Der Hoffenheimer Sejad Salihovic (r.) erzielte gegen Borussia Dortmund seinen 19. Bundesliga-Treffer
Der Hoffenheimer Sejad Salihovic (r.) erzielte gegen Borussia Dortmund seinen 19. Bundesliga-Treffer

Hoffnung auf bessere Zeiten geweckt

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Hoffenheim - Als dann endlich alles vorbei war, hallte ein großer Schrei der Erleichterung und der Zufriedenheit durch die Rhein-Neckar-Arena. Sie hatten ja so lange nichts zu feiern bei 1899 Hoffenheim, dass die Fans in Nordbaden schon fast gar nicht mehr wussten, wie sich ein toller Sieg der eigenen Mannschaft anfühlt.

Doch seit Holger Stanislawski das Traineramt innehat, herrscht die Hoffnung, dass die zuletzt ungestillte Sehnsucht nach Leidenschaft und Begeisterung wieder geweckt werden könnte. Das 1:0 gegen den amtierenden Deutschen Meister Borussia Dortmund ließ diese Zuversicht wachsen, dass die zuletzt so unspektakulär spielende Mannschaft durch Stanislawski wieder vitalisiert werden könnte.

Stanislawski als zwöfter Feldspieler

"Stani", wie der Trainer in 18 Jahren beim FC St. Pauli nun auch in Baden genannt wird, wurde nach dem Abpfiff mit Sprechchören von den Fans bereits gefeiert wie ein Volksheld. "Heute hat sich die Mannschaft das Quäntchen Glück erarbeitet und verdient", freute sich der 1899-Trainer nach dem ersten Saisonsieg bei seinem Heimspiel-Debüt in der Rhein-Neckar-Arena. Das entscheidende Tor fiel bereits in der neunten Minute, als Sejad Salihovic einen Freistoss aus fast 30 Metern in unnachahmlicher Art in den Winkel hämmerte. Über zu viel Euphorie konnte sich Hoffenheim in den letzten Monaten sicher nicht beklagen.

Dass nun endlich wieder bessere Stimmung herrscht, machen alle am neuen Übungsleiter fest. "Der Trainer gibt uns Dinge an die Hand, vor allem im emotionalen Bereich, das tut richtig gut", sagt Kapitän Andreas Beck: "Er spielt ja mit an der Außenlinie, das tut gut." Stanislawski lebt den Fußball emotional. Bei seiner Pflichtspielpremiere in der neuen Arena rannte er an der Außenlinie herum wie ein zwölfter Feldspieler. "Ich spiele ja an der Linie nur mit zu meiner eigenen Beruhigung", sagt Stanislawski. Dass man als Trainer gefeiert werde, sei ein tolles Gefühl, das mache Lust auf mehr. Für die Fans und die Spieler ist er der große Hoffnungsträger. "Wir haben uns heute selber bewiesen, zu was wir in der Lage sind. Das muss sich einbrennen", meint Torhüter Tom Starke.

Lob vom Meistertrainer

Die zentrale Frage in Hoffenheim lautet: Kann Holger Stanislawski diese Mannschaft, die nach der Herbstmeisterschaft 2008 so tief gestürzt war, noch einmal vitalisieren? Seit Samstag keimt die Hoffnung, dass der Plan aufgehen könnte. Endlich präsentierte sich diese Ansammlung von talentierten Einzelspielern wieder als Mannschaft. Jürgen Klopp lobte, Hoffenheim sei ein unangenehmer Gegner gewesen - das hat schon lange kein gegnerischer Trainer mehr über diese Mannschaft gesagt.

"Das war heute richtiges Teamwork", lobte auch Beck: "Heute konnte man sich auf den anderen verlassen." Auch die Niederlage in Hannover brachte die Mannschaft nicht aus dem Tritt. "Im Vergleich zur letzten Rückrunde verunsichern uns Niederlagen nicht mehr." Stanislawski sagt, er schaue derzeit nicht auf Ergebnisse. Wenn sie dann aber doch positiv ausfallen, macht das natürlich trotzdem nichts. "Heute war aber viel wichtiger, dass die Mannschaft gezeigt hat, diszipliniert zu spielen."

Tobias Schächter