sicherheit gegeben, bis später wiederum fast aus dem Nichts Zenit die 2:1-Führung schießt.

Frage: Sind Sie da noch einmal unruhig geworden?

Hummels: In der zweiten Halbzeit haben wir insgesamt wenig Druck aufkommen lassen von Zenit und haben den Ball selbst oft gut zirkulieren lassen. Komischerweise haben wir irgendwann damit aufgehört. Daraus ist zwischenzeitlich auch das 1:2 entstanden. Es hat sich danach für uns zwar ein bisschen schlechter angefühlt. Aber so richtige Torgefahr für die Gäste kam eigentlich nicht mehr auf.

Frage: Die Stimmung nach dem Abpfiff war nicht so euphorisch, auf den Rängen hatte es auch während des Spiels mal hörbares Murren gegeben.

Hummels: Natürlich steigen die Ansprüche, und zwar sowohl die der Mannschaft als auch die der Fans. Man spürt von den Rängen manchmal schon eine gewisse Unruhe. Und auch zu einem früheren Zeitpunkt, als es etwa vor drei, vier Jahren noch der Fall war.

Frage: Ist das eine logische Entwicklung, parallel zu den Erfolgen des BVB?

Hummels: Ich denke, so etwas ist unvermeidlich. Wenn man jahrelang so spielt, wie wir es machen, und wenn man dann auch aufgrund der vielen Verletzten eine Phase hat wie wir seit Dezember, in der es an Konstanz fehlt, dann muss man sich auf so etwas einstellen. Ich weiß aber nicht, ob man es auch verstehen muss. Denn an der Einstellung der Mannschaft liegt es nie, wenn es nicht so gut läuft. Das sollte man zumindest theoretisch auch honorieren.

Frage: Auf jeden Fall steht der BVB jetzt im Viertelfinale. Welchen Gegner hätten Sie denn gern?

Hummels: Ich hätte gerne irgendeinen Gegner, gegen den ich noch nicht gespielt habe. Barcelona wäre jetzt schön oder Manchester United. Auch gegen Chelsea habe ich noch nie gespielt. Aber im Endeffekt ist es jetzt auch wirklich wurscht, gegen wen du gelost wirst. Da sind nicht mehr so viele Teams dabei, gegen die wir haushoher Favorit sein werden.

Frage: Ist der BVB gegen jeden potentiellen Gegner der Außenseiter?

Hummels: Man muss aufgrund unserer Personalsituation sagen, dass wir jetzt wahrscheinlich gegen jede Mannschaft mindestens ein kleiner Außenseiter sind. Hätten wir alle Spieler beisammen, würde ich das anders sehen. So gehen wir als Außenseiter in die Duelle. Aber die Chance, auch den nächsten Gegner zu besiegen, haben wir trotzdem.

Frage: Die Personalsituation scheint sich auch nicht zu entspannen. Gegen Zenit musste Marcel Schmelzer verletzt vom Platz.

Hummels: Ich hoffe sehr, dass er sich nichts Schlimmes zugezogen hat. Es wäre leider sinnbildlich für unsere Saison, wenn er jetzt auch noch wieder verletzt ausfällt. Wir können nur hoffen, dass die Untersuchungen für ihn gut ausgehen. Im Laufe des Donnerstag werden wir wohl mehr wissen.

Frage: Verzichten muss der BVB im Hinspiel des Viertelfinales auf jeden Fall auf Robert Lewandowski, der dann gelbgesperrt ist. Wie schwer wiegt sein Fehlen?

Hummels: Wenn einer der besten Stürmer der Welt fehlt, ist das ganz klar ein herber Verlust. Aber wir müssen die ganze Saison schon damit klar kommen, dass immer wieder Spieler ausfallen. Wir werden auch das hoffentlich kompensieren und uns personell und taktisch etwas einfallen lassen. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt warten wir erst einmal auf unseren nächsten Gegner.

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte