Horst Hrubesch gewann mit dem HSV drei Deutsche Meisterschaften und wurde 1982 Torschützenkönig der Bundesliga
Horst Hrubesch gewann mit dem HSV drei Deutsche Meisterschaften und wurde 1982 Torschützenkönig der Bundesliga

"HSV kann die Bayern eigentlich nicht schlagen"

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München - Fünf Jahre lang stürmte Horst Hrubesch für den Hamburger SV, für den er in 159 Bundesliga-Spielen 96 Tore erzielte. Drei Mal wurde er Deutscher Meister, einmal holte er den Europapokal der Landesmeister. Die Duelle gegen die Bayern waren für ihn immer etwas ganz Besonders.

Unvergessen ist der 4:3-Erfolg des HSV in München nach 1:3-Rückstand auf dem Weg zur Meisterschaft 1982, bei dem Hrubesch den Siegtreffer in der 90. Minute erzielte. Davon sprechen sie noch heute in der Hansestadt. Im exklusiven Gespräch mit bundesliga.de schwelgt Hrubesch aber nicht in Erinnerungen, sondern spricht über die Gegenwart.

bundesliga.de: Herr Hrubesch, am Samstag empfängt der Hamburger SV den FC Bayern zum traditionsreichen Nord-Süd-Gipfel. Welchen Stellenwert hat dieses Duell in Hamburg?

Hrubesch: Es hat einen hohen Stellenwert, der sicherlich aus den achtziger Jahren stammt, als die Hamburger den Münchenern sportlich auf Augenhöhe begegneten. In den letzten Jahren hat sich das geändert. Die Favoritenrolle ist klar verteilt. Dennoch steckt in dieser Paarung immer noch eine Menge Brisanz, wenn auch in Hamburg das Derby gegen Werder Bremen vielleicht noch etwas bedeutender ist.

bundesliga.de: Was für ein Spiel erwarten Sie diesmal?

Hrubesch: Gegen die Bayern wird das Stadion wieder ausverkauft sein, die Spieler werden bis in die Haarspitzen motiviert sein. Wer in dem Spiel nicht motiviert ist, hat seinen Job verfehlt. Die Hamburger werden alles geben, sie haben aber nur dann eine Chance, wenn alles passt. Denn normalerweise ist die Qualität der Bayern weitaus höher als die des HSV, der die Bayern eigentlich, wenn alles normal läuft, nicht schlagen kann.

bundesliga.de: Machen Sie sich um "Ihren" HSV Sorgen?

Hrubesch: Wenn der HSV gegen die Bayern verlieren sollte, hängt er schnell wieder unten drin. Die danach folgenden Spiele in Köln und gegen Bremen haben es nämlich auch in sich. Sie müssen aufpassen.

bundesliga.de: Der Rückrundenstart der Bayern war nicht optimal. Wie schätzen die derzeitige Form des Tabellenführers ein?

Hrubesch: Die Bayern sind nicht besonders gut in die Rückrunde gestartet, das stimmt. Aber das sehe ich nicht als Problem an. Meistens ist es besser, etwas schwerfälliger zu beginnen als direkt in Bestform zu sein. Es ist gut, wenn man sich noch steigern kann und man Luft nach oben hat. Die Bayern kommen langsam auf Touren, Bastian Schweinsteiger war lange verletzt, aber er steigert sich auch bereits von Spiel zu Spiel.

bundesliga.de: Wen sehen Sie als härtesten Bayern-Konkurrenten im Kampf um de Meisterschaft? Borussia Dortmund?

Hrubesch: Das Rennen um die Meisterschaft wird in diesem Jahr sehr spannend. Ich kann Jürgen Klopp nur dazu beglückwünschen, wie sich Borussia Dortmund bislang präsentiert. Es ist eine Sache, Deutscher Meister zu werden. Das ist schon schwer genug. Aber noch schwerer ist es, diese Leistung zu bestätigen.

bundesliga.de: Wie schwer wiegt der Ausfall von Mario Götze?

Hrubesch: Der BVB spielt einen tollen Fußball und ist nicht von einzelnen Spielern abhängig. So kann die Mannschaft das Fehlen von Mario Götze kompensieren. Sie hat auch schon in der vergangenen Spielzeit den Ausfall wichtiger Spieler verkraftet. Im Kampf um die Meisterschaft könnte es auch ein Vorteil, dass die Borussia international nicht mehr vertreten ist. Und vielleicht steigen die Dortmunder Chancen noch einmal, wenn die Bayern den Fokus mehr auf die Champions League richten, weil sie unbedingt das Finale im eigenen Stadion erreichen wollen.

bundesliga.de: Haben Sie auch Schalke oder Mönchengladbach noch auf der Rechnung?

Hrubesch: Ja. Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach können sicher noch eingreifen. Man muss sie ernst nehmen. Wenn sie bis zwei, drei Spieltage vor Saisonende oben dranbleiben, ist alles möglich.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski