Uwe Seeler hat eine ganz besondere Beziehung zu seinem Hamburger SV - © © gettyimages
Uwe Seeler hat eine ganz besondere Beziehung zu seinem Hamburger SV - © © gettyimages

HSV-Legende Uwe Seeler feiert 80. Geburtstag

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Hamburg - Idol, Vorbild, einer für alle: Uwe Seeler ist bis heute der große Stolz des Hamburger Fußballs. Am Samstag feiert "Uns Uwe" seinen 80. Geburtstag.

Video: Happy Birthday, Uwe Seeler!

Uwe Seeler kramt in der Brusttasche seines Jackets, sein Smartphone klingelt. Mal wieder. "Schön, nech?", fragt er, bevor er rangeht, und tippt mit seinem typischen Seeler-Grinsen auf die HSV-Raute auf der Rückseite: "Die hat meine Frau darauf geklebt." Seeler feixt wie ein kleiner Junge. Auch in der Krise trägt er seinen Klub wie kein Zweiter im Herzen: "Da ändert sich auch nichts dran."

Seeler lacht viel dieser Tage, aus jeder Pore dringt pure Lebensfreude. Das große Hamburger Fußball-Idol genießt die Zeit mit seiner Frau Ilka und den sieben Enkelkindern. Alles könnte perfekt sein, stünde der Hamburger SV nicht auf dem letzten Platz der Tabelle. Das drückt kurz vor Seelers 80. Geburtstag am Samstag mal wieder auf die Stimmung.

"Zurzeit sieht es ziemlich bedrohlich aus", sagt Seeler im Interview mit dem SID und legt die Stirn in Falten. Seinen Ex-Klub in dieser Situation zu sehen, gefällt ihm gar nicht. Auf dem Feld war er in seinen 476 Partien für den HSV und 72 Länderspielen für Deutschland stets vorbildlicher Kämpfer und Vollstrecker, abseits gilt er seit jeher als Musterbeispiel für Bodenständigkeit und Bescheidenheit.

"Eigentlich viel zu gut für diese Welt"

Seeler war einer der besten Mittelstürmer seiner Zeit, zwischen 1953 und 1972 verbreitete sein Name bei den gegnerischen Abwehrspielern Angst und Schrecken. Er war nicht elegant, aber er hatte unendliche Kraft. Uwe krempelte die Ärmel hoch, er arbeitete Fußball, er kämpfte, wühlte, biss, wollte. Er warf sich in den Dreck und verkörperte die Werte der jungen Bundesrepublik nach dem Krieg - Einsatz, Fleiß und ehrliche Arbeit. Was für die deutsche Industrie das "Made in Germany" war, das war Seeler für den deutschen Fußball. Dafür lieben sie ihn noch heute.

Uwes Art ist das direkte Ergebnis der Lehren seines Vaters. Der war Schutenführer im Hafen, ein Knochenjob, und predigte die Dreifaltigkeit im Hause Seeler: Bleib anständig, arbeite hart und respektiere deine Mitmenschen! "Wenn Ihr verrückt spielt, dann kriegt Ihr ein paar an die Ohren. Geld ist nicht alles", habe "Vadder Erwin" ihm und seinem Bruder eingeimpft, sagt Uwe: "Wir sind stinknormal - und das ist wunderbar. Es ist das Schönste, was man sich überhaupt wünschen kann."

Seit 57 Jahren ist er ohne Skandale mit seiner geliebten Ilka verheiratet, er fuhr nie die größten Autos und schätzt Steckrübeneintopf, Kartoffelsuppe und Grünkohl. "Er ist eigentlich viel zu gut für diese Welt", sagte Jochen Meinke, Kapitän der Hamburger Meistermannschaft von 1960, dem SID: "Uwe ist immer gutmütig geblieben." Seit 1958 wohnt Seeler im selben Bungalow in Ochsenzoll.

Uwe wird mit Sympathie fast zugeschüttet. Ein kleiner Auszug seiner Ehrungen und Verdienste: als erster Sportler überhaupt erhielt er das große Bundesverdienstkreuz, er ist Hamburger Ehrenbürger, Ehrenspielführer der Nationalmannschaft, war dreimal Fußballer des Jahres und erster Bundesliga-Torschützenkönig. Vor dem Hamburger Stadion steht sein rechter Fuß, in Bronze gegossen und vier Tonnen schwer.

Video: Ein Stück HSV-Geschichte

Legendäre Absage an Inter

Trotz seiner unzähligen Tore für den HSV und die Nationalmannschaft bleiben besonders zwei Spiele für immer mit Uwe Seeler verbunden. Nur sechs Monate nach einem Achillessehnenriss im Februar 1965 schoss der "Dicke" Deutschland gegen Schweden (2:1) zur WM nach England. Und bei der WM in Mexiko 1970 erzielte er seinen legendärsten Treffer - gegen England mit dem Hinterkopf.

Weltmeister wurde er dennoch nicht, wie 1966, als er im sagenumwobenen Finale von Wembley gegen England auf dem Platz stand. "Wenn man vier Weltmeisterschaften spielt, dann ist das ganz klar, dass man gerne auch mal Weltmeister geworden wäre. Sonst würde man lügen", sagt Seeler heute: "Aber es ging ja für mich weiter."

Seinem HSV ist er immer treu geblieben. Auch als sich Helenio Herrera meldete. 500.000 Mark Jahresgehalt netto, eine Villa und ein Auto offerierte ihm der Coach von Inter Mailand im Frühjahr 1961 - doch Seeler sagte ab und blieb in Hamburg: "Heute bin ich froh, dass ich es so gemacht habe."

Was er sich zu seinem Ehrentag wünscht? "Ich persönlich will nur gesund bleiben, damit ich noch ein paar schöne Jahre hab", sagt Seeler: "Zum 80. Geburtstag kann man sich nichts Besseres wünschen."

SID

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